Sonntag,
11.03.2018 - 08:41
8 min. inkl. Video
Kardinal Karl Lehmann ist tot - Ehrenbürger und ehemaliger Bischof von Mainz im Alter von 81 Jahren gestorben
Von Alexandra Eisen und Werner Wenzel
MAINZ - Trauer um Kardinal Karl Lehmann. Der ehemalige Bischof des Bistums Mainz und Ehrenbürger der Stadt ist am Sonntagmorgen im Alter von 81 Jahren nach schwerer Krankheit in seinem Bischofshaus nahe dem Dom gestorben. Dort war er seit Mitte Dezember nach einem längeren Klinikaufenthalt gepflegt worden.
Wie Bischof Peter Kohlgraf am Sonntagmorgen bekanntgab, sei Lehmann am Morgen gegen 4.45 Uhr "in seinem 82. Lebensjahr aus seinem irdischen Leben von Gott zu sich gerufen" worden. "Das Bistum Mainz trauert um einen weit über die Kirche hinaus hoch anerkannten Theologen und Seelsorger, einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und einen Zeugen des Glaubens inmitten der Gesellschaft", so Lehmanns Nachfolger. "Wir verlieren einen allseits geliebten Bischof, der mit seiner Lebensfreude, seiner Menschlichkeit und seinem Glaubenszeugnis in den vielen Jahren seines Wirkens nicht nur im Bistum Mainz, sondern auch in der Deutschen Bischofskonferenz als langjähriger Vorsitzender Herausragendes geleistet hat."
Lehmanns Beisetzung ist für Mittwoch, 21. März geplant. Vorgesehen ist ein großes Pontifikalrequiem im Dom für den früheren Bischof. Der Gottesdienst soll live im Fernsehen übertragen werden.
Ende September vergangenen Jahres hatte Lehmann einen Schlaganfall erlitten und wurde danach im Katholischen Klinikum Mainz behandelt. Nach der intensivmedizinischen Behandlung hatte sich sein Zustand laut Bistum zunächst stabilisiert, eine Rehabilitationstherapie schloss sich an. Danach kehrte er ins Bischofshaus zurück. Von seinem Schlaganfall konnte er sich allerdings nicht mehr erholen. Er bedurfte ständiger Pflege.

Karl Kardinal Lehmann. Archivfoto: Sascha Kopp
Nach 33 Jahren von Amt zurückgetreten
Lehmann hatte schon in den vergangenen Jahren immer einmal wieder gesundheitliche Probleme. 2008 gab er deshalb nach fast 21 Jahren den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz ab. Am 16. Mai 2016, seinem 80. Geburtstag, war er nach fast 33 Jahren altersbedingt von seinem Bischofsamt zurückgetreten.
Seinen letzten großen öffentlichen Auftritt hatte der Kardinal am 27. August 2017, als er Peter Kohlgraf im Dom zum neuen Mainzer Bischof weihte. Ein Termin, bei dem Lehmann bereits angeschlagen erschien und phasenweise gestützt werden musste, den er aber mit eiserner Disziplin und mitunter strahlender Miene absolvierte.
Danach zog sich Lehmann aus der Öffentlichkeit zurück. Als Träger der Kardinalswürde, des höchsten geistlichen Titels der römisch-katholischen Kirche nach dem Papst, hatte er seit Vollendung des 80. Lebensjahres auch keine Funktion mehr in Kommissionen des Kardinalskollegiums und konnte kürzertreten.
Bischof, Kardinal und Ehrenbürger
Lehmann kam am 16. Mai 1936 in Sigmaringen zur Welt. Er studierte nach dem Abitur 1956 Philosophie und Theologie in Freiburg im Breisgau sowie an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er auch promovierte. Am 10. Oktober 1963 wurde er in Rom zum Priester geweiht.
Von 1968 bis 1971 hatte er den Lehrstuhl für Dogmatik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz inne, wechselte danach an die Universität in Freiburg. Am 23. Juni 1983 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Mainz ernannt. Kardinal Hermann Volk weihte ihn am 2. Oktober des selben Jahres. 1987 wurde Karl Lehmann zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.
Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 28. Januar 2001 zum Kardinal. Diese späte Berufung war stets auf Lehmanns kritische Auseinandersetzung mit Rom um die Schwangerenkonfliktberatung zurückgeführt worden, in der er unterlag. Im gleichen Jahr wurde Karl Lehmann mit der Ehrenbürgerwürde von Mainz ausgezeichnet.
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