Reich an Nuancen: Noa Windschut (Violine) und Anja Bihlmaier (Dirigat) setzen jugendlich-schwungvolle Akzente. Werke von Bach, Saint-Saëns und Mendelssohn Bartholdy
MAINZ - Das Publikum im Schloss will schon applaudieren, da gebietet die Solistin freundlich lächelnd Einhalt: Camille Saint-Saëns’ 3. Violinkonzert in h-Moll ist noch nicht fertig. Was aber folgt, lässt einen den Atem stocken, so zart, fein und leise sind auch noch die höchsten Töne, dann aber auch virtuos, fordernd und rasant das Violinenspiel der Noa Windschut. Nicht umsonst hat Anne-Sophie Mutter die erst 18 Jahre alte Niederländerin als „eine der musikalischen Hoffnungen ihrer Generation“ bezeichnet. Nun trat sie, begleitet vom Orchester der Deutschen Radio Philharmonie, im Mainzer Schloss beim Meisterkonzert auf, Konzert-Motto: „hochbegabt“. Es dirigierte Anja Bihlmaier, die ihrerseits ein seit Jahren gefeierter Star auf den Konzertbühnen der Welt ist. Neben Saint-Saëns waren es das zweite Brandenburgische Konzert von Bach und Mendelssohn Bartholdys 1. Sinfonie in c-Moll, die dieser mit gerade einmal 15 Jahren einst seiner Schwester zum Geburtstag schrieb. Der Titel hochbegabt war von den Veranstaltern wohlbedacht gewählt. Er stand nicht nur für die Solistin, Musiker und Dirigentin, sondern eben auch für die Komponisten. Das Publikum spendierte begeistert Applaus, für den sich Windschut wiederum mit Bachs 2. Sonata bedankte.
Saint-Saëns drittes Violinkonzert strotz laut Programmheft von unvergesslichen Melodien, von dramatischen Ausbrüchen, leidenschaftlich-überschäumenden Abschnitten und sanften Passagen. Für die Violinistin das perfekte Stück, um ihr Können mit all seinen Nuancen und Feinheiten an ihrem Instrument zu beweisen. In der kleinen Bach-Sonata klingt ihr Spiel sogar bisweilen so, als würde sie tatsächlich zwei Instrumente gleichzeitig zum Klingen bringen. Die Jugendlichkeit des Komponisten ist in Mendelssohn Bartholdys Sinfonie zu hören. Bihlmaier fordert das Orchester, treibt es voran. Schwungvoll-frisch kommt die Musik daher, flotten Gedankensprüngen ähnlich. Erstmals hat der Komponist die Orchesterbesetzung seiner Zeit benutzt und die Streicher um Holz- und Blechbläser sowie Pauken erweitert.
Einen musikalischen Wettstreit liefern sich die Instrumente in Bachs 2. Brandenburgischen Konzert. Hierin entfaltet sich ein virtuoses farbenprächtiges Spiel von Blockflöte (Stefan Temmingh), Oboe (Veit Stolzenberger), Geige (Magarete Adorf) und Trompete (Laura Vukobratovic), die im Solo oder gemeinsam im Wechsel als Teil des Ensembles vom träumerischen Andante zum feierlich-schwungvollen Allegro wechseln.