Kühne Unterfangen: Die „ArchitekTouren“ in Mainz zeigen Baugeschichten, an die niemand geglaubt hat
Von Marianne Hoffmann
Architekt Henning Grahn aus Mainz mit seinem Projekt Umbau und Sanierung in Klein-Winternheim. Foto: hbz/Kristina Schäfer
( Foto: hbz/Kristina Schäfer)
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MAINZ - Kennen Sie Mörsdorf? Es ist ein Dorf im Hunsrück und hat 620 Einwohner, das ist für den Hunsrück ganz schön viel. Man ist dort gerne für sich, kennt sich seit Generationen, feiert untereinander großartige Feste, und Fremde, na ja, wenn mal eine(r) zufällig vorbei kommt, gut, eine Currywurst lässt sich sicherlich auftreiben.
Marcus Kirchhoff ist der Ortsbürgermeister von Mörsdorf und hat im Augenblick das Problem, wie er dem 500 000. Besucher von Mörsdorf begegnen soll. Wie das? Von Mörsdorf (Rhein-Hunsrück-Kreis) nach Sosberg (Landkreis Cochem-Zell) führt die bis dato mit 360 Metern zweitlängste Hängeseilbrücke Deutschlands über das Mörsdorfer Bachtal, die Geierlay. Diese interessante Baugeschichte macht den Anfang der „ArchitekTouren” Rheinland-Pfalz, die am 24. und 25. Juni stattfinden.
Im Zentrum Baukultur wird eine Ausstellung von herausragenden Architekturumsetzungen gezeigt, die die Vizepräsidentin der Architektenkammer Edda Kurz eröffnet. Es sind Vorzeigebeispiele von insgesamt 61 Architekturen. Die Hängebrücke, geplant von Friedrich Hachenberg, Diplom-Ingenieur und Stadtplaner, und Katharina Häuser vom Stadt-Land-Plus Büro in Boppard-Buchholz, ist ein solches Beispiel. Ein kühnes Unterfangen, an das bis zuletzt niemand geglaubt hat.
Kampf gegen Drahtseile, Gewinde und Bedenkenträger
Marcus Kirchhoff ist eigentlich Düsseldorfer, er nahm den Kampf um Drahtseile, Schrauben, Gewinde und gegen Bedenkenträger auf. Das war im Jahre 2010. Im Mai 2015 wurde mit dem Bau begonnen, am 3. Oktober 2015 trank man den ersten Sekt auf der Brücke. Das Ziel, wie Friedrich Hachenberg es formuliert: „Minimaler Eingriff in die Landschaft mit maximalem Erfolg”, wurde erfolgreich umgesetzt. Die Brücke kostete 1,14 Millionen Euro. Das Geld kam von der Europäischen Union, das Land beteiligte sich und auch die Verbandsgemeinde. „Es ging um 20 000 Euro”, erzählt der Bürgermeister. „Sagt doch ja“, sei es von der VG gekommen, „daraus wird ja doch nichts.“ Pech gehabt. 350 000 Euro hat Mörsdorf gestemmt.
Mittlerweile gibt es ein Begegnungszentrum mit Restauration und kostenpflichtige Parkplätzen. 2,5 Millionen zusätzliche Einnahmen für den örtlichen Tourismus hatte man eingeplant, der Rechnungshof kritisiert, dass es keine nachhaltige Steigerung des Tourismus gibt. Ein ganz anderes Beispiel: In Klein-Winternheim hat der Maler und Kunsterzieher Markus Wohn mit seiner Frau und zwei Kindern ein Haus in exponierter Hanglage gefunden und es behutsam und doch deutlich von Henning Grahn, dem Mainzer Architekten, umbauen lassen. Eine gelungene Transformation aus den 70ern in das Jahr 2017.