Mainzer Bibelturm-Gegner zerrupfen Finanzkonzept: „Das Ding ist nicht entscheidungsreif“
Bei einer neuerlichen Diskussion um den geplanten Bibelturm positionierte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner als Kritiker des Bauvorhabens. Er bezweifelte, dass die zur Verfügung stehenden fünf Millionen Euro ausreichen. „Das Ding ist nicht entscheidungsreif“, lautet sein Fazit.
Von Paul Lassay
Lokalredakteur Mainz
Im Haus am Dom diskutierten (v.l.) Hartmut Fischer, Dr. Claudius Moseler, Johannes Gerster und Gerd Schreiner unter der Moderation von Volker Angres. Foto: hbz/Stefan Sämmer
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MAINZ - Am Anfang verzieht Gerd Schreiner einmal das Gesicht. Als einer der „Stars“ des Abends wird er von Moderator Volker Angres angekündigt. Das scheint ihm dann doch etwas viel. Aber mit seinem Auftritt als Experte wird der CDU-Landtagsabgeordnete zu einer wichtigen Stimme in den letzten Wochen vor der Bibelturm-Abstimmung. Bisher eher am Rand der Debatte, drängt er nun ins Zentrum.
Dabei ist Schreiners Ablehnung des Turms nicht so absolut, wie die der anderen Experten auf dem Podium. Neben ihm sitzen dort CDU-Urgestein Johannes Gerster, Claudius Moseler von der ÖDP und Hartmut Fischer vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz.
Während die drei den Turm mehr oder weniger komplett ablehnen, hat Schreiner als Architekt durchaus etwas für ihn übrig. „Das kann man schon so machen, wenn man das Museum aus seiner Ecke holen möchte“, kommentiert er ein Bild des Bibelturm-Entwurfs aus dem Wettbewerb. Doch sei nun ja nicht mehr ein Bücherturm aus dem Wettbewerb geplant, sondern der geschlossene Bibelturm. Und überhaupt bezweifle er, dass es neben dem Römischen Kaiser einen „Eye Catcher“, wie es im Ausschreibungstext heißt, einen Blickfang brauche. Richtig in Fahrt kommt der haushaltspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion aber erst, wenn es um Zahlen geht, um Kostenrechnungen – oder genauer: das Fehlen derselben.
Eine detaillierte Aufstellung der Kosten habe er noch nicht gesehen. „Als Architekt spreche ich nur von durchfinanziert, wenn ich Kostenberechnungen habe für die einzelnen Bauteile und Maßnahmen.“ Alles, was es beim Bibelturm gebe, sei die Garantie der Architekten, dass sie ihren Entwurf für das zur Verfügung stehende Geld realisieren könnten. Dies hätten sie im Rahmen des Wettbewerbs mit ihrer Unterschrift versichert. „Aber sie haben die Kosten für etwas garantiert, das gar nicht gebaut wird“, kritisiert Schreiner. Schließlich habe sich der Entwurf deutlich verändert. Außerdem spreche man beim Bibelturm von etwa 5.000 Kubikmetern umbautem Raum mit einer sogenannten weißen Wanne, also einer wasserundurchlässigen unterirdischen Konstruktion, und einer besonderen Fassade. Nehme man an, es stünden fünf Millionen Euro für den reinen Bibelturm zur Verfügung, hätte man 1.000 Euro pro Kubikmeter. „Dafür können Sie ein Einfamilienhaus bauen – aber nicht unterirdisch und nicht mit hochwertiger Fassade.“
Zudem sei es nicht so, dass das Land nur darauf warte, der Stadt Mainz weiteres Geld für ein Museum zu bewilligen, während gerade für 44 Millionen das Archäologische Zentrum gebaut werde. Partner wie den Bund oder das Land müsse man einbinden, bevor man anfange zu bauen, nicht hinterher. Auch das Archäologische Zentrum sehe nach der Einbindung des Landes deutlich anders aus als zunächst geplant. „Das Ding ist einfach nicht entscheidungsreif. Bevor man nicht die Finanzierung hat, kann man nicht bauen“, schließt Schreiner seinen Vortrag ab.
Kritische Zwischenfragen der Turm-Befürworter
„Jetzt müssen wir erstmal durchatmen“, sagt Moderator Angres. Und das gilt auch für die Bibelturm-Befürworter, die mit ihren Buttons gut erkennbar auch zahlreich im Haus am Dom vertreten sind. Immer wieder stellen sie kritische Zwischenfragen. Warum sind keine Experten der Befürworter-Seite geladen worden? Macht der Turm nicht nur einen kleinen Teil des Liebfrauenplatzes aus? Funktioniert moderne Architektur an anderen Stellen nicht auch ganz wunderbar neben alten Bauwerken? Zwischenzeitlich kocht die Diskussion dadurch ziemlich hoch, wobei mit Johannes Strugalla auch ein Sprecher der BI für den Bibelturm die Informationspolitik der Stadt kritisiert. Das Konzept des ZDF-Moderators, die Besucher mit vier Thesen zu den unterschiedlichen Themenblöcken „raus in die Weinstuben“ zu schicken, geht nicht auf. Der Versuch, für den Punkt Architektur das Stichwort „Zusammenspiel“ allgemein festzuhalten, geht mehr oder weniger unter – in Gegrummel und unzufriedenen Wortmeldungen.