Mainzer Mobilitätstag: Viele Fragen in Zeiten des Umbruchs
Orientierung stiften durch Information - dieser Ansatz stand im Mittelpunkt des ersten Mainzer Mobilitätstags auf dem VRM-Gelände in Mainz.
Von Torben Schröder
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MAINZ - Mobilität ist in aller Munde, und die Geschehnisse rund um die IAA in Frankfurt zeigen, dass das Thema immer stärker emotional aufgeladen wird. „Man weiß nicht mehr, was man kaufen soll“, sagt Sebastian Kreuser, Geschäftsführer der RAM regio GmbH, die gemeinsam mit der VRM den ersten Mainzer Mobilitätstag organisiert hat. Orientierung stiften durch Information, darum geht es. Elf Automobilmarken haben auf dem Gelände der VRM in Mainz ihre Innovationen in Sachen E-Antrieb und Hybrid-Technologie vorgestellt, flankiert von Podiumsdiskussionen und Fachvorträgen. Und natürlich konnten auch E-Scooter ausprobiert werden.
Die elektrischen Tretroller stehen durchaus sinnbildlich für die Mobilität insgesamt. Es wird viel ausprobiert, es gibt Trends und Hypes, aber das Gros der Strecken wird weiter mit einem Benzin- oder Dieselbetriebenen Pkw absolviert. „Für die E-Roller würde in Mainz keiner sein Auto stehen lassen“, sagt Oberbürgermeister Michael Ebling. Eher handele es sich um ein Hilfsmittel für Fußgänger. Aber müssen E-Roller, die Fußwege ersparen, Abend für Abend massenweise mit dieselbetriebenen Kleinbussen eingesammelt werden? Es ist, wie Ebling sagte, eine „Phase des Umbruchs“, die lauter Fragen aufwirft.
Wachsender Trend des Car-Sharing
Bezahlbar, aber auch profitabel lautet eine der Bruchlinien dieses Modernisierungsprozesses, die Bernd Koslowski, Mitglied der Geschäftsleitung der VRM, benennt. Mobilität soll effizient und umweltschonend sein, aber Innovationen müssen auch am Markt landen. Über allem steht das Funktionieren der räumlichen Vernetzungen. Welche starken Effekte beispielsweise die Sperrung einer Autobahnbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden auf die regionale Wirtschaft hat, war zu beobachten. Mobilität, unterstreicht Koslowski, ist die Basis von Wirtschaft und Arbeitsplätzen.
Der Mainzer Mobilitätstag der VRM.
(Foto: Sascha Kopp)
„Wir reden über Flugscham und sind nicht mal in der Lage, mit der Bahn die bestehenden Verkehre aufzufangen“, sagte VRM-Redakteur Markus Lachmann, der ebenso wie der Chefredakteur der Echo-Medien, Lars Hennemann, die Podiumsrunden moderiert hatte. Widersprüche über Widersprüche, die an Grundsätzlichem rühren. Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt benannte den Individualverkehr als „freiheitliches Thema“, und Kreuser ist sich sicher, dass der Pkw das „ausschlaggebende Verkehrsmittel“ bleiben wird. Allerdings wandeln sich Technologien und auch die Handhabung, wie der gerade in Studentenstädten wachsende Trend zum Car-Sharing zeigt.
Für Kreuser ist das Elektroauto eine Brückentechnologie, für Reiner Dölger aus dem rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium die Lösung für die Zukunft. Aber dann muss, fordert Martin Kloos vom Ingelheimer Autohaus am Rüsterbaum, der Staat massiv die Ladeinfrastruktur voranbringen, denn privatwirtschaftlich sind Ladestationen schlichtweg unrentabel.
Aber wo kommt all der Strom her? Was helfen andere Antriebsarten bei Staus und vollen Innenstädten? Setzt sich der Wasserstoff-Antrieb durch? Wie viel Kahlschlag der heimischen Wirtschaft nimmt man in Kauf, um welche Ziele zu erreichen? „Der Individualverkehr wird im Fokus bleiben, das Konzept Fahrzeug wird sich diversifizieren“, sagt Dölger. Aber fährt es irgendwann von selbst? Die Debatten beginnen erst. Ein zweiter Mobilitätstag kommendes Jahr ist geplant.