Der Wahl-Mainzer Matthias Ningel, Liedermacher und Humorist, ist mit neuem Bühnen-Solo „Kann man davon leben?“ in Mainz; ebenso Sebastian Rüger und Frank Smilgies („Ulan & Bator“)
MAINZ - Kabarettisten haben ein klar umrissenes Anliegen: Sie wollen unterhaltsam, zum Nachdenken anregen oder nachdenklich unterhalten. Der Wahl-Mainzer Matthias Ningel ist Liedermacher und Humorist, arbeitet mit seinem dritten Bühnenprogramm „Kann man davon leben?“ also stilistisch von zwei Seiten, um der Aufgabe seines Berufsstands gerecht zu werden.
Doch was ist nötig für ein zufriedenes Leben? Darum dreht es sich den Abend über. Und an dessen Ende ist man sich sicher: Die Kabarettszene braucht so kreative Köpfe wie diesen jungen Sänger und Pianisten, dessen Kunst an Kollegen wie Reinald Grebe und Bodo Wartke erinnert. Dabei ist es sicher keine Schande, wenn man sich an den Besten orientiert, um seinen eigenen Weg zu finden. Zum Glück, das wird klar, braucht es nicht viel: erst recht keine Kaffeevollautomaten, die an einen SUV („Teuer, hässlich und viel zu dick.“) erinnern und mehr Pflege und Zuwendung brauchen als ein Neugeborenes.
Auch keinen Überfluss an Kleidung und Nahrung. Klug zeigt Ningel die Unvereinbarkeit der beiden Werbeslogans „Geiz ist geil“ und „Ich bin doch nicht blöd“ sowie weitere Unglücksbringer wie den Hass im Internet oder den Wertverlust des Reisens durch Billigfliegerei.
„Kann man davon leben?“ ist ein großer Wurf, und jeder Euro, den man für Vorstellungen solcher Künstler zahlt, eine echte Investition für sinnvoll verbrachte Lebenszeit. Das vierte Solo hat Matthias Ningel bereits in der Mache (Premiere 2020 im Unterhaus). Wer das dritte noch mal sehen möchte, kann dies am 25. April in der Kleinen Kunstbühne in Saulheim tun.
Auch Sebastian Rüger und Frank Smilgies, am Folgetag im Unterhaus zu erleben, sind zu zweit als Ulan & Bator sowie als Ensemblemitglieder der legendären Münchner Lach- und Schießgesellschaft erfolgreich. In Mainz präsentierten die Abstrakt-Komiker nun ihr Duo-Programm „Zukunst“; und auch mit diesem Wortspiel wird ja der Gedanke genährt, dass es ohne Kunst keine Zukunft geben könne. Mit Funken schlagender Akribie zelebrieren Rüger und Smilgies ihre Sprachakrobatik, spielen groteskes Theater mit herrlich abstruser Komik. Viele kleine Szenen reihen sich zu einem opulenten Kunstwerk, in dem die genaue Beobachtung eines Loriot mit dem Nonsens von Monty Python Hand in Hand geht. Die Sprach-Clowns mit den Bommelmützen brauchen oft nur die Verschiebung einer Betonung oder befreien die im Fabrikarbeiter schlummernde Ballerina, wobei sie mit ungebremster Spielfreude alle Hemmungen verlieren. Nur so kann man schließlich ein abgelaufenes Essen oder einen prosaisch deklamierenden Fußballprofi mimen. Immer wieder wechseln mit wenigen Worten Perspektiven und Ebenen – Ulan & Bator, das ist eben Silbe, Satz und Sieg.