Mainzer Entsorgungsbetrieb testet vollelektrisches Müllauto aus der Schweiz
Sauber und leise: Seit kurzem ist das Fahrzeug in der Stadt Thun im Einsatz, insgesamt fünf elektrische Müllwagen des Herstellers fahren in der Schweiz, Stückpreis 500 000 Euro.
Von Julia Bernigau
Volontärin
Das hochmoderne Fahrzeug aus der Schweiz ist probeweise im Einsatz. Die Alternative zum Dieselantrieb könnte einen Beitrag zur Luftverbesserung leisten.
(Foto: Harald Kaster)
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MAINZ - „Futuricum Collect 26E“ ist nicht die Bezeichnung eines Raumschiffs aus einer Star Trek-Folge, sondern die Antwort des Mainzer Entsorgungsbetriebes auf die Diesel-Debatte. Man möchte auch in der Müllentsorgung alternative Wege gehen. Aus diesem Anlass hat der Entsorgungsbetrieb zusammen mit Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) ein vollelektrisches Müllfahrzeug getestet. Am Donnerstag hatte „Futuricum Collect 26E“ seine erste Fahrt. Ab 6.30 Uhr sammelte das Fahrzeug den Papiermüll in der Mainzer Innenstadt ein. Doch hatte der vollelektrische Müllwagen bereits eine längere Reise hinter sich, da der Hersteller der Fahrzeuge aus der Schweiz kommt. Seit einem Jahr ist das Fahrzeug in der Stadt Thun im Einsatz, insgesamt fünf elektrische Müllwagen der Futuricum AG fahren in der Schweiz.
„In Deutschland gibt es noch keine Hersteller für vollelektrische Müllwagen, daher war in der Schweiz der nächstgelegene Anbieter“, sagt der Einsatzleiter des Entsorgungsbetriebes Reinhard Schaerf, „ein Hersteller aus Asien wäre für mögliche Reparaturen keine wirtschaftliche Option.“
Doch die Zukunft der Müllentsorgung hat auch ihren Preis. Etwa 500 000 Euro – und damit doppelt so viel wie ein Dieselfahrzeug – kostet die elektrische Alternative. Die Müllwerker, die das Fahrzeug an jenem Morgen testen durften, waren zumindest begeistert. „Das Fahrerhaus sieht aus wie das Cockpit in einem Flugzeug und das Fahrzeug fährt schneller als ein konventioneller Müllwagen an“, sagt der Fahrer des Entsorgungsbetriebs. Die Handgriffe für die Müllwerker, die hinten am Wagen mitfahren, sind zusätzlich gewärmt. Doch der wohl größte Gewinn für Müllwerker und Anwohner ist die Stille, denn es fallen in der elektrischen Variante keine lärmenden Motorengeräusche an.
„Man muss sich nicht anschreien, um den anderen zu verstehen“, sagt ein Müllwerker, „das kostet weniger Nerven.“
Doch einen Nachteil könnte das nahezu lautlose Fahren haben: In der Innenstadt hören möglicherweise Passanten das Fahrzeug nicht. Für diesen Fall gibt es zwar ein Fußgängersignal, doch dieses muss vom Fahrer wiederholt bedient werden. Ob ein dauerhafter Innenstadt-Einsatz sinnvoll wäre, ist vor diesem Hintergrund fraglich, findet der Müllwerker.
Ob und wann die elektrischen Müllwagen auch auf den Mainzer Straßen zum Einsatz kommen, steht noch nicht fest. Um die Fahrzeuge finanzieren zu können, benötigt die Stadt Mainz Mittel aus dem Dieselfond der Bundesregierung. Zwei elektrische Kehrmaschinen sind bereits bestellt, sagt Eder.