Kampagnenjahr „Frauen und Minijob“ startet im Mainzer Rathaus / Mehr Absicherung nötig / Runder Tisch soll Akteure der Region zusammenbringen
Von Charlotte Hattendorf
Putzen für die Rente? Mit den Risiken von Minijobs befasst sich ein neu gegründeter Runder Tisch. Archivfoto: dpa
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MAINZ - Eine Fachveranstaltung mit Akteuren aus Politik, Unternehmen und verschiedensten gesellschaftlichen Institutionen läutete am Montag im Rathaus das Kampagnenjahr „Frauen und Minijob“ zum Thema beruflicher Wiedereinstieg und Alterssicherheit für Frauen ein. Heiß diskutiert dabei: Die Vor- und Nachteile von nicht-sozialversicherten Minijobs, deren Auswirkung auf die vor allem weibliche Altersarmut und Lösungsansätze zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Im Rahmen des Kampagnenjahrs gründeten die Veranstalter – Perspektive Wiedereinstieg Mainz, das Jobcenter und die Stadt Mainz – einen Runden Tisch, der zweimal jährlich tagen und alle maßgeblichen Akteure aus der Region zusammenbringen soll.
In ihren Ansprachen legten Juliane Opalka, Geschäftsführerin des Jobcenter Mainz, und Uta Galle-Hahn von „Perspektive Wiedereinstieg“ das Hauptaugenmerk auf die großen strukturellen Probleme der Arbeitsmarktsituation, verschwiegen aber, gerade im Angesicht eines sehr gut besuchten Saales, auch ihren Optimismus für eine Besserung in der Zukunft nicht. Frauenministerin Anne Spiegel (Grüne) plädierte engagiert gegen eine Altersarmut, die vor allem Frauen treffe: Deren Rente sei im Durchschnitt 40 Prozent geringer als die der Männer, was deutlich zeige, dass man sich sich auf dem Mindestlohn nicht ausruhen dürfe.
Weitere politische Schritte in Richtung einer besseren Durchlässigkeit von Minijob und einer sozialversicherungspflichtigen und somit existenzsichernden Anstellung (Midi-, Teilzeitjob oder Festanstellung) versprach Angela Icken vom Bundesfamilienministerium in Vertretung für Christine Morgenstern. „Auch für die Pflege von Verwandten sorgen heute überwiegend Frauen“, erklärte sie und sprach damit eines der gesellschaftlichen Probleme an, die auch in der Podiumsdiskussion mit Arbeitgebervertretern und Institutionen zur Sprache kam. „Konservatives Rollendenken zeigt sich an kleinen Dingen – wie an der Tatsache, dass immer zuerst der Name des Mannes angegeben wird“, so Uta Mattern vom Landesfrauenrat Rheinland-Pfalz. Einig war man sich, dass Minijobs zum Beispiel in der Gastronomie und der Wissenschaft für Auszubildende, Studierende und Rentner sinnvoll seien. Auch leben Unternehmer wie Benjamin Haase von Haase Einzelhandels oHG in Hamm mit ihrer bedachten Einstellungspolitik ein engagiertes Beispiel vor. Doch müsse der Status des Minijobbers und die sozial- und steuerrechtliche Lage sich ändern: Von einer Veränderung der Lohnsteuerklasse 5, einem besseren Dialog zwischen Arbeitnehmern und –gebern bis zu einer allgemeinen Image-Veränderung – „Minijob ist ein Job wie jeder andere auch!“ – gab es viele Ansatzpunkte.
Die Veranstaltung zeigte, dass zum Thema „Minijob“ großes Fachpotenzial vorhanden ist. Der kommende Runde Tisch wird auf dieses Wissen zurückgreifen: „Wir werden zwar nicht selbst Politik machen, verstehen uns aber als Ideengeber, der neue Schritte vorschlägt und vielleicht auch forciert“, so Uta Galle-Hahn selbstbewusst und optimistisch.