„Leser helfen“ Mainz: Jobfüxe helfen bei Weg ins Berufsleben
Das Caritas-Hilfsangebot stellt Kontakte zwischen Schülern und Ausbildungsbetrieben her, unterstützt bei Sprachproblemen sowie schlechten Noten. Davon profitieren auch Unternehmen.
Von Sebastian Netz
Volontär Mainz
Jobfüxin Astrid Göttert half bei der Bewerbung und besucht nun Azubi Endri Tafili (Mitte), der von Stefan Kaster die Chance zur Ausbildung erhalten hat.
(Foto: Harald Kaster)
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MAINZ - Ein nahtloser Übergang von der Schule zum Ausbildungsplatz. Das gelingt einigen Schulabsolventen reibungslos – viele haben damit aber ihre Schwierigkeiten. Wenn dann auch noch die Eltern als Unterstützung ausfallen, um Kontakte zu Ausbildungsbetrieben herzustellen und Bewerbungsunterlagen auf Vollständigkeit und Korrektheit zu überprüfen, wird der Übergang umso schwerer. So war es auch beim 19-jährigen Endri Tafili. Genau hier setzen die Caritas-Jobfüxe an, die junge Menschen auf dem Weg ins Berufsleben unterstützen.
Tafili hat noch rund ein Jahr der Ausbildung zum Feinmechaniker vor sich. Er sagt: „Eigentlich wollte ich Automechaniker werden. Da habe ich aber keinen Platz für ein Praktikum bekommen.“ Doch Tafili ließ sich davon nicht unterkriegen. Überhaupt zeigt er Willen und Durchhaltevermögen. 2013 ist er mit seiner Familie aus Albanien nach Deutschland ausgewandert. Doch ein Aufenthalt wurde der Familie nicht genehmigt. Also ging es wieder zurück nach Albanien. Den nächsten Versuch startete Tafili alleine mit 14 Jahren, aber es folgte wieder die Abschiebung. Jetzt – beim dritten Versuch – soll es schließlich klappen. Und die Chancen, dass Tafili in Deutschland bleiben kann, stehen nicht mehr ganz so schlecht.
Mit dem Schulabschluss in der Tasche, den er an der Kanonikus-Kir-Realschule plus absolvierte, und der bald abgeschlossenen Berufsausbildung, hofft Tafili in Deutschland bleiben zu können. „Das ist mein Wunsch.“ Dass Tafili aber überhaupt die Möglichkeit eines Ausbildungsplatzes bekommen hat, ist seiner Hartnäckigkeit, der Unterstützung des Jobfux-Programms sowie dem Unternehmer Stefan Kaster zu verdanken.
SPENDEN
Die Allgemeine Zeitung Mainz sammelt in diesem Jahr im Rahmen ihrer „Leser helfen“-Aktion Spenden für Caritas-Jugendprojekte. Ihre Spende erbitten wir an:
Empfänger: Leser helfen
IBAN: DE07 5504 0022 0210 4057 00
BIC: COBADEFFXXX
Kreditinstitut: Commerzbank Mainz
Verwendungszweck: Projekt 02 (bitte unbedingt angeben)
Spendenquittungen erfolgen bei einem Betrag über 200 Euro automatisch, wenn die Adresse angegeben ist.
Astrid Göttert, die seit rund zehn Jahren als Jobfüxin bei der Caritas tätig ist und den Kontakt zwischen Tafili und Kaster hergestellt hat, sagt: „Wir versuchen, den Bogen zu spannen zwischen Schule und Beruf.“ Als Ansprechpartnerin hat die 47-jährige Diplom-Sozialpädagogin ihr eigenes Büro an der Kanonikus-Kir-Realschule plus. „Und der Bedarf ist riesig“, sagt Göttert.
Die Gründe, warum es Heranwachsende nicht selbstständig in eine Ausbildung schaffen, seien vielfältig. „Zum Teil fehlt es an guten Noten und an bestimmten Kompetenzen. Vor allem aber an fehlender Unterstützung seitens der Familien, die oft selbst nicht durch den Bewerbungsprozess durchblicken oder Sprachschwierigkeiten haben.“ Doch wie können die Jobfüxe da helfen? Göttert sagt: „Wir versuchen, den Blick der jungen Leute zu öffnen und sie an die Hand zu nehmen.“ Wichtig sei dabei die individuelle Hilfe, angepasst auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Persönlichkeiten. Göttert nennt das: „Vorbereitung auf alle Etappen der Ausbildungsplatzsuche.“ Den Bewerbungsprozess sollen die Schüler dabei möglichst eigenständig erledigen. „Wir helfen aber, wo es geht.“
Dank ihrer Arbeit hätten es schon viele ehemalige Schüler zu erfolgreichen Lebensläufen geschafft. Und Tafili ist laut seinem Arbeitgeber Kaster auch auf einem guten Weg dahin. Der Geschäftsführer der Firma SAM, die Sondermaschinen und Apparate für die Industrie herstellt, bilde bewusst Heranwachsende aus, die auf dem Ausbildungsmarkt vielleicht nicht unbedingt die erste Wahl von Unternehmen sind, so Kaster. Bei ihm brauchte Tafili nicht einmal eine ordentliche Bewerbung. Er sagt: „Für die Formalien ja, aber ehrlich gesagt habe ich mir das Zeugnis gar nicht angeschaut.“ Noten sollten seiner Meinung nach sowieso nicht immer als Einstellungsmaßstab für einen Betrieb gelten. „Ich schaue mir die Jungs an. Die machen eine Woche ein Praktikum und dann sehe ich schon: Das passt vom Persönlichen und von ihren Handfertigkeiten oder eben nicht.“
Er könne auch das Gejammere anderer Unternehmer nicht mehr hören, die sich über fehlende Disziplin, mangelndes Geschick oder unterentwickelte Persönlichkeiten der Bewerber beschweren. Gleichzeitig fehle es doch an ausreichend Fachkräften. Daher handelt Kaster nach der Devise: „Nicht versuchen zu erklären, warum etwas so ist – sondern Probleme lösen.“ Außerdem sei das Ziel einer jeden Ausbildung, gerade auch die persönliche Entwicklung junger Menschen zu fördern. „Die sind 16 Jahre alt, also natürlich noch nicht komplett entwickelt.“ Er gebe den Auszubildenden gerne einen Vertrauensvorschuss, der von den meisten dann auch dankend angenommen und erfüllt werde, so Kaster.
Neben Spenden werden die Jobfux-Projekte durch das Arbeitsministerium Rheinland-Pfalz und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Angebot an der Kanonikus-Kirn-Realschule Plus fördert hingegen zum großen Teil die Stadt Mainz.