Corona und die körpereigene Abwehr: Mediziner geben bei der Telefonaktion der Mainzer Allgemeinen Zeitung Tipps. Dabei geht es etwa um Darmflora und Ernährung.
Von Torben Schröder
Bewegung wie Joggen zum Beispiel und ausgewogene Ernährung können das eigene Immunsystem stärken. Das gilt auch in Zeiten des Coronavirus. Archivfotos: dpa; Peter Schreiber.media/Stock ado
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MAINZ - Es gibt wohl niemanden mehr hierzulande, auf den die Corona-Pandemie keinen Einfluss hätte. Klar, dass der Virus auch bei der Telefonaktion zum Thema Naturheilkunde das bestimmende Thema ist.
Die Prognosen gehen auseinander. Der Ingelheimer Allgemeinmediziner Dr. Anton Koch und Sanitätsrat Wolfgang Klee halten sich an die Prognose, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland erkranken werden. Dr. Hans Jürgen Zimmermann rechnet sogar mit 90 bis 95 Prozent. Es gehe vor allem darum, die Ansteckungskurve flach zu halten, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Und das eigene Immunsystem zu stärken, damit der Virus möglichst wenig Schaden anrichtet. Die Naturheilkunde kann dabei helfen.
Können Naturheilverfahren helfen, einer Corona-Erkrankung vorzubeugen?
Zimmermann: Ja! Eine Eigenblutbehandlung pusht das Immunsystem, indem die Helferzellen aktiviert werden. So können wir schneller Antikörper bilden. In naturheilkundlich arbeitenden Praxen ist so eine Behandlung in einer Viertelstunde erledigt. Es gibt unterschiedliche Varianten und Darreichungsformen. Wirksam sind sie alle. Vitamin C ist auch sehr hilfreich. Wichtig ist, dass die Darmflora stabil sein sollte, damit genügend Abwehrkräfte vorhanden sind. 80 Prozent der Immunzellen liegen im Darm.
TIPPS GEGEN INFEKTION
Dr. Anton Koch, Allgemeinmediziner aus Ingelheim, gibt Tipps, welche naturheilkundlichen Mittel während der Corona-Pandemie helfen können:
Artemisia-Tee erhöht die Zahl der natürlichen Killerzellen und hilft dem Immunsystem beim Schutz gegen Viren.
Zink und Vitamin D reduzieren die Anfälligkeit für Atemwegsinfekte.
Probiotika können die Darmimmunität verbessern.
Grapefruitkern-Extrakt wirkt im Körper gegen Bakterien, Viren und Pilze.
Koch: Ein gesunder Darm wird selten krank. Wir können prophylaktisch einiges tun, um die Anfälligkeit des Bronchialsystems und des Lungengewebes zu mindern.
Klee: Ein gesundes Immunsystem kommt mit den allermeisten Infektionen gut zurecht, das gilt auch für das hochansteckende Corona. Viele, die es haben, merken es deshalb gar nicht. Unser Immunsystem lernt, deswegen haben Kinder häufiger Infektionen. Nach dem Grundsatz „vorbeugen ist besser als heilen“ liefern die Naturheilverfahren gute Grundlagen. Hinzu kommt, dass dosierte körperliche Aktivität guttut. Die Ernährung ist ein weiterer, wichtiger Faktor. Eine zu kohlenhydratreiche Ernährung schadet den Abwehrkräften, eine naturbelassene hilft wesentlich mehr – Obst, Gemüse, Salat, Kräuter, Kartoffeln. Bewegung, Ernährung, dazu die Seele, die psychische Stabilität – dieses Dreieck schafft Stabilität und begünstigt ein gesundes, langes Leben.
Zimmermann: Aufbauend auf der richtigen Ernährung, hilft der Aufbau der natürlichen Darmflora durch physiologische Darmbakterien, die man auch durch Medikamente zuführen kann. Die Wirkung ist eine bessere Aufnahme von Nahrungsstoffen und die bessere Entgiftung.
Zurzeit desinfiziert man sich ja gern häufig die Hände. Ist das schädlich?
Klee: Zu viel führt zu einer Hautschädigung. Damit wird der Mensch anfälliger für Infektionen. Dabei gibt es keine generelle Faustregel, denn die Hauttypen sind unterschiedlich. Trockene Haut leidet durch alkoholische Lösungen. Die Haut springt auf, die Infektionsgefahr steigt. Generell leidet die Hautflora, weil der Säureschutzmantel als natürlicher Schutzschild unter der Verwendung von zu viel Desinfektionsmitteln kaputt geht. Damit wird das Gegenteil bewirkt.
Koch: Hände waschen genügt. Die Seife entfettet die Haut nicht so stark.
Ich leide unter Kreuzschmerzen. Was kann ich tun?
Zimmermann: Bewegen – sich regen bringt Segen. Ich sollte meine Sitzhaltung und meinen Arbeitsplatz überprüfen. Bei der täglichen Routine-Haltung kann man schon einiges korrigieren. Wenn ich mich morgens gerädert fühle, kann das daran liegen, dass die Matratze oder die Kopfauflage nicht passend sind. Es können Blockierungen vorliegen, die in der Chirotherapie zu behandeln wären. Bewegung und Sport hilft in der Regel. Außerdem gibt es schmerztherapeutische Ansätze sowie schulmedizinische oder auch homöopathische Mittel, die gezielt nach der Symptomatik anwendbar sind.
Was kann Homöopathie bei chronischen Erkrankungen leisten?
Koch: Unser Ansatz ist: So viel Schulmedizin wie nötig, so viel Homöopathie wie möglich. Wir versuchen, Krankheit nicht als Störung zu sehen, sondern alle Aspekte des Krankseins zu entschlüsseln und die Symptome in der Tiefe zu behandeln. Besonders bei schweren chronischen Krankheiten stellen sich Erfolge ein, wenn man Homöopathie ergänzend zur Schulmedizin einsetzt.