Das neue „Zentrum für interkulturelle Bildung und Begegnung – Haus der Kulturen“ im alten Portland-Gebäude in der Wormser Straße will eine Begegnungsstätte für alle Mainzer sein.
Von Manuel Wenda
Zur Eröffnungsfeier im „Haus der Kulturen“ im früheren Portland-Gebäude stellt neben zwei weiteren Künstlern auch die seit Ende der 80er Jahre in Deutschland lebende Iranerin Nahid Jafarpour ihre Gemälde aus.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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MAINZ - „Wir haben hier vier Monate Tag und Nacht gearbeitet,“ sagte Behrouz Asadi, Leiter des Integrationsbüros der Malteser-Werke in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland kurz vor der Eröffnung des neuen „Zentrums für interkulturelle Bildung und Begegnung – Haus der Kulturen“ im Gebäude „Zur Alten Portland“ in der Wormser Straße.
Für Asadi und seine Mitstreiter ist die Gründung des „Hauses der Kulturen“ der Beginn der Verwirklichung eines lang gehegten Traums. „Es soll eine Begegnungsstätte für alle Menschen in Mainz werden,“ betont Asadi. Wichtig ist ihm, dass nicht nur das Thema Migration in den Fokus rückt, sondern Bildung, Austausch und kulturelle Veranstaltungen mit einem breitgefächerten Programm an der Tagesordnung sein werden.
Zwei Konzerte fanden in den vergangenen Wochen bereits statt, zur Einweihung hatte Asadis Team ein großes Aufgebot an Ensembles eingeladen: Afrikanische Beats, orientalische Klänge, russische Folklore und Flamenco bildeten den musikalischen Rahmen.
Für die Stadt war Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch zum Fest gekommen, der Landkreis Mainz-Bingen war durch die Kreisbeigeordnete Ursula Hartmann-Graham repräsentiert.
Oberbürgermeister Michael Ebling konnte nicht anwesend sein, war jedoch mit einem Grußwort präsent: Mit dem „Haus der Kulturen“, so Ebling, gebe es einen weiteren Kulturort in der Stadt, „der keine Grenzen kennt, sondern grenzenlos offen ist für Menschen aus allen Ländern und Kulturkreisen.“ In Mainz könne man mit „Stolz auf das interkulturelle Miteinander blicken“. Die Gründung des „Zentrums für Bildung und Begegnung – Haus der Kulturen“ sei ein wichtiges Zeichen im Angesicht der aktuellen Weltlage.
Auch Malteser-Geschäftsführer Patrick Hofmacher wollte eigentlich der Einweihung beiwohnen, war aber krankheitsbedingt verhindert. Verlesen wurde sein Grußwort: Das Gebäude „Zur Alten Portland“ habe zwei Weltkriege, Hochkonjunktur und wirtschaftliche Depression überlebt. Nun könnten in ihm Ideen entwickelt und Projekte angestoßen werden.
Zudem verwies er auf die Reihe „Musik und Kunst auf der Flucht“ (unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer). Gewürdigt wurde das unermüdliche Engagement Behrouz Asadis, Dank ging auch an Ludwig Jantzer und seine Leute vom Frankfurter Hof, die schon oft mit den Gründern des neuen „Hauses der Kulturen“ zusammenarbeiteten. Mit Blick auf das angespannte gesellschaftliche Klima zitierte Hofmacher Platon: „Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt.“ Um Behrouz Asadi ist eine Gemeinschaft entstanden, die das „Haus der Kulturen“ aufbaut: Ein Teil von ihr ist Shideh Daghooghi, die unter anderem im Bereich der psychosozialen Betreuung von Flüchtlingen tätig ist. Sie freut sich, dass es nun einen offenen Raum auch für Bewohner der angrenzenden Unterkünfte gibt. Erste anstehende Projekte sind Deutschkurse, Flüchtlinge sollen des Weiteren als Seniorenbegleiter ausgebildet werden, um einsamen Menschen in Mainz zur Seite zu stehen.
Eng ist der Kontakt des „Hauses der Kulturen“ zur Universität: Studierende engagieren sich für die Einrichtung, zugleich sind laut Daghooghi unter den Geflüchteten gut ausgebildete Menschen, die durch ihr Wissen Impulse setzen können.
Derzeit ist auch eine Ausstellung in den Räumlichkeiten zu sehen. Der syrische Künstler Ghazzan Sahhab etwa verarbeitet Kriegstraumata in seinen Gemälden.
Frauen und Blumen sind die bevorzugten Motive der Malerin Nahid Jafarpour. Überbordende Farben prägen die Bilder der Venezolanerin María José Debons Rojas.
Bis kurz vor Mitternacht ging die Eröffnungsfeier in der Wormser Straße, Behrouz Asadi zog eine positive Bilanz: „Wir hatten nicht mit so einem Andrang gerechnet. Insgesamt waren an die 150 Besucher da, wir mussten noch Stühle dazustellen.“