Dieter Schmidt legt seinen 11. Mainz-Krimi vor. Detektiv Karl Napp ermittelt diesmal in der Feldhamster-Mafia.
Von Gerd Blase
Der Wahl-Kasteler Dieter Schmidt lässt seinen Detektiv Karl Napp in der Feldhamster-Szene ermitteln.
(Foto: VRM)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Am Stadtrand sollen 300 Wohnungen unter Regie der Mainzer Handkäsmafia entstehen. Brezelmüller, Hohlblockfriedel und Fleischworschttoni reiben sich bereits die Hände. Doch zu früh: Bund und Land machten 1,5 Millionen Euro locker und schickten sie nach Mainz, damit von dort aus der gefährdete Feldhamster geschützt werde. Dummerweise soll der sich auf jenem potenziellen Baugrund am Stadtrand tummeln, und dummerweise wendet sich jetzt eine frisch gegründete kommunale Feldhamster GmbH gegen die Pläne der regionalen Mafia, angeführt von einer höchst energischen Dame, die alle Register im Kampf für das Pelztier und für ihre eben keimende Karriere zieht: Susan „die Habeck“ Piefke weiß, wie sie die Massen über Facebook gewinnt, wie sie den Volkszorn hochkochen und die Hamster vermarkten kann.
Die Handkäsmafia hingegen weiß weder ein noch aus. Sie engagiert in ihrer Not Karl Napp, den wegen permanenter Trunkenheit gefeuerten Polizisten, der sich seit Jahren mäßig erfolgreich als Hausmeister und Teilzeit-Detektiv versucht. Irgendwas wird diesem „Määnzer Hutsimpel“ schon einfallen.
Dreieinhalb Jahre mussten die Karl-Napp-Fans auf einen neuen Krimi ihres Helden warten. Nach dem Jubiläumsband „Die Mainzer Mumie“ ließ sich der Wahl-Kasteler Dieter Schmidt reichlich Zeit und versuchte sich an anderen Buchprojekten. Nun endlich präsentiert er den elften Fall um den wohl langlebigsten und denkwürdigsten Mainzer Detektiv: „Die Mainzer Feldhamster GmbH“.
Napp wirkt ungehobelt, er gibt sich politisch garantiert unkorrekt und scheint auf den ersten Blick zutiefst unfähig – ganz wie sein Schöpfer: Schmidt ist nicht zum Autor geboren, Kommaregeln und Rechtschreibung jucken ihn nur am Rande. Den Fall selbst verliert er gern aus dem Auge, und seine Charaktere verzerrt er zu wilden Karikaturen. Dafür schimpft er gern über Gott und die Welt. Mainz bekommt sein Fett weg: „Für notwendige Dinge hatte die überschuldete Stadt kein Geld. Deshalb tat man das, wofür es Zuschüsse gab. Zuschüsse gab es aber nur für Dinge, die in waren. Zum Beispiel für Projekte zum Artenschutz.“ Die Presse ebenfalls: „Keine Recherche. Wenig Text. Viele dramatische Bilder. Gewaltige Emotionen. News statt Nachrichten. Das ist moderner Journalismus.“
Erstaunlicherweise jedoch funktioniert diese Schreibstrategie ganz wunderbar. Kein anderer Mainzer Regionalkrimi kommt mit so viel Witz, mit so vielen schrägen Szenen, mit so viel Schwung daher. Schmidt serviert kein Feinschmeckermenü, er schmiert lieber ein fettes Wurstbrot. Die Zutaten sind nicht vom Feinsten, dafür handfest und deftig. Jeder Bissen ist ein Riesenspaß.