Im Wahn zugestochen – Prozessauftakt im Layenhof-Mord vor dem Mainzer Schwurgericht
Von Andrea Krenz
Ein gemeinsames Essen unter Freunden endete in einer Bluttat: In einer Wohnung auf dem Layenhof ereignete sich Ostersonntag die unbegreifliche Bluttat, bei der eine Ägypterin von ihrem eigenen Ehemann getötet wurde. Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer
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MAINZ - Weil in ihrer ägyptischen Heimat christliche Kopten verfolgt werden, war eine fünfköpfige Familie im November 2015 mit der Hoffnung auf ein sorgenfreies, sicheres Leben nach Deutschland gekommen.
Doch dieser Traum endete für die Familie am Ostersonntag 2017 in einer Tragödie. Wegen einer andauernden seelischen Störung und akuten Wahnvorstellungen an jenem Tag griff der 38 Jahre alte Familienvater zum großen Küchenmesser und tötete seine arglose Ehefrau mit neun Stichen. Ein in ihrer Wohnung anwesendes Ehepaar, mit dem man gemeinsam zu Abend gegessen hatte, verletzte der 38-Jährige mit zahlreichen Messerstichen lebensbedrohlich.
Jetzt muss sich der Mann als Beschuldigter im Sicherungsverfahren vor dem Schwurgericht wegen Mordes und zweifachen versuchten Totschlags verantworten. Zum Prozessauftakt am Montag fragte er zuerst nach seinen drei Mädchen, vier, acht und zwölf Jahre alt. Diese habe er seit der Ereignisse nicht mehr gesehen. Sie und die vier Jahre alte Tochter der Gäste sollen bei der Tat damals in der Wohnung gewesen sein.
Asylbewerber in psychiatrischer Klinik
Hatte er noch in der Tatnacht gegenüber der Polizei erklärt, er habe seine Frau getötet, weil sie Sex mit einem weißen Mann gehabt habe, soll sich später heraus gestellt haben, dass der 38-Jährige unter der wahnhaften Vorstellung litt, seine Frau habe ihn töten wollen. Zur Tatzeit soll der in einer psychiatrischen Klinik untergebrachte Asylbewerber schuldunfähig gewesen sein.
Zur Sache wolle sich ihr Mandant noch nicht äußern, erklärte die Verteidigerin. Laut Anklage hatten die beiden Familien gemeinsam den Ostersonntag gefeiert. Nach dem Gottesdienst saß man noch in der Wohnung des Beschuldigten in einem Mietshaus auf dem Finther Layenhof beim Abendessen zusammen. Die Männer bereiteten in der Küche den Nachtisch vor, als der 38-Jährige laut Staatsanwalt das Messer griff und ins Wohnzimmer zu den Frauen ging. Dort soll er unvermittelt auf seine Frau eingestochen haben, wobei bereits der erste Stich die Hauptschlagader und das Herz durchstochen habe und tödlich gewesen sein soll. Dann habe er sich auf die zweite Frau und in der Küche auf deren Ehemann gestürzt, ehe der 38-Jährige weitere Male auf die Frauen einstach.
Nachbarn, die die entsetzten Schreie gehört hatten, alarmierten damals die Polizei. Ein Nachbar nahm die Kinder mit in seine Wohnung, später wurden sie der Obhut des Jugendamtes übergeben. Den ersten eintreffenden Polizisten bot sich ein grauenvolles und verworrenes Bild. Der schwer verletzte Mann lag auf dem Treppenabsatz, die Frauen in Blutlachen im Wohnzimmer, in dem sich mehrere Personen aufhielten.
Der Beschuldigte soll sich durch Zeichen einem Polizisten als Täter bemerkbar gemacht haben. „Er zeigte auf sich und machte dann Stichbewegungen mit der rechten Hand“, so der Zeuge. Der 38-Jährige fiel den Beamten nach deren Schilderung als ruhig bis abwesend auf, hin und wieder habe er weinerlich gewirkt, sich aber sofort wieder gefangen.