Unter dem Motto „Queer und quirlig“ haben Stadt, der Verein Schwuguntia und Vertreter demokratischer Parteien darüber diskutiert, welcher Weg noch vor der LGBTQ-Gemeinschaft liegt.
Von Gerd Plachetka
Der Festumzug am Christopher Street Day in Mainz hat seit Jahren Tradition. Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2014.
(Archivfoto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Unbeschwert frei und vielfältig in der Stadt und seinem Umland zu leben – das hat Schwuguntia in seiner Vereinsagenda festgeschrieben. Wegen Corona musste die Mainzer Community eine zweijährige Veranstaltungspause einlegen, ist nun aber umso präsenter zurück.
Gleichstellung und Akzeptanz von LGBTIQ
Der Verein und seine Mitglieder werben eine Woche lang für die Gleichstellung und Akzeptanz von LGBTIQ und damit vor allem für die Rechte und Gleichstellung von Menschen mit den entsprechenden geschlechtlichen und sexuellen Identitäten im Kampf gegen Diskriminierung. „Jetzt Farbe bekennen!“ tituliert die Sommerschwüle – wie der Christopher Street Day (CSD) in Mainz genannt wird – seinen friedvoll-fröhlichen Umzug durch die Stadt.
„Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen“, mahnte Oberbürgermeister Michael Ebling (2. von links) beim Empfang in der Kulturei zum Auftakt der „Sommerschwüle“ inklusive Polit-Talk mit Vertretern der örtlichen LGBTQ-Vereine sowie der im Stadtrat vertretenen demokratischen Parteien.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer )
Seit Montag bekennt Mainz offiziell Farbe – will sich bunt, laut und fröhlich präsentieren. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) hat mit dem Hissen der Regenbogenflaggen am Stadthaus in der Großen Bleiche die Aktionswoche eingeläutet und ein sichtbares Zeichen im Stadtbild gesetzt.
Die veranstaltenden Vereine und die Verwaltung möchten Brücken schlagen, den Austausch untereinander fördern, ins Gespräch kommen und Menschen verbinden. Im Lauf der Woche hat es diverse Veranstaltungsangebote gegeben. Unter anderem hat das Orgateam von CSD einen Selbstverteidigungskurs als Workshop angeboten. Schließlich komme es immer wieder zu queerfeindlich-motivierten Straftaten, so der Schwuguntia-Pressesprecher Philipp Gresch. Er erinnert an den Übergriff einer Gruppe Jugendlicher auf einen 17-Jährigen in einem städtischen Nachtbus vor einigen Tagen und im Mai an die Straftaten von Darmstadt.
„Queer und Quirlig“ öffentlichen Podiumsdiskussion
Im Rahmen von „Queer und Quirlig“ hatte Michael Ebling zusammen mit der Kommunalpolitik und dem Verein Schwuguntia zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion in die Kulturei der Mainzer Zitadelle eingeladen.
Zu Beginn stand sein Dank an die örtlichen LGBTIQ-Vereine und Initiativen – besonders die Mainzer runden Tische – für deren zielgerichtete Arbeit und ihr unermüdliches Engagement. Die anschließenden Gesprächsthemen des Talks waren gleichermaßen lokal und politisch gestaltet und sollten den Fragen nachgehen: Was kann die Stadt für queere Menschen tun? Und: Was können queere Menschen für Mainz tun?
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Um sich mit diesen Themen künftig noch intensiver auseinandersetzen zu können, waren alle demokratischen Parteien des Mainzer Stadtrats auf dem Podium vertreten.
Streichung des „natürlichen Sittengesetzes“ in der Landesverfassung
Es sei einiges geschafft worden auf dem Weg zu einem gemeinsamen LGBTQ-Miteinander, „aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen“, leitet Ebling die Polit-Talkrunde ein. Erwähnt die Schutzmerkmale vor Diskriminierung im Grundgesetz des Bundes und appelliert auch an die Streichung des „natürlichen Sittengesetzes“ in der Landesverfassung. Er möchte, dass all diese Themen nicht im Schatten von anderen wichtigen Sachverhalten verschwinden.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Jana Schneiß bringt aktiv das Organ des städtischen Präventivrats ins Spiel. „Wenn wir Sichtbarkeit herstellen, können wir damit Gefahren abbauen“, sagt Schneiß im Hinblick auf die bunte Mainzer Zivilgesellschaft „wir brauchen eine öffentliche Kampagne gegen Hasskriminalität, die der Präventivrat aktiv begleiten kann“.
David Dietz (FDP) schließt sich dieser Forderung an und ergänzt, man müsse bereits in die Ausbildung von jungen Menschen solche Inhalte integrieren. Altstadt-Ortsvorsteher Dr. Brian Huck (Grüne) lobt das Engagement der Stadt, sieht generell die migrationsfeindlichen Strömungen eher als gesamtgesellschaftliches Phänomen und erinnert an seine Gespräche vor 20 Jahren mit Kurt Beck. Schon damals sei ihm deutlich geworden, dass Politik nur mittelbar Einfluss auf die Gesellschaft ausüben kann. In Mainz sehe er diese feindlichen Strömungen – einer eher schwachen AfD – nicht so stark ausgeprägt.
Dann leitet Moderator Gresch über zur Mainzer Lässigkeit – zu deren Lust am Feiern und auf den CSD-Umzug der queeren Menschen am Samstag durch die Stadt.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 05.08.2022 um 17:00 Uhr publiziert.