Mainzer Politiker stellen Römer-Initiative nicht zufrieden
Was tun mit dem römischen Erbe? Das diskutierte die Initiative Römisches Mainz mit Vertretern der Parteien. Einen Stadtarchäologen wird es aus Kostengründen jedenfalls nicht geben.
Von Bernd Funke
Die Römersteine – Sorgenkinder der Initiative Römisches Mainz.
(Archivfoto: IRM)
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MAINZ - „Was tun mit unserem römischen Erbe?“ will die Initiative Römisches Mainz (IRM) wissen – und hat auch nach knapp zwei Stunden keine befriedigende Antwort der Kommunalpolitiker auf dem Podium erhalten. CDU und SPD, Grüne, FDP und ÖDP, die sich um Mandate für den nächsten Stadtrat bewerben werden, sind der Einladung des Vereins gefolgt.
Dessen Vorsitzender, Hans Marg, erinnert zu Beginn an den „weichen Standortfaktor“ Kultur, stellt die provokative Frage, ob sich Archäologie denn überhaupt „lohne“ und ob das Bemühen des Vereins um das römische Mainz denn wahrgenommen werde und sich in Beschlüssen des Stadtrats niederschlage. Eigentlich habe man das 15-jährige Bestehen von „Taberna archaeologica“ und Isis-Heiligtum, das bis jetzt 650 000 Besucher angezogen habe, im kleinen Kreis feiern wollen. Nun aber biete sich der Geburtstag des römischen Feldherrn Drusus an, unweit des Drusussteins öffentlich über das römische Erbe der Stadt zu diskutieren. Das große Interesse an der Thematik füllt den Drusus-Saal der Zitadelle.
Moderator Peter Krawietz kann sich fast darauf beschränken, ihm schriftlich vorliegende Fragen aus dem Publikum an die Parteienvertreter weiterzuleiten. Jeder darf ungehindert sein Eingangsstatement abgeben. Hannsgeorg Schönig (CDU) beginnt geschickt, lobt die IRM, die viel bewegt habe, die „als der Stachel in Politik und Verwaltung dafür sorgt, dass das Thema nicht vergessen wird“. Dann das Grundsätzliche: „Die Bewahrung des römischen Erbes hat für die CDU immer schon eine große Rolle gespielt.“ Das sei durch Anträge und Anfragen seiner Fraktion im Stadtrat nachvollziehbar. Aber die Stadt sei überfordert, man solle Bundes- und Landesmittel generieren – und ansonsten Mäzenatentum und Initiativen unterstützen.
Matthias Dietz-Lenssen (SPD) verweist auf eine Arbeitsgemeinschaft „Kulturelles Erbe“ seiner Partei, auf städtische Bezuschussungen für Drususstein-Renovierung und Bühnentheater („Natürlich muss das erhalten werden“) und hat für das IRM-Sorgenkind Römersteine einen besonderen Lösungsvorschlag – elektronische Simulationen inklusive 3D-Brillen. Kurz und knapp bezeichnet Ansgar Helm-Becker (Grüne) das römische Erbe als „hohes Gut“, weiß es gesellschaftlich und kulturell einzuordnen und ist sich sicher, dass das Thema „Römisches Mainz“ auch dem Tourismus dient. Eine Chance für weitere Arbeiten am Bühnentheater sieht Cornelia Goldenbaum (FDP) in der Neugestaltung des Areals im Zusammenhang mit dem künftigen Archäologischen Zentrum. Für die ÖDP erinnert Dagmar Wolf-Rammensee an eine Anfrage des Ortsbeirats Oberstadt von 2017, mit dem auf das „verwahrlosende“ Römische Theater hingewiesen worden sei. Jetzt erhoffe sie „ein Gesamtkonzept, nach dem im Stadtrat alle an einem Strang ziehen.“
Leidiges Thema: Finanzen. Da bleibt Dietz-Lenssen bei jährlich 250 000 Euro für das Bühnentheater, Schönig will sich nicht auf Zahlen festlegen, Helm-Becker erinnert daran, dass nur zwei Prozent des städtischen Haushalts frei verfügbar seien. Helm-Becker schilt: „Je mehr Geld für Expertisen ausgegeben wird, desto weniger kann für das Römische Mainz ausgegeben werden.“ Hoffnung auf einen Stadtarchäologen? Grüner und Liberale winken ebenso wie der Sozialdemokrat mit Hinweis auf die Aufsichtsbehörde ab, die eine solche „freiwillige Leistung“ nicht genehmigen werde.
Alt-OB Herman-Hartmut Weyel macht einen Vorschlag, wie die Stadt aus der Rolle des Zahlmeisters für die ihr gehörenden römischen Denkmäler kommen könne: „Wir verkaufen Römersteine und Bühnentheater für einen Euro an das Land.“
Schließlich Christian Friedrich Vahl, der sich gemeinsam mit seinen rotarischen Freunden schon längst um das Römische Erbe verdient gemacht hat. Vahl spricht vom „Bedürfnis der Menschen nach Originalen“, erwähnt, dass 2018 mehr Menschen in Museen als in Fußballstadien gewesen seien und ermuntert das Podium: „Wenn man will, ist es keine Frage des Geldes, sondern der Fantasie.“ Und dann will er wissen, was man in drei Jahren im Bühnentheater gemacht haben will: Aufräumen, bespielbar machen (SPD), bespielbar machen und Toiletten einrichten (ÖDP), Toiletten und Überdachung (FDP) sind die Antworten. Die Ausgangsfrage „Was tun mit unserem römischen Erbe?“ wurde dennoch nicht befriedigend beantwortet.