Mainzer „Sockelalarm#14“: Protest gegen Enge der Kunsträume
Der Sockel auf dem Mainzer Rathausplatz hat sich verschoben, Richtung Rhein; kaum noch Platz, ihn zu umrunden. Das greifen die Akteure auf – und machen eine Performance draus.
Es wird eng für die Kunst, kaum noch Platz, um den ehemals zentralen Standort zu umrunden, bespielen und betrachten: Die Kunstaktivisten beklagen eine schleichende Entwertung und Degradierung der Künste.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)
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MAINZ - (maho). Es ist mal wieder Sockelalarm, der vierzehnte. Doch an diesem heißen Sommertag scheint irgendwas anders zu sein. Tatsächlich, der Sockel hat sich verschoben, mehr Richtung Rhein. Es bleibt kaum noch Platz, ihn zu umrunden.
Bei gefühlten 40 Grad, auch wenn eine leichte Brise vom Rhein her über den Jockel Fuchs Platz streicht, bereiten sich die Studentinnen der Gruppe „putputput“, das aus dem Englischen kommt und „setzen, legen, stellen“ bedeutet, auf die bevorstehende Einweihung des neuen Sockelalarms inklusive Performance vor. Vor dem maroden Rathaus plärrt und knarrt eine überdimensionierte Klimaanlage, die die Kommunikation schon jetzt ad absurdum führt. Kulturdezernentin Marianne Grosse erinnert daran, dass der „Schlüssel des Stundenschlägers“ von Hans Arp noch immer vor dem Arp Museum in Remagen leihweise ruht und der leere Sockel verschoben wurde, um provisorischen Zelten Platz zu machen, die nach dem Rheingoldhallenbrand für Veranstaltungen dienen. Prof. Sabine Groß, die das Projekt betreut, merkt kritisch an: „Der Platz um den Sockel selbst ist massiv reduziert und er kann nicht mehr richtig umrundet werden“. Der Sockel und das Projekt Sockelalarm seien degradiert, die Betrachter eingegrenzt. „Ist das symptomatisch für das Ansehen von und Vertrauen in Kunst in der Stadt Mainz?“ Die Künstlerinnen haben sich mit dieser Frage, der Degradierung des Sockels, ausführlich befasst und mit „putputput“, wie sich die Gruppe nennt, auf eine Erweiterung des skulpturalen Projektes geeinigt. So wird es Performance, Tanz, Sprache und Sound geben, und der Sockel wird zum Träger dieser Aktionen. Zur Eröffnung ist er mit einem schwarzweißen Muster getarnt. Vom 10. bis 14 Juli wird der Sockel bespielt, und von jeder Aktion wird eine weitere „Ergebnis-Schicht“ auf den Sockel aufgetragen. Ähnlich wie es Litfassäulen ergeht.
Die Performance zum Start beinhaltet Textrezitationen von einem Schauspieler mit Warnweste und Wollmütze, sanfte Töne auf einem elektrischen Klavier werden gespielt. Trommelschläge auf den Fahnenstangen und hingebungsvoller Tanz, voller Harmonie und Zuwendung, lassen den Sockel lebendig werden und die Hitze vergessen.
AKTIONEN
Sockelalarm #14 „putputput“ mit Rania Adl-Tabatabai, Johanna Ehmke, Julia Lara Gerke, Anna Karpekin, Julia Carolin Kothe, Katrin Niklas und Stefanie Ufrecht bis 31. August; von 10. bis 14. Juli unterschiedliche Aktionen rund um den Sockel