Historische Schätze erstrahlen in neuem Glanz: Dauerleihgaben der Offizierheimgesellschaft im Mainzer Garnisonsmuseum
Von Michael Bermeitinger
Lokalredakteur Mainz
Georg von Renz vom Garnisonsmuseum, Georg Balg von der Offizierheimgesellschaft, Museumsgründer Wolfgang Balzer und Generalmajor a.D. Roland Oppermann vom Lions-Club Schönborn vor einem Waterloo-Gemälde. Foto: hbz/Harry Braun
( Foto: hbz/Harry Braun)
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MAINZ - Wer immer das Vergnügen hatte, zu Bundeswehrzeiten im Osteiner Hof zu Gast zu sein, dem dürften die großformatigen Gemälde aus Rotunde und Flügelzimmern vertraut sein – die Kaiser-Galerie und die Schlachtenbilder von Waterloo. Gemalt zu Zeiten von Wilhelm II., hingen sie – getrieben von den Zeitläuften – vielerorts, bis sie die Standortkommandantur ab 1993 schmückten. Nun haben sie als Leihgabe der Offizierheimgesellschaft wohl eine endgültige Bleibe gefunden – im Garnisonsmuseum auf der Zitadelle.
Wolfgang Balzer, Gründer des Museums, das mehr als 200 Jahre Mainzer Militärgeschichte in Fotos, Dokumenten, Uniformen und Relikten aufblättert, freut sich über die Leihgaben. Die Schlachtengemälde sowie die Porträts der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. hängen im neu entstehenden Raum über napoleonische Ära und Bundesfestung, während Wilhelm II. einen Ehrenplatz in seiner Epoche erhält.
Die Gemälde sind in gutem Zustand, wenn sie auch Defekte aufweisen. Sie zu beseitigen, übernimmt der Mainzer Maler und Bildhauer Karol Rousin, der diese vor 20 Jahren schon einmal restauriert hatte. Die teils aufwendigen Arbeiten werden auch vom Künstler selbst, vor allem aber durch einen namhaften Beitrag des Lions Club Mainz Schönborn möglich gemacht. Ehrensache für Lions-Mitglied Generalmajor a. D. Roland Oppermann, in den 80er-Jahren Befehlshaber im Wehrbereich IV in Mainz.
TERMIN
Das Garnisonsmuseum am Kommandantenbau ist bei der 11. Mainzer Museumsnacht am Samstag, 10. Juni, 18-1 Uhr, geöffnet. Führungen ab fünf Personen: 06249 -79 08.
Die schon von der Größe her imposanten Schlachtengemälde zeigen Szenen aus der Schlacht von Waterloo 1815, in der auch das 1. Nassauische Infanterie-Regiment kämpfte, Vorläufer des späteren Mainzer Infanterie-Regiments 87.
Als 1909 die 87er in der Eisgrub-Kaserne (heute Bahn-Einschnitt Eisgrubweg) den 100. Geburtstag der Ur-Einheit feierten, schenkte der Herzog von Nassau und Großherzog von Luxemburg den Offizieren ein Gemälde des Wiesbadener Historienmalers Adalbert von Roessler: „Mont Saint Jean, 18. Juni 1815 nachmittags, Gegenangriff des nassauischen Regiments“.
Bilder machen Odyssee durch Kasernen und Magazine
Das Bild fand solchen Anklang, dass das Offizierscorps 1913 beim Maler ein noch größeres Gemälde des gleichen Sujets bestellte.
Beide Werke hingen in der Eisgrubkaserne, bis 1918 die Franzosen kamen. Die Offiziersgemeinschaft stiftete die Bilder 1936, als in der Wiesbadener Gersdorff-Kaserne (heute Europa-Viertel) eine neues I.R. 87 aufgestellt wurde. Nach abermaligem Untergang wurden sie später im Magazin des Wiesbadener Stadtmuseums entdeckt, kamen zur 5. Panzer-Division nach Diez und mit dessen Verlegung in den Osteiner Hof, wie Georg Balg von der Offizierheimgesellschaft weiß.
Auch seit der letzten Restaurierung vor 20 Jahren gab es erneute Schäden. So sieht man im Bildnis von Wilhelm II. einen längeren Riss, der wohl von einem scharf geworfenen Bierdeckel stammt, während in der jüngeren Schlachtenszene ein Loch klaffte und auf dem einstigen Geschenk des Großherzogs Kritzeleien waren. „Ich habe sie mit dem Skalpell weggeschabt und neuen Firnis aufgetragen“, so Rousin.
Der Firnis ist ein klarer Anstrich, der das Bild vor Beschmutzung und Beschädigungen schützen soll, aber auch er kann schwer Schaden nehmen: „Das Porträt von Friedrich III. hat rückseitig an einer feuchten Wand gelehnt und die Firnisschicht zerstört.“ Stück für Stück löst Rousin nun den Firnis ab, lässt das Lösungsmittel trocknen, schaut, wie viel „krepierter Firnis“ noch übrig ist, um dann wieder Lösemittel aufzubringen. Nun sind die Bilder vor Feuchtigkeit sicher. Und mit Bierdeckeln wirft im Garnisonsmuseum auch keiner.