Gut gelaunt zum Christfest
MAINZ - Der der US-Filmkomödie „Sister Act“ entnommene Song „Joyful“ (freudig) ist titelgebend nicht allein der fünften CD-Produktion des Klein-Winternheimer Pop- und Gospelensembles Weihnachtstour. Wie groß die Fangemeinde des Chores unter Chorleiter Hans-Joachim Schöne ist, zeigt sich auch an diesem Abend in der Kirche St. Petrus Canisius. Ausverkauft. „Rücken Sie in den Bänken etwas zusammen“, bittet die Lautsprecherdurchsage, bevor die kaum enden wollende Schar schwarz-rot gekleideter Damen und Herren den Chorraum für 90 Minuten zu ihrer Bühne macht.
Perfekt abgestimmte Auswahl
Eine auf das nahende Weihnachtsfest perfekt abgestimmte Auswahl von Gospel und Balladen, ein mit der Weihnachts-Kantilene von Matthias Claudius auch besinnlich moderierender Chorleiter macht den Abend zu einer in der Tat freudigen Erwartung des Festes der Geburt Jesu. Und so wird das „Fröhlich soll mein Herze springen“ des im 17. Jahrhundert lebenden evangelischen Theologen Paul Gerhardt so verswingt präsentiert, dass es für den Dichter eine helle Freude gewesen wäre. Brillant das Zusammenspiel von krankheitsbedingt dezimierten Vokalsolisten (die Stimmen von Silke Schöne und Carlos Oliveira fehlen) und Chor. Aber es wäre nicht PopCHORn, könnten die Lücken nicht geschlossen werden.
Dass ein hervorragender Andreas Stegemann beim „Hark! The Herald Angels Sing“ den einen oder anderen Blick auf den Text werfen muss, ist nur zu verständlich. Souverän setzt Christa Hinrichs nicht nur beim „vertretungsweise“ gesungenen Klassiker „Ich steh an deiner Krippen hier“ die ganze bewundernswerte Bandbreite ihrer Stimme ein, sondern sticht beim „Christmas-Medley“, mit dem die stehend applaudierenden Besucher des Abends nach Hause entlassen werden, auch durch nachgerade ansteckende Fröhlichkeit hervor. Joyful eben.
Doch bevor der letzte Ton verklungen ist, hat der Chor einen Klangteppich gelegt, auf dem der Konzertbesucher behaglich, aber durchaus auch nachdenklich in Richtung Weihnacht gehen kann. Auf jeden Fall aber gut gelaunt, wie es mit großem Körpereinsatz Julia Olemotz beim Gospel „We lift your names up high“ demonstriert.
Dass die Adventszeit für ihn und den Chor weitaus mehr ist, als das Warten auf materielle Gaben, unterstreicht Ha-Jo Schöne in der Anmoderation des 1970 von Stevie Wonder erstmals gesungenen Gospels „Heaven help us all“ (Himmel, hilf uns allen). Schöne greift das Schicksal von Flüchtlingen auf, Terroranschläge und Bomben: „Der Ruf nach Frieden ist heute lauter als jemals zuvor.“ Musik, in einem solchen Kontext vorgetragen, hat, wie die Ballade „Gnade für die Welt“ deutlich macht, auch politische Dimensionen.
Außergewöhnliche Solisten
Kraftvoll und tonsicher die Graebsch-Schwestern Friederike und Laura, erfrischend klar Nicolai Benner – drei der außergewöhnlichen Solisten, derer sich der modulationsstarke Chor bedienen kann. An diesem Abend zeigt sich PopCHORn einmal mehr von seiner besten Seite und beweist im a capella gesungenen Choral „Jauchzet, frohlocket“, dass er eine Sonderstellung unter den Chören des Landes einnimmt.
Wer sich von mehr als hundert Stimmen zum Christfest begleiten lassen möchte, muss sich um Restkarten für das Konzert in Nierstein am 19. Dezember bemühen. Die Station Hechtsheim der Weihnachtstour „Joyful“ am darauffolgenden Tag ist restlos ausverkauft.