Kindheitstraum erfüllt

Saverio Commandatore ist stolz: Er hat die Strecke Mainz – Gela mit seinem Rad in 22 Tagen zurückgelegt. Foto: Commandatore Foto: Commandatore
MAINZ - Ein Kindheitstraum hat sich erfüllt. Mit 57 Jahren ist der Gonsenheimer Saverio Comandatore mit seinem einfachen Tourenrad von Mainz nach Gela in Sizilien geradelt. In 22 Tagen hat er genau 2419 Kilometer zurückgelegt und ist inzwischen wieder wohlbehalten bei seiner Familie angelangt. "Jetzt kann passieren, was will", sagt der stolze Radler, "denn ich habe erreicht, was ich wollte und bin glücklich."
Schon als Kind hatte er von dieser Tour geträumt. Seine Eltern waren 1956 von Italien nach Frankreich ausgewandert und als Saverio 14 Jahre alt war, kam die ganze Familie nach Mainz. Von da an hatte ihn die Idee begleitet, seine Heimstätten, Frankreich und Italien, mit dem Fahrrad zu erreichen. Mit 18 hatte er sich dann geschworen: "Wenn ich in Rente gehe, dann fahre ich mit dem Fahrrad nach Sizilien!"
Rentner ist der sportliche Mainzer allerdings noch nicht. Seit 42 Jahren arbeitet er in einem Holzbetrieb und der Ruhestand ist noch nicht in Sicht. Weil er aber seinen Kindheitstraum und Schwur nie vergessen hatte, nahm der Plan, diese besondere Tour endlich zu machen, in den letzten Jahren Konturen an.
Nach seinem 50. Geburtstag begann er, mehr Fahrrad zu fahren und bald die ersten kleineren und größere Touren zu fahren. Einmal im Jahr nahm er sich eine größere Strecke vor, um seine Kondition oder seinen Umgang mit Sprache, Land und Menschen zu testen. Denn Saverio Comandatore, der sich selber als "Europäer" versteht, spricht Italienisch, Französisch, Deutsch und Spanisch, aber kein Englisch. Um die 1000 Kilometer fuhr er einmal pro Jahr und überprüfte seine Fähigkeiten, tagelang im Sattel zu sitzen, lange Bergstrecken zu bewältigen oder in einem in einem völlig fremden Land mit Sprache und Menschen klarzukommen.
Nur Ehefrau eingeweiht
Irgendwann war er dann so weit. Und er fasste den Entschluss, im Mai 2015 seinen Traum zu verwirklichen. Niemandem erzählte er davon, denn er wollte weder bei der Familie oder bei sich selbst Ängste oder Zweifel schüren. Nur seine Frau weihte er schließlich zwei Wochen vorher in sein Vorhaben ein. Dann machte er sich auf den Weg. Seit Januar hatte er sich gezielt auf die körperliche Anstrengung vorbereitet - heißt eine solche Tour doch, täglich bis zu zehn Stunden auf dem zu Rad sitzen. Trotzdem sei die Kondition nur die halbe Miete, berichtet Saverio Comandatore, "dazu kommen 50 Prozent Psyche." Und auch an dieser hat er gearbeitet und für Stärkung unterwegs gesorgt. Durch ein Schild am Fahrrad "Mainz - Gela" sicherte er sich viel Ermutigung von Menschen, die ihm auf seiner Fahrt begegneten. "Mindestens 20 Leute haben mich am Tag angesprochen und aufgemuntert", erzählt er.
"Insgesamt war das eine tolle Erfahrung", sagt Saverio Comandatore, "am liebsten würde ich noch ein Buch darüber schreiben!" Und er ist überzeugt, "wenn ich das schaffe, kann das jeder schaffen!"