Die Vorschriften des Bundesamtes für Migration hätten die zeitigere Wiederaufnahme der wichtigen Lehrgänge verzögert, monieren VHS-Leitung und Oberbürgermeister.
Von Eric Scherer
So viele Teilnehmer werden demnächst nicht mehr in einem Kurs sitzen.
(Archivfoto: hbz/Judith Wallerius)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Nach über vier Monaten Corona-Unterbrechung öffnet die Volkshochschule Mainz (VHS) am Karmeliterplatz demnächst auch wieder ihre Türen für die Integrationskurse.
Wie auch andere Bildungseinrichtungen, musste die VHS ab dem 16. März komplett geschlossen bleiben. Während Ende Mai wieder bestimmte Kurse angeboten wurden, waren die Integrationskurse weiterhin unterbrochen. „Wir sind Auftragnehmer dieser Integrationskurse und arbeiten im Auftrag vom BAMF“ (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), erklärt VHS-Direktor Christian Rausch. „Wir müssen uns für diese Kurse bewerben, kriegen dann eine Zulassung und haben uns an die Konditionen, die uns das BAMF vorgibt zu halten.” Neben festgelegten Lernmaterialien ist die Größe der Gruppe, das zu zahlende Honorar für die Lehrkräfte und natürlich das Geld, das pro Kursteilnehmer vom BAMF gezahlt wird, vorgeschrieben.
Reichlich bürokratischer Aufwand, der nicht nur in Mainz für Kopfschütteln gesorgt haben dürfte. „Wir mussten warten, bis das BAMF ein neues Trägerrundschreiben herausgegeben hat, in denen die neuen Regeln drinstehen”, erklärt Rausch die lange Wartezeit auf die Integrationskurse. Diese liegen seit Juli nun vor. Bis die Kurse endgültig wieder aufgenommen werden können, dauert es jedoch noch. Erst am 4. August kann darüber entschieden werden, wenn feststeht, wie viele Kursteilnehmer aufgenommen werden können. „Es wird ein Split-Teaching geben”, berichtet die stellvertretende VHS-Direktorin Gundel Schliephake.
Da in den BAMF-Richtlinien vorgeben ist, dass nur eine Lehrkraft pro Kurs bezahlt wird, werden die Dozenten zwei parallel laufende Kurse gleichzeitig betreuen müssen. „Pro Kurs haben wir statt der üblichen über zwanzig Teilnehmer dann eine maximale Grenze von zwölf Personen pro Raum”, sagt Rausch.
„Das BAMF hat keine gute Rolle gespielt, sondern das Fortführen der Arbeit in der VHS erschwert”, bedauert auch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) den momentan „wartenden” Zustand in der VHS. „Diese lange Durststrecke ist betrüblich und blockiert für mehrere Monate das Gelingen von Integration”, so das Stadtoberhaupt. „Die Kurse sind deshalb unheimlich wichtig, weil sie für viele Menschen den ersten Kontakt mit der deutschen Sprache bedeutet. Und die ist nicht nur ein Schlüssel, sondern der Generalschlüssel für die notwendige gesellschaftliche Teilhabe.”
Neben der fehlenden Möglichkeit der VHS, ihre Integrationsarbeit zu leisten, war die Bezahlung der auf Honorarbasis beschäftigten Dozenten und Kursleiter der VHS ein gewaltiges Problem. Dank eigener Mittel der VHS und Zuschüsse der Stadt kamen rund 80 000 Euro zusammen. Viel wichtiger jedoch: Das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG), eine in der Corona-Zeit entstandene bundesgesetzliche Regelung, die soziale Einrichtungen und Dienstleister, welche ihre Arbeit nicht verrichten können, finanziell unterstützt. Fast 200 000 Euro kamen zusammen, die unter den 44 Kursleitern als Unterstützung für die vergangenen Monate ausgeschüttet wird.
Die zögerliche Wiederaufnahme bringt obendrein viele Fragezeichen mit sich. „Wir müssen komplett neu planen”, sagt Schliephake, „denn wir können nicht mit neuen Kursen starten, wenn die alten noch nicht abgeschlossen sind. Diese werden jedoch aufgrund der langen Pause nicht mit dem gewohnten Niveau abgeschlossen werden können. Den Leistungsstand von März werden viele Kursteilnehmer nicht mehr haben.“