Historienrevue für den Mainzer Druckerfürsten: Frank Golischewski schreibt Gutenberg-Musical
Nachdem das Gutenberg-Jahr bislang mit gelehrten Tagungen und „Letternturm“-Infotainment-Ständen glänzte, winkt dem Druckerfürsten nun auch eine Karriere als Bühnenstar. Autor und Komponist Frank Golischewski, dessen Kult-Lustspiel „Feucht & Fröhlich“ seit Jahren im Unterhaus für volle Ränge sorgt, hat ein Musical über den größten Sohn der Stadt geschrieben, das mit einer ungewöhnlichen Top-Besetzung aufwartet.
Von Michael Jacobs
Lokalredakteur Mainz
Frank Golischewski (o.l.) sieht eine Top-Besetzung für das Gutenberg-Musical vor, darunter Margit Sponheimer, Gunther Emmerlich und Helmut Markwort. Archivfotos: Sascha Kopp, Golischewski, Leinpfad Verlag, dpa, MDR/Jehnichen
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MAINZ - Nachdem das Gutenberg-Jahr bislang mit gelehrten Tagungen und „Letternturm“-Infotainment-Ständen glänzte, winkt dem Druckerfürsten nun auch eine Karriere als Bühnenstar. Autor und Komponist Frank Golischewski, dessen Kult-Lustspiel „Feucht & Fröhlich“ seit Jahren im Unterhaus für volle Ränge sorgt, hat ein Musical über den größten Sohn der Stadt geschrieben, das mit einer ungewöhnlichen Top-Besetzung aufwartet. Neben dem Opernsänger und Moderator Gunther Emmerlich werden der langjährige „Focus“-Chefredakteur Helmut Markwort sowie Margit Sponheimer tragende Rollen in der musikalischen Historienrevue, die die Brücke von Gutenberg bis in die Gegenwart schlägt, übernehmen. Es sei erstaunlich, dass in Mainz noch niemand diesen unglaublichen Stoff aufgegriffen habe, meint Golischewski, der schon seit einigen Jahren an dem Projekt arbeitet.
Wer wäre besser als Verkörperung Gutenbergs geeignet als TV-Urgestein Emmerlich, mit dem Golischewski seit vielen gemeinsamen Bühnenproduktionen befreundet ist. „Ich gehe ja oft am Denkmal vorm Theater vorbei – die Ähnlichkeit ist verblüffend“, erzählt Golischewski. „Das bin ja ich“, habe der bärtige Bass-Barde auf dem Weg zu einer ersten Mainzer Leseprobe vor dem bronzenen Standbild erstaunt ausgerufen. Und es entbehrt nicht eines gewissen Charmes, dass ein ausgebuffter Medienmanager wie Helmut Markwort Gutenbergs Gegenspieler und Gläubiger Johannes Fust spielt, der nach der Pleite des Erfindergenies zusammen mit Peter Schöffer selbst groß ins Druck- und Verlagsgeschäft einstieg. Markwort hat jüngst in einem „Zeit“-Interview bestätigt, dass er zwar die Rolle eines „geldgierigen Kerls“ übernehme, seine gesanglichen Fähigkeiten aber äußerst limitiert seien. Möglicherweise, so Markwort, werde ihm der Komponist noch etwas rapmäßig Rezitatives zuschanzen.
Margit Sponheimer geleitet durch die Zeitebenen
Als Teil der „Feucht & Fröhlich“-Stammbesetzung agiert Ehrenbürgerin Margit Sponheimer in führender Stimm- und Stimmungsfunktion. Sie geleite als Stadtgeschichtguide das Publikum durch die Zeitebenen, erzählt Sponheimer. Vom Gutenberg-Denkmal à la Jockel Fuchs „enunner in the Druckerwerkstatt“, wo sich Gutenberg und Fust zoffen, und wieder zurück in die Jetztzeit. Neben der Mainz-Hommage „Moguntia“ singe sie auch eine Nummer mit Emmerlich im Duett. Mit von der Partie ist außerdem „Bohnebeitel“ Helmut Schlösser, der unter anderem als Papst auftritt.
Das von Unterhaus-Chef Ewald Dietrich produzierte Gutenberg-Musical sei kein klingendes Historienstück, sagt Golischewski, sondern verpflanze den „Millennium-Mann“ in die Gegenwart, wo er sich angesichts der Segnungen der zweiten Medienrevolution erst einmal zurechtfinden muss. Die Sprünge von der Druckerpresse in die Smartphone-Welt der Digital Natives orchestiert die Band um Leiter Christian Seisel mit einer Melange von Mittelalter- und Renaissance-Stücken bis hin zu HipHop-Rhythmen. Bei einem anstehenden Casting sollen noch drei jüngere Rap-Akteure das achtköpfige Ensemble komplettieren.
Ob sich der eine oder andere der insgesamt 14 Songs über das Jubiläumsjahr hinaus als Gutenberg-Gassenhauer etabliert, wird die Premiere des Musicals am 8. Januar 2019 im Unterhaus zeigen. Zeitiger seien die die Terminpläne aller Mitwirkenden nicht zu koordinieren gewesen, sagt Golischewski. Der Kartenvorverkauf beginnt am 11. Mai. Nach der Premiere geht das Musical vom 8. bis 11. sowie vom 14. bis 20. Januar über die Unterhaus-Bühne.