Keine Liebe im Digitalen: Theaterstück gewinnt 16. Literaturförderpreis in Mainz
Von Nicole Weisheit-Zenz
Leonie Höckbert (re.) setzte sich mit ihrem Stück „Der Hungrige isst schließlich sich selbst“ gegen die Texte von Sarah Beicht und Jochen Veit durch. Foto: hbz/Kristina Schäfer
( Foto: hbz/Kristina Schäfer)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Die Liebe in ihren hellen und dunklen Schattierungen, sie war Hauptthema in den drei beeindruckenden Texten, die zur Wahl standen für den 16. Literaturförderpreis. Musikalisch umrahmt wurden die Lesungen und Abstimmung von „Melliflow“, einer Band junger Musikerinnen aus der Region, die rockige Klänge und eigene Stücke spielten.
Grosse: „Ihre Texte sind alle großartig“
Zum Auftakt der Mainzer Büchermesse am Wochenende konnte das Publikum im Ratssaal mitentscheiden, nachdem alle drei Beiträge die Aufmerksamkeit der Zuhörer gefesselt hatten. „Ihre Texte sind alle großartig“, würdigte Kulturdezernentin Marianne Grosse als Mitglied der Jury. In Zusammenarbeit mit dem Literaturbüro waren die Wettbewerbstexte der drei Kandidaten aus 38 Einsendungen für die öffentliche Endrunde ausgewählt worden.
Das Rennen machte Leonie Höckbert: Sie erhielt mehr als die Hälfte der Publikumsstimmen für Auszüge aus ihrem bewegenden Theaterstück „Der Hungrige isst schließlich sich selbst“, die sie ausdrucksstark vortrug. Anschaulich in Szene gesetzt wird darin die manipulative Macht des Internets: Versprechen im virtuellen Raum, die nur vorgegaukelt, doch oft nicht eingelöst werden. Die Erkenntnis, dass es keine richtige Liebe gibt im Digitalen, zeigt sich in Illusionen, innerer Leere und Einsamkeit. „Ein starkes Stück“, lobte auch AZ-Kulturredakteur Michael Jacobs das Werk der 1993 geborenen Germanistikstudentin.
DER PREIS
Alle zwei Jahre wird der Mainzer Literaturförderpreis an junge Autorinnen und Autoren vergeben, deren Arbeit eine sprachliche, inhaltliche oder strukturelle Innovation präsentiert. Der mit 2500 Euro dotierte Preis soll sie ermutigen, ihre Experimentierfreude und Entwicklung fördern und Gelegenheit bieten, sich einem interessierten Publikum vorzustellen.
Beeindruckt waren die Jurymitglieder auch von Jochen Veit, Jahrgang 1992 und Student der Komparatistik und Philosophie, mit seinem Text „Der unterschiedliche Verwitterungsgrad der Bauelemente“. Spannend hatte er seine Geschichte aufgebaut, die aus der Sicht eines Mannes erzählt wird. Symbolisch werden die Gegebenheiten in seiner Wohnung mit Seelenleben und Beziehung verwoben; Kälte und Schimmel zeigen immer deutlicher seine Gefühlslage an. Anerkennung gab es auch für Sarah Beicht, Jahrgang 1993, die Anglistik studiert, schon den Jugendliteraturpreis der Stadt Frankfurt erhalten hatte und ihren Text „Nachtaktiv“ vortrug.