Mamasté: Lisa Kauff bietet Yoga speziell für frisch gebackene Mütter an
Von Paul Lassay
Lokalredakteur Mainz
Lisa Kauff hat selbst vor drei Monaten ihre Tochter zur Welt gebracht. Deshalb könne sie sich gut in Mütter hineinfühlen. Foto: Kaster
( Foto: Kaster)
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MAINZ - Allein schon beim Zugucken droht die gesamte Oberschenkelmuskulatur wie ein überspanntes Gummi auseinander zu flitschen: Lisa Kauff sitzt kerzengerade auf ihrer Yoga-Matte im Volkspark, die Beine gerade von sich gestreckt. Dann geht die linke Hand zum rechten Fuß, umfasst diesen und zieht ihn mit gestrecktem Bein hoch. Und dazu gibt es kein schmerzverzerrtes Gesicht, sondern ein entspanntes Lächeln.
Es ist eine der letzten Übungen des Mamasté-Kurses der 32-Jährigen. Über einen Lautsprecher dirigiert sie die Teilnehmerinnen ruhig von einer Pose in die nächste. Einatmen, Oberkörper aufrichten, ausatmen. Dann haben es die etwa 20 Mütter geschafft, die eine kleine Kinderwagenburg um Kauff gebaut haben, hin und wieder ein Baby schaukeln oder füttern müssen, während die Übungen ohne Unterbrechung weitergehen. Ein sanfter Applaus beendet schließlich die Stunde.
Der Mamasté-Kurs ist eines der neuesten Angebote der Yoga-Lehrerin. In ihrem Hauptberuf als Wirtschaftsprüferin und im strategischen Marketing eines großen Konzerns pausiert Kauff gerade: Elternzeit. Vor drei Monaten hat sie selbst ihre Tochter Frida zur Welt gebracht. So kam auch die Idee zu Mamasté zustande. „Ich kann mich da gut einfühlen, wie es den Müttern geht“, erzählt Kauff. „So kann ich das Programm auch gut daran anpassen. Ich weiß, wie schwierig es ist, Sport zu machen, wenn man sich so viel um ein Baby kümmern muss.“ Da hilft es, wenn die Kinder kein Störfaktor, sondern ein elementarer Bestandteil sind. Aber die Mütter-Kurse sind längst nicht alles: Normale Yoga-Kurse, Yoga auf dem Wasser und besondere Aktionen wie ein Charity-Yoga kommen hinzu, bei dem Kauff schon mal um die 170 Teilnehmer in der Opel-Arena in die unterschiedlichsten Verrenkungen dirigiert.
Lisa Kauff hat selbst vor drei Monaten ihre Tochter zur Welt gebracht. Deshalb könne sie sich gut in Mütter hineinfühlen. Foto: Kaster Foto: Kaster
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Zwei Jahre lang will sie den Hauptberuf nun ruhen lassen. Wie es danach weitergeht? Mal schauen. „Mein Traum wäre es, irgendwann eine eigene Yoga-Schule zu eröffnen“, erzählt Kauff, die auch als Schwangere und frisch gebackene Mutter kaum von ihrem Sport abzuhalten war. „Bis in den neunten Monat habe ich unterrichtet“, erzählt sie. Passenderweise habe sie ja vorher noch eine Ausbildung als Schwangeren-Yogalehrerin abgeschlossen. Und nach der Geburt vergingen gerade einmal zwei Wochen, bis sie wieder die ersten Übungen startete. Anderen Müttern rät sie allerdings, frühestens sechs Wochen nach der Geburt wieder einzusteigen. Zum Beispiel bei Mamasté.
In ihrer kurzen Zeit als Yoga-Lehrerin erlebte Kauff den Wandel von Yoga mit – vom esoterischen Randphänomen in die Mitte der Gesellschaft. „Am Anfang haben Freunde und Bekannte noch sehr entgeistert geschaut“, erinnert sich die Mainzerin an den Beginn ihrer Ausbildung, die sie 2016 abgeschlossen hat. „Das passte nicht zusammen mit meinem BWL-Studium und meinem Job.“ Und jahrelang sei sie tatsächlich unter Dauerstress auf der Karriereleiter unterwegs gewesen, gehetzt und verbissen, „bis alles nicht mehr so richtig Sinn ergab“, wie sie erzählt. Privat und beruflich. In einem Fitnessstudio lernte sie dann Yoga kennen – und „konnte endlich wieder richtig tief durchatmen. Ich bin geradezu aus den Kursen geschwebt.“ Der Sport habe sie definitiv verändert. Schließlich sei „Mäßigung in all seinem Tun“ eine der zentralen Botschaften von Yoga. Mindestens eine halbe Stunde pro Tag verbringe sie mit den Übungen, nutze auch Spaziergänge mit der kleinen Frida für Meditationsübungen. Statt Whatsapp-Schreiben sei dann Konzentration auf den Moment angesagt, nur auf das Atmen.
Aus der Esoterik-Nische sei Yoga aber mittlerweile zum Boom-Sport geworden. Allein in Mainz gebe es unglaublich viele Angebote, wodurch sich das Phänomen weiter verbreite. Allerdings vor allem unter Frauen. Der Männeranteil unter den Kursteilnehmern liege bei zehn bis 20 Prozent bei den normalen Kursen. Auch ihren Mann Daniel, der als Chirurg an der Unimedizin arbeitet, konnte sie noch nicht dauerhaft zum Yoga bekehren. Er sei zwar sehr interessiert und habe sie selbst überhaupt erst zur Ausbildung ermutigt, sei aber selbst vorerst wieder davon abgekommen, erzählt sie.