Im Mainzer Prozess um eine Automatensprengung liefern niederländische Ermittler Details zu einer international tätigen Bande. Eine Autobahn-Verfolgungsjagd scheiterte kurios.
MAINZ - Die deutschen Ermittler im Falle der Automatensprengungen in Mainz und Karlsruhe wurden im Prozess gegen einen in Holland lebenden Marokkaner alle gehört. Das hat den Verteidigerinnen des 33 Jahre alten Mannes noch nicht gereicht, weshalb jetzt auch die im Herbst 2017 in den Niederlanden tätig gewordenen Ermittler vor der 1. Strafkammer des Mainzer Landgerichts aussagen mussten.
Telefone überwacht, Peilsender angebracht
Die klaren Antworten der Zeugen: „Natürlich haben wir nur auf richterliche Anordnung oberserviert, Telefone überwacht und Peilsender an Autos angebracht.“ Dass bei den Ermittlungen und Spurenauswertungen Dinge falsch gelaufen seien und sich daraus ein Verwertungsverbot der gewonnen Erkenntnisse ergeben könnte, darauf liegt das Augenmerk der Anwältinnen.
Der aus seit September 2018 in Untersuchungshaft sitzende Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen, wonach er im Juni 2017 nachts mit einem Mittäter am Mainzer Sertoriusring einen mit 180.000 Euro bestückten Geldautomaten mit einem Gasgemisch gesprengt haben soll. In Karlsruhe ging im März 2018 ein Automat in die Luft. In beiden Fällen hatten die Täter kein Geld erbeuten können, weil sie an die Kassetten trotz Sprengung nicht herangekommen waren. Beide Male, das ist der Schluss der Ermittler, war der Angeklagte als Mitglied einer in Holland organisierten Bande dabei. Gesehen oder erkannt hatte ihn keiner. In Mainz hatte man aber DNA in der Bankfiliale gefunden, die auf den Holländer passte. Weshalb die deutschen Behörden ein Ermittlungsgesuch in die Niederlande schickten mit der Bitte um Hilfe. Und Fingerabdrücke und weitere DNA des 33-Jährigen fand sich dann auch im Fluchtauto des zweiten Falles. Aber heißt das auch, dass er dabei gewesen ist? Reichen die Spuren und Indizien, um den Holländer zu überführen? In Holland, so die geladenen Beamten, habe man den 33-Jährigen beobachtet und nach richterlichem Beschluss dann auch seine Handygespräche mitgehört. Man sei ihm, seinem Bruder und anderen Personen nachgefahren. So habe man schließlich auch die Lagerhalle entdeckt, in der Werkzeug, Gasflaschen, Tarnkleidung und Autos aufbewahrt waren. Laut Anklage griffbereit für alle, die der mutmaßlich 250 Kopf großen Automatensprengerbande angehörten.
Anfang März 2018 hatten sich nach Aussage der holländischen Ermittler Hinweise verdichtet, dass eine Gruppe, in der sich auch der jetzt Angeklagte aufhielt, eine Fahrt nach Deutschland plante. „Weil der Audi RS6, in dem der Angeklagte fuhr, mit einem Peilsender ausgestattet war, konnte man jeden Meter seiner Fahrt überwachen.
In Deutschland hatte sich die hiesige Polizei an das Auto geheftet bis nach Karlsruhe. Als die Polizei dort kurz nach der Sprengung im Stadtteil Knielingen zugreifen wollte, türmten die Täter in wilder Fahrt über die Autobahn bis nach Köln. Dort hatte die Polizei Pech in Form einer Bahnschranke. Als wir das Auto wieder vor uns hatten, stand es verlassen vor einer Tiefgarage.
Angeklagter mit Vorstrafen schweigt vor Gericht
Unterwegs auf der Autobahn hatte die Polizei nach Aussage eines Beamten mehrmals versucht, den Audi von der Straße zu rammen. „Mit dem einzigen Erfolg, dass zwei Streifenwagen auf der Strecke blieben“, so der Zeuge. Der Audi sei „eben ein Monster“.
Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Das Gericht verlas das Vorstrafenregister des Angeklagten, acht Einträge zwar, aber es geht jeweils nur um Autofahrten unter Alkoholeinfluss oder um Diebstahlstaten, die mit wenigen Tagen Haft, Geldstrafen oder mit Arbeitsauflagen bestraft worden waren.