Die Stadtwerke präsentieren ein Jahresergebnis von 17,2 Millionen Euro. OB Ebling betont die hohe Bedeutung der AG bei der Energieversorgung und beim ÖPNV auch in Zeiten von Corona.
Von Michael Erfurth
Lokalredakteur Mainz
Geschäftsfelder wie die Energieversorgung sorgen für eine positive Bilanz im Stadtwerke-Hochhaus.
(Foto: Harald Kaster)
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MAINZ - Ohne die Muttergesellschaft Stadtwerke könnte die Mainzer Mobilität (MM) finanziell die Corona-Krise kaum überstehen, sagte Daniel Gahr. Der Vorstandsvorsitzende der Mainzer Stadtwerke (MSW) stellte am Donnerstag nach der Aufsichtsratssitzung das Geschäftsergebnis 2019 vor und warf einen Blick auf die Auswirkungen der Pandemie auf die städtische Aktiengesellschaft.
Das Geschäftsjahr 2019 sei für die MSW mit einem Jahresergebnis von 17,2 Millionen Euro „sehr erfolgreich“ gewesen, betonte Gahr. „Das sind etwa 3,1 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor.“ 15 Millionen Euro habe die MSW der Stadt an Konzessionsabgaben überwiesen, 6,5 Millionen Euro erhielt die Stadtholding Zentrale Beteiligungsgesellschaft Mainz (ZBM) als Dividende. Darüber hinaus glich die MSW das Defizit der MM von 16,5 Millionen Euro aus.
Für 2020 rechnet Gahr bei der MM aufgrund der coronabedingt zurückgegangen Fahrgastzahlen mit einem Defizit von 25,7 Millionen Euro. Derzeit liegen die Fahrgastzahlen bei etwa 45 bis 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Ich mach mir schon Sorgen, wie sich der ÖPNV in Zukunft entwickelt“, sagte der MSW-Chef.
Es werde daher geprüft, welche geplanten Projekte der MM verschoben werden sollen. Dazu gehöre der Einsatz von vier autonom fahrenden „Emma“-Kleinbussen oder das Projekt „digitale Haltestellen“ (digitale Anzeigen statt Papierfahrpläne).
Ob es in naher Zukunft zur Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets kommt, das laut Gahr nur als gemeinsame, regionale Lösung mit den benachbarten Städten Sinn machen würde, sei eher ungewiss: „Das sehe ich derzeit nicht.“
Auch die Schließung des Taubertsberg-Sportbades seit Mitte März sorgt für Einnahmeausfälle, und zwar bei der Tochter Mainzer Stadtbad GmbH, wenn auch im Vergleich zum ÖPNV in weit geringerem Umfang.
Trotz Corona sieht Gahr die MSW auch für kommende Aufgaben gut gerüstet. Der Aufsichtsratsvorsitzende Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) betonte die Bedeutung der Stadtwerke für die Sicherstellung unter anderem der Strom-, Wasser- und Gasversorgung sowie des ÖPNV auch in der Zeit der Pandemie. „Die Stadtwerke sind für die gesicherte kommunale Daseinsvorsorge verantwortlich, unterstützen mit ihren Investitionen im zweistelligen Millionenbereich auch die regionale Wirtschaft und treiben die Entwicklung von Mainz voran.“ Das könne nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Und nicht zuletzt kommen die Gewinne den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt zugute.“
Die Stadtwerke haben im vergangenen Jahr rund 31,1 Millionen Euro in den Ausbau und den Erhalt der Netze investiert, berichtete MSW-Vorstand Dr. Tobias Brosze. Ein Schwerpunkt lag auf hohen Investitionen im Wasserbereich, gerade vor dem Hintergrund der drei Hitzejahre von 2017, 2018 und 2019. Weiterhin positiv verlaufe die Entwicklung bei den Neubaugebieten Zollhafen und Heiligkreuz-Viertel (HKV). 26 Baufelder im HKV entfallen auf die Stadtwerke, fünf davon seien bereits veräußert. Im Stadtquartier Zollhafen sind 24 von 30 Baufeldern an deutschlandweit agierende Investoren und Bauträger vermarktet worden.
Im Geschäftsfeld Erneuerbare Energien ist die MSW AG direkt oder indirekt über Tochter- und Beteiligungsgesellschaften an rund 200 Photovoltaikanlagen und 110 Windkraftanlagen beteiligt. Hinzu kommen zwölf Wasserkraftanlagen entlang der Ruhr und der Sieg. Der MSW-Anteil an der Stromerzeugung dieser EE-Anlagen belaufe sich auf rund 370 Millionen Kilowatt im Jahr – „rein rechnerisch können die MSW mit dieser Menge alle Mainzer Haushalte mit Strom aus Erneuerbaren Energien versorgen“, so Brosze. Die Einnahmen hätten einiges zum guten Jahresergebnis beigetragen.
2019 erfolgte die Gründung der Pionext Asset GmbH & CO. KG zusammen mit der EWR aus Worms und der Pfalzwerke Ludwigshafen. Das Ziel: Die drei kommunalen Unternehmen bündeln den kaufmännischen und technischen Betrieb ihrer bestehenden rund 500 Wind und Photovoltaikanlagen. Darüber hinaus möchten die drei Stadtwerke in den nächsten Jahren neue Windkraft und Photovoltaikanlagen gemeinsam voranbringen.