„Jeder Mensch ist musikalisch“: Villa Musica möchte Kinder für Klassik begeistern
Foto: Villa Musica
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MAINZ - Wer sein Kind an klassische Musik heranführen möchte, sollte damit früh und vor allem richtig beginnen. Der Mainzer Musiksommer bietet speziell auf Kinder zugeschnittene Konzertformate an. Alexander Hülshoff, Musikprofessor an der Folkwang-Universität der Künste Essen und Künstlerischer Leiter der Landesstiftung Villa Musica, erklärt, was diese so besonders macht.
Herr Professor Hülshoff, das ernsthafte Beschäftigen mit klassischer Musik bringt man eher mit Erwachsenen in Verbindung. Was kann sie denn Jugendlichen und auch schon Kindern schenken?
Unabhängig davon, dass es langjährige wissenschaftlich-medizinische Studien gibt, die bewiesen haben, dass klassische Musik die Entwicklung von Kindern stark fördert, liegt es Villa Musica am Herzen, bereits jungen Zuhörern mit hochwertigen und kindgerechten Konzertformaten einen Eintritt in die niemals endende und faszinierende Welt der klassischen Musik zu ermöglichen. Die Meisterwerke der Musikgeschichte sind ein wirkliches Geschenk für alle Menschen jedes Alters.
Wie war das denn bei Ihnen? Wie fanden Sie den Weg zur Musik?
Ich kam relativ „klassisch“ über das Elternhaus zur Musik. Bei uns war und ist Musik einfach ständiges Thema. Zudem haben wir auch immer viel gemeinsam musiziert. Meine Schwester ist auch Musikerin geworden und unterrichtet jetzt am Gymnasium in Nackenheim Musik und Französisch; außerdem ist sie Organistin.
FAMILIENKONZERT
Im Rahmen des Mainzer Musiksommers findet am 20. August um 11 Uhr in der Villa Musica (Auf der Bastei 3) ein Familienkonzert statt. Dabei geht es um einen roten Igel, Kompositionsberater von Johannes Brahms; doch das Tierchen ist verschwunden und alle müssen mithelfen, es zu suchen. Schauspieler Boris Weber und Stipendiaten der Villa Musica setzen die Geschichte von Karl Böhmer für Kinder ab 5 Jahre um. Karten gibt es telefonisch unter 06133 5799991 sowie im Internet unter www.mainz-klassik.de.
Wie kann man herauskriegen, wo mögliche Talente des eigenen Kindes liegen?
Jeder Mensch ist musikalisch. Das bedeutet ja nicht zwingend, dass man selbst ein Instrument spielen muss, sondern dass man beim Musikerleben, beim Musikhören Glück empfindet. Und das ist in der Tat in jedem Menschen vorhanden. Was das Talent-Scouting angeht, würde ich die Kinder einfach mit offenen Augen und Ohren beim Musikmachen beobachten. Die Eltern sollten vor allem die Möglichkeiten schaffen, dass jedes Kind in einem Chor singen kann oder eben ein Instrument lernt – am besten beides. Sind die Fortschritte hörbar und ist vor allem das Kind fasziniert vom Leben in der Musik, dann ist das ein sehr gutes Zeichen.
Um Kinder für etwas zu interessieren, muss man sie möglichst begeistern. Wie funktioniert das mit der Musik?
Es ist für mich in meiner Tätigkeit bei Villa Musica, aber eben auch darüber hinaus das Wichtigste, immer wieder zu empfehlen, Zugänge zu hochwertigen Musikvermittlungsformaten für junge Menschen zu ermöglichen und diese immer weiter zu entwickeln, um so den Geist der Musik „aus der Flasche“ zu lassen. Kinder sind so neugierig und wissbegierig, dass jede Form mit aktiver Musik, durchaus auch verbunden mit einer fesselnden Geschichte, bei ihnen den Wunsch weckt, selbst Musik zu machen und zu erleben.
Im Mainzer Musiksommer gibt es in der Villa Musica mit genau diesem Anspruch ein Familienkonzert. Was wird da zu hören und zu erleben sein?
Bei Villa Musica entwickeln wir ganz eigene Kinderkonzert-Themen. In diesem Fall geht es um Johannes Brahms. Seine Kammermusik gehört ja zu unserem Kernrepertoire. In besagtem Konzert geht es darum, dass wir den Kindern den Komponisten durch die Erzählungen seines Arztes vorstellen. Dabei spielen wir die schönsten Melodien von Brahms aus seinen Sinfonien und Kammermusikwerken vor, bearbeitet für Viola und Violoncello. Und natürlich finden die Kinder heraus, wer der eigentliche Ideengeber dieser Melodien war – nicht umsonst heißt das Konzert „Brahms und der rote Igel“.