MAINZ - Kommendes Jahr wird in Mainz der 550. Todestag Johannes Gutenbergs gefeiert. Die Planungen laufen bereits. Insofern kommt das Thema, das Dr. Cornelia Schneider zum Neustart des „Jour Fixe“ der Freunde Gutenbergs gesetzt hat, gerade zur rechten Zeit. Die Kuratorin am Gutenberg-Museum warf die Frage auf, ob der 3. Februar 1468, der gemeinhin als Todestag genannt wird, überhaupt zutrifft. Ihr Fazit: „Das sollte mit einem großen Fragezeichen versehen werden.“ Kulturdezernentin Marianne Grosse hatte eingangs der Veranstaltung, die erstmals in der Kulturei auf der Zitadelle stattfand, noch zaghaft gefragt: „Aber das Jahr steht fest, oder?“ Nicht einmal das kann man mit Gewissheit sagen.
Nun hat man seit der eher willkürlich begangenen 2000-Jahr-Feier 1962 in Mainz Erfahrung mit nicht ganz akkurat geplanten Jubiläen. Fehlte es damals schlichtweg an belastbaren Quellen zur Gründung der Stadt, so gibt es zu Gutenbergs vermeintlichem Todestag durchaus ein viel zitiertes Dokument – einen handschriftlicher Eintrag aus dem späten 15. Jahrhundert, vom Historiker F.W.E. Roth rund 400 Jahre später aus einem Original abgepaust, das nur er selbst zu Gesicht bekam.
„In den letzten Jahren sind berechtigte Zweifel an der wissenschaftlichen Redlichkeit dieses Historikers aufgekommen“, berichtete Schneider. Roths zeitgenössischer Berufskollege Klaus Graf beispielsweise sieht in ihm einen „Geschichtsfälscher“ und verlangt, dass nur noch denjenigen Dokumenten getraut wird, bei denen beweisbar ist, dass sie nicht manipuliert worden sind.
Überliefert ist, dass Roth 1880 versucht hat, den Sterbeort des berühmtesten Sohnes der Stadt Mainz nach Eltville in den Rheingau zu verlegen. Kein Wunder, dass nun auch Schneider von einer „mutmaßlichen Fälschung des Sterbedatums“ Gutenbergs spricht. Die von Roth präsentierte Eintragung sei „von späteren Forschern wiederholt, damit als Allgemeingut anerkannt und nicht mehr hinterfragt“ worden. Doch „einen sicheren Beweis, dass Roth seine Quelle nicht gefälscht hat, kann man nicht antreten“.
Klar ist anhand zweier anderer Dokumente, die derzeit im Staatsarchiv Würzburg lagern, nur, dass Gutenberg 1465 noch lebte – und dass er am 26. Februar 1468 definitiv tot war, denn zu diesem Zeitpunkt wurde sein Nachlass übertragen. Das geschah zu jener Zeit gemeinhin, so Roth, ziemlich rasch. Aber ein sicherer Beweis, dass der Erfinder des modernen Buchdrucks nicht schon 1467 das Zeitliche gesegnet hat, ist das nicht. Klar ist jedenfalls, dass die Stadt mit den Feierlichkeiten zum 550. Todestag Gutenbergs nicht zu früh dran ist.