Samstag,
15.09.2018 - 14:09
3 min
Hunderte Säcke voll Müll beim „Rhine Cleanup“ in Mainz gesammelt

Von Carina Schmidt
Lokalredakteurin Mainz

Rinaldo Roberto hat gegenüber vom Mainzer Schloss Zigarettenstummel eingesammelt und sagt: "Der optische Eindruck der Wiese hat sich verändert. Vorher hatte ich einen Weißschimmer. Danach sah sie erdig aus." (Foto: Rinaldo Roberto)
MAINZ - Alte Reifen, Küchengeräte, ein halbes Motorrad und sogar Munition, sodass kurzzeitig Uferabschnitte abgesperrt werden mussten. Carsten Döbel zeigte sich über das Ausmaß an Vermüllung geschockt: „Als hätte jemand eine ganze Lkw-Ladung verteilt.“
Döbel zählt zu dem sechsköpfigen Organisationsteam der lokalen „Rhine Cleanup-Aktion“, das sich nach einem Aufruf dieser Zeitung gegründet hat. Über 350 freiwillige Helfer hatten am Samstag entlang des Mainzer Rheinufers zwischen Mombach und Laubenheim Müll gesammelt. Wie berichtet, handelt es sich bei Rhine Cleanup um ein länderübergreifendes Projekt, das der Umweltverschmutzung am Rhein den Kampf angesagt hat. Denn laut der Umweltinitiative werden rund eine Million Kilogramm Müll jedes Jahr mit dem Rhein in die Nordsee gespült.
Frank Loch, Trainer beim Mainzer Ruderverein, beobachtet das Treibgut oft vom Boot aus. Er erzählte: „Glasflaschen, Tische und Stühle, die knapp unter der Oberfläche schwimmen – für Rückwärtsfahrer wie uns ist das eine Gefahr.“ Etwa zehn Jugendliche und junge Erwachsene sammelten von Booten aus. Benedikt Dreyer (18) fischte aus dem Winterhafenbecken mit einem Netz allein in fünf Minuten eine Flasche, eine Baustellenlampe und diverse Holzstücke aus dem Wasser.
Aktion soll 2019 wiederholt werden
Johanniter-Mitglied Alina Jessen fand auf der Winterhafen-Wiese überwiegend Kronkorken und Zigarettenstummel. „Die Arbeit geht ordentlich in den Rücken“, sagte die 20-Jährige. Aber die Strapazen nehme sie gerne auf sich. „Wenn die Medien über Mikroplastik in den Meeren berichten, denke ich mir: Lasst uns doch bei uns Zuhause anfangen, damit der Müll gar nicht erst dort hingelangt.“ In Mombach waren Kristina Endres und (44) Sven Kloos (47) unterwegs. „Wir wollen ein Zeichen gegen die Wegwerfkultur setzen“, sagte Kloos.
Wie viel Müll am Samstag bis 13 Uhr gesammelt wurde, kann Bürgermeister Günter Beck (Grüne) erst am Montag sagen, wenn beim Entsorgungsbetrieb alles gewogen wurde. Ein Müllwerker schätzte gegenüber dem Orga-Team aber die Menge auf 10 Tonnen. Der Munitionsfund am Laubenheimer Rheinufer entpuppte sich letztlich als alte Batterie. Und in der Altstadt wurde eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg am Samstagabend vom Kampfmittelräumdienst kontrolliert gesprengt.
Für das Orga-Team steht jedenfalls fest, dass die Aktion 2019 wiederholt werden soll, nämlich am 14. September. Bis dahin soll aus den Anfängerfehlern gelernt werden. Beispielsweise ging die Idee mit den Sammelplätzen nicht auf. Viele Säcke waren zu schwer, um sie dort hinzutragen. Dumm gelaufen war auch, dass der Entsorgungsbetrieb zwar große Sammelcontainer aufgestellt hatte, davon aber drei abgeschlossen waren.
Ehrenamtlerin Nadine Steinbach, die mit Freunden am Winterhafen unterwegs war, stimmte kritische Töne an. Ihr Sack war voller „N’Eis to Go“-Becher von der Filiale am Rheinufer. Da werde dann Bio-Eis angeboten und die Becher würden hinterher im Gebüsch landen. Die lokalen Lebensmittelgeschäfte müssten mehr Verantwortung übernehmen. Über Kostheim stiegen plötzlich Luftballons in die Höhe. „Da ruft bestimmt gerade jemand: Juchu, wir haben geheiratet!“, meinte die 37-Jährige. Eine Geste von Herzen für ein Liebespaar – nicht aber für die Natur, in der die Ballons hinterher verrotten.
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