Mainzer Tupac Orellana in Bundesvorstand der Linken gewählt
Auf dem Parteitag erhielt der Vorsitzende der Mainzer Linken-Stadtratsfraktion 42 Prozent der Stimmen. Die kriselnde Partei stehe am Anfang „eines sehr steinigen Weges“, sagt er.
Von Paul Lassay
Lokalredakteur Mainz
Tupac Orellana wurde beim Parteitag der Linken in Erfurt in den 26-köpfigen Bundesvorstand der Linken gewählt.
(Foto: Fabian Bauer)
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MAINZ/ERFURT - Die Debatte schwingt hin und her. Einmal für den Antrag zur Geschäftsordnung, dann wieder dagegen. Es wird viel gerungen auf dem Parteitag der Linken in Erfurt. Gerade geht es um die Kompetenzen des Parteivorstands, wenn es einen Verdacht sexueller oder rassistischer Übergriffe gibt. Eines der vielen Krisenthemen der Partei. Bis es eine Klärung gibt, dauert es auch in diesem Punkt sehr lange. Doch für Tupac Orellana herrscht zu diesem Zeitpunkt am Sonntag schon Klarheit: Der Vorsitzende der Mainzer Stadtratsfraktion der Linken hat es in den Bundesvorstand geschafft. Rund 42 Prozent der Stimmen erhielt er in seiner Abstimmungsrunde.
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„Ich freue mich natürlich sehr“, sagt der 36-Jährige kurze Zeit später im Gespräch mit dieser Zeitung. Mit seinem Ergebnis sei er „sehr zufrieden“, so Orellana, „vor allem vor dem Hintergrund, dass es noch nie so schwer war, vor einem Parteitag eine Prognose aufzustellen“. Welche Aufgaben er im Vorstand wahrnehmen werde, werde bei einer Klausur des Gremiums Mitte Juli entschieden. Doch habe er natürlich „Wunschfelder“. „Ich würde mich gerne um den Bereich „Arbeit und Beschäftigte“ kümmern, damit die Linke fit ist, um die Menschen bei den Auseinandersetzungen mit den Arbeitgebern zu unterstützen“, erklärt der Gewerkschaftssekretär. Doch die Entscheidung werde gemeinschaftlich bei der Klausur getroffen.
Mit dem Spitzen-Duo sei er sehr zufrieden, betont Orellana. Doch es liege nun „ein sehr steiniger Weg“ vor dem neuen Vorstand. „Wer dachte, dass der Parteitag alle Probleme regelt, ist naiv.“ Nun gehe es darum, dass „nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht“, sondern diszipliniert zusammengearbeitet werde. So müssten die Entscheidung der Mehrheit mitgetragen werden und die Minderheit dürfe sich nicht anschließend in die nächste „Talkshow setzen und etwas Anderes erzählen“. Er glaube jedoch, „dass das möglich ist, weil alle verstanden haben, dass es fünf vor zwölf ist – und dass wir den Laden zu machen können, wenn wir die Kultur und den Umgang miteinander nicht ändern.“ Innerhalb der Partei müsse mit allen Ebenen kommuniziert werden, damit sich alle mitgenommen fühlten. Die neuen Vorsitzenden brächten dafür gute Voraussetzungen mit, da sie „integrativ“ arbeiteten.
Die Partei brauche eine Konsolidierung, aber die Beschäftigung mit sich selbst dürfe „auch nicht zu lange dauern, warnt Orellana. Schließlich stehe mit der Landtagswahl in Niedersachsen im Oktober die nächste große Herausforderung an, und darüber hinaus werde die Partei im Herbst ohnehin gefordert sein, wenn inmitten von steigenden Corona-Fallzahlen und einer „gigantischen Energiekrise“ gelte, „heftige Diskussionen“ zu führen. Dann werde es darum gehen, wie man für die Kosten der Energiekrise aufkommen könne, die jetzt schon Preissprünge produziere, die sich viele Leute gar nicht mehr leisten könnten. „Das wird ein unglaublich schwieriger Herbst“, prophezeit Orellana.