Max-Planck-Institute und Unimedizin Mainz geben Einblicke in Forschungsarbeiten
Von Eric Scherer
Auch Forschungsarbeiten am Max-Planck-Institut für Chemie werden von der EU gefördert. Archivfoto: Kaster
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MAINZ - „Astro-Alex“ Alexander Gerst personifiziert gegenwärtig wohl am eindrucksvollsten, wie weit Forschung in der Europäischen Gemeinschaft es bringen kann – bis in den Weltraum nämlich. „Die Europäische Union tut aber auch vor Ort Gutes“, versichert Jochen Pöttgen, Leiter der Bonner Regionalvertretung der EU. Um dies zu belegen, haben in Mainz nun die Max-Planck-Institute für Chemie und Polymerforschung sowie die Universitätsmedizin Einblicke in die Forschungsarbeit gewährt, die sie mithilfe von EU-Geldern leisten.
Eine Krawatte, von der Rotweinflecken abperlen wie Wassertropfen am Blatt einer Lotuspflanze? Professor Hans-Jürgen Butt fiel es am leichtesten, seinen Gästen in einer kleinen Demonstration zu veranschaulichen, was die flüssigkeitsabweisenden Oberflächen zu leisten vermögen, an denen er und sein Team im Projekt „SuPro“ arbeiten. Diese könnten nicht nur die Textilindustrie revolutionieren, sondern beispielsweise auch medizinisch, zum Entsalzen von Meerwasser oder zur Rückgewinnung von CO2 eingesetzt werden.
Die Forschungen von Professor Dr. Stefan Borrmann und seinen Mitarbeitern am Institut für Physik der Atmosphäre sowie der Abteilung Partikelchemie des Max-Planck-Instituts für Chemie dagegen führen in ganz andere Sphären – bis zu 20 Kilometer über die Erdoberfläche. Im Projekt „Excatro“ werden die physikalischen Eigenschaften und die chemische Zusammensetzung von Aerosol- und Wolkenpartikeln in der Atmosphäre untersucht. Die Forscher wollen so Erkenntnisse über deren natürliche und durch Menschenhand verursachte Einflüsse auf das globale Klima gewinnen.
Im Projekt „PanCareLife“ wiederum wird erforscht, inwieweit sich Spätfolgen einer Krebsbehandlung im Kinder- und Jugendalter – dies können etwa Fruchtbarkeitsprobleme oder Schwerhörigkeit sein – anhand genetischer Untersuchungen vorhersagen lassen. „PanCareLife“ wird in der Mainzer Universitätsmedizin unter Leitung von Dr. Peter Kaatsch koordiniert. Beteiligt sind insgesamt 28 Institutionen aus 13 europäischen Ländern, die unter anderem Daten von insgesamt 32 000 Betroffenen zur Auswertung zur Verfügung stellen. Womit dieses Projekt das „europäischste“ unter den vorgestellten ist.
Alle drei zusammen werden mit insgesamt elf Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (ERC) unterstützt, der seine Mittel derzeit von „Horizont 2020“ bezieht, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. „Keine dieser Forschungsarbeiten könnte von einem Land allein finanziert werden“, betonte Jochen Pöttgen. Seit 2007 wurden allein in Rheinland-Pfalz 46 Projekte vom ERC unterstützt. Über die Hälfte davon waren an der Johannes Gutenberg-Universität und an den Mainzer Max-Planck-Instituten beheimatet.
In diesem Zusammenhang wiesen Politiker und Forscher auch auf die Nachteile hin, die der „Brexit“ auf dem Feld der Wissenschaft nach sich zieht. Der europäischen Forschungsarbeit fehlen künftig Mittel und Know-how aus Großbritannien – und den Briten der Zugriff auf die Ergebnisse. „Vernetzung ist entscheidend in unserer industrialisierten globalen Welt“, so Jochen Pöttgen.
Und Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Uni Mainz, ergänzte: „In Zeiten, in denen es zunehmend europakritische Stimmen gibt, haben wir Wissenschaftler auch die Aufgabe zu zeigen, dass wir schon lange als Europäische Gemeinschaft zusammenarbeiten.“ Das dürfte auch „Astro-Alex“ von seiner ISS Raumstation aus nicht anders sehen.