Hasenbabys und Klopapiergemetzel: Mainzer Performance-Festival im pad mit skurrilen Themen und internationalen Künstlern
Von Fred Balz
Auftakt des Internationalen Performance Festivals im Pad mit Beamer-Show, verschiedenen Reden und einer Rückblende auf Darbietungen der vergangenen Jahre samt Publikumsgespräch. Foto: hbz/Judith Wallerius
( Foto: hbz/Judith Wallerius)
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MAINZ - Wie lebendig die Kultur einer Stadt ist, zeigt sich daran, ob neben dem etablierten Kulturbetrieb Nischen für frische unkommerzielle Ausdrucksformen vorhanden sind.
Seit zehn Jahren gibt es mit dem Performance Art Depot (Pad) in der Mainzer Leibnizstraße eine Spielstätte für Performancekunst. Wenn auch aus finanziellen Gründen die Anzahl der Veranstaltungen reduziert wurde, so findet doch alljährlich im Frühjahr das zehntägige internationale Performance-Festival mit spannenden Produktionen aus ganz Europa statt. Eng mit dem Pad verbunden ist der englisch/japanische Performancekünstler Mamoru Iriguchi. Abgesehen von zwei Festivals war er jedesmal mit einer neuen Produktion vertreten. Zum zehnjährigen Jubiläum holt er seine erste Produktion aus der Mottenkiste, ohne etwas daran zu ändern. Auch wenn der gelernte Set-Designer mit Hobby Zoologie noch nicht auf der Höhe seiner aberwitzigen Darstellungskunst mittels Labtop-Projektionen und absurdem Humor war, kann „Pregnant?!“ doch manche Lacher und verwunderte Zuschauer produzieren. Der Häschen-Fetischist ist schwanger von Meister Lampe. Die Hintergründe belässt er im Dunkel, möglicherweise ein Unfall? Für einen Mann eine Herausforderung, muss er doch in 28 Tagen sieben Hasenbabys zur Welt bringen, was man auf seiner Ultraschallprojektion erkennt. Die Geburt ist hart, doch er akzeptiert seine Rasselbande wie Menschenkinder. Kaum zu bändigen produzieren sie alsbald Teenagerchaos, hören grauenvolle Musik (Kiss), werden Revoluzzer und gründen kinderreiche Familien. Logisch, dass man sich in diesen Kreisen vegan ernährt. Am Folgetag geht es ernster und spontaner zu.
Anthi Kougia aus Athen und Mafalda Miranda Jacinto aus Lissabon arbeiten sich aneinander ab und kämpfen mit unterschiedlichen Strategien gegen einen imaginären Feind. Während die Portugiesin schläfrig wirkt, besteigt die Griechin ein Podest und redet sich in der Sprache der Götter in Rage. Ins Affenkostüm geschlüpft, gehen sich beide auf die Nerven und bezichtigen sich der Unfähigkeit. Grimassierend machen sie Geräusche wie Zombies. Eine Klopapierrolle, auf die sie ein Gesicht malen, muss als Kopf einer Puppe aus Klamotten herhalten. „Wie fühlt es sich an mit gebrochenem oder fehlendem Arm?“. Ein Gemetzel aus Klopapierfetzen mit Sprudelfontänen produziert reichlich Chaos...
Wem sich der Sinn nicht erschließt, kann im lockeren Publikumsgespräch mit den Künstlern nachbessern. Kritik ist dabei unbedingt erwünscht. Denn jeder erlebt diese Aufführungen anders. Und an jedem Abend gibt es noch dazu einen 20-minütigen filmischen Rückblick auf je eines der neun bisherigen Festivals.
PROGRAMM
2. Mai, 20 Uhr, „Mostly Everything People“ (London) mit „The Very Important Child”; 3. Mai, 20 Uhr, El Cuco-Projekt (Köln/Berlin) mit „My Reputation is your Guarantee”