Iron Maiden in Frankfurt: Mit Eddie und begeisterten Fans in der Festhalle
Zwei ausverkaufte Abende in der Frankfurter Festhalle: Die Silverager von Iron Maiden begeistern Generationen von Metal-Fans. Die bekommen satten Sound auf die Ohren und eine Zwei-Stunden-Show zum Mitfeiern.
Von Birgitta Lamparth
Redakteurin Kultur/Politik/Wirtschaft Wiesbaden
Mit seinem Megafon-Organ prägt Bruce Dickinson den Sound von Iron Maiden, im Hintergrund Gitarrist Janick Gers. Foto: Rudolf Uhrig
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Frankfurt - Es geht doch nichts über Rituale. Das denken sich wohl auch die sechs Herren aus Brexitannien, die niemals einen Gig absolvieren würden ohne Eddie. Schon ihr allererstes Album zierte die Visage des Zombies. Und in dem Augenblick, in dem die überlebensgroße Puppe die Bühne in der gleich an zwei Abenden ausverkauften Frankfurter Festhalle entert, wird das Sextett fast zur Nebensache: Alle Handys in die Höhe und ein Bild des Maskottchens von Iron Maiden erhaschen. Und vermutlich steht gleichzeitig irgendwo auf einem Frankfurter Flugfeld die "Ed Force One" geparkt, eine Boing 747 mit Eddie auf dem Laufwerk.
Aber das mit den Ritualen hatte ja schon viel früher am Abend begonnen. Denn auch kein Konzert ohne "Doctor Doctor" von UFO vom Band, bevor die britischen Metaler ihre Plätze einnehmen. Bis dahin gab es aber schon einiges auf die Ohren. Die US-Rockband "Shinedown" machte den Support - und ihre Sache gut: Eine Stunde lang gab es einen etwas glatt polierten, modernen Sound, der irgendwo zwischen Coldplay und Volbeat lag. Da konnte Iron Maiden aber noch eine ganze Schippe drauflegen - vor allem hinsichtlich der Lautstärke.
Geprägt von Dickinsons Megafon-Organ
Denn die trieb dann doch dem ein oder anderen die Stöpsel in die Ohren. Seit der Gründung der "Eisernen Jungfrau" 1975 ist sie sich in dieser Hinsicht treu geblieben - auch wenn es in der langen Bandgeschichte viele Wechsel an Musikern gegeben hat. Der Heavy Metal, für den Iron Maiden steht, ist geprägt von Texten mit Bezügen zu konkreten Ereignissen, von rhythmischen Wechseln, den kanonartig verschobenen, mehrstimmigen Soli der drei (!) Gitarren und natürlich von dem Megafon-Organ von Bruce Dickinson.
Es bekam der Band schlecht, als sich der Ausnahmesänger 1993 zu einer Solokarriere verabschieden wollte - und erst mit seiner Rückkehr 1999 hob Maiden wieder richtig ab. Und das ganz wörtlich: Dickinson, der auch eine Verkehrspilotenlizenz hat, steuert die "Ed Force One" selbst. Als er vor drei Jahren an Zungenkrebs erkrankte, war gerade das neue Album "The Book of Souls" in Arbeit. Erst nach seiner erfolgreichen Therapie wurde es abgeschlossen.
Mit Union Jack und Affenmütze
Bei seinem Auftritt in der Festhalle ist davon nichts zu merken: Wie die Heavy-Metal-Antwort auf Indiana Jones tobt er - mal mit Union-Jack-Flagge, mal mit Affenmütze - durch ein Bühnenbild, das Ähnlichkeit mit einem Maya-Tempel hat und zuerst unter drapiertem Goldstoff verborgen liegt. Jede Menge Pyrotechnik begleitet die fast zweistündige Performance von Dickinson mit den drei Gitarristen Dave Murray, Adrian Smith und Janick Gers, Bassist und Gründungsmitglied Steve Harris und dem immer gut gelaunten Drummer Nicko McBrain.
Dass der Sound sich zu Anfang breiig anhört und die Gitarren-Soli erst später so richtig durchkommen, tut der Begeisterung der textsicheren und die Band begeistert feiernden Fans in der Festhalle keinen Abbruch: Der Kessel kocht, und auch auf den vollbesetzten Rängen hält es niemanden auf den Sitzen. "Ihr seid ja halb so alt wie wir", konstatiert Dickinson von der Bühne herunter. Da hat er recht: Neben den Langzeit-Fans gibt es bemerkenswert viele, für die Maiden eine neue Entdeckung ist. 90 Millionen verkaufte Tonträger in all diesen Jahren sprechen für sich.
Beiden Publikumsgruppen bieten die Silverager in der Festhalle eine Setliste, die geschickt die neuen Nummern des eher progressiven, dabei aber gewohnt komplexen Studioalbums wie "Speed of Light" oder "Death or Glory" mit Klassikern wie "Children of Thrones Damned" von 1982 und natürlich "Number of the Beast" mischen. Da sind wir schon im Zugabenblock. Und Eddie liegt irgendwo in den Kulissen und schläft.