Großer Auftritt für Kurzfilme mit Bezug zum Rhein-Main-Gebiet beim Filmz in Mainz

„Ma Folie“ beginnt als Liebesgeschichte und endet als Psychothriller – Alice Dwyer und Sabin Tambrea spielen ein Paar, das nicht miteinander und nicht ohneeinander kann. Foto: FILMZ Foto: FILMZ
MAINZ - Knallgelb die Plakate, die Teppiche in den Kinos, der Trailer schrill und laut. Spätestens dann weiß man: es ist FILMZ-Zeit in Mainz. Nach einem kurzen Ausflug nach Frankfurt zum Treffen mit Katja Riemann traf man sich am Freitag wieder im Medienhaus am Taubertsberg zu Werkstattgesprächen. Filmfrauen in Männerdomänen das Thema, und schon musste die Drehbuchautorin Elena von Saucken ihre Teilnahme absagen, da sie ihr Kind hüten musste. Ihr Mann dreht gerade einen Film. „Kein Frauenschicksal“, so die Produzentin Susanne Stenner, um aber sofort typische Männer-Frauenverhaltensmuster zu beschreiben.
Kunst des Schauspiels
Dass Frauen aber einiges zu zeigen haben, beweist die Filmmacherin Vanessa Aab mit ihrem Film „Fräulein Frappé“ bei den lokalen Kurzfilmen im Gutenberg Museum. Sie erzählt die Geschichte von Franz und Greta im 16-mm-Format, surrealistisch im Stil der 1920er Jahre gehalten. Sophie Hartleib lädt die Zuschauer ein, Einblicke in die Kunst des Schauspiels zu gewinnen.
Mit dem Titel „Für Freude keine Geste“ hielt sie die zahlreich erschienenen Zuschauer im Gutenberg Museum elf Minuten lang gefangen. Aus 300 Filmen ausgewählt kamen neun Kurzfilme mit Bezug zum Rhein-Main-Gebiet zu ihrem großen Auftritt. „Mousa“ von Lenny Heller zeigt, wie gefährlich es ist, wenn man sich zu sehr der neuesten Technik anvertraut. Das intelligente Betriebssystem Mousa, gesprochen von Torben Kessler vom Schauspiel Frankfurt, übernimmt nach und nach die Kontrolle über die erfolglose Schauspielerin Louise. Mousas Stimme überzeugte im Film und dieser die Publikumsjury. Lenny Heller gewann den Preis von 300 Euro, gestiftet von dieser Zeitung.
Vor den lokalen Kurzfilmen konnte man sich mit dem Film „Und der Rest ist Geschichte“ von Nico Köhler einstimmen. Eine geheimnisvolle Mappe, ein verlassener, sehr junger Chefredakteur, verschiedene Geheimdienste, eine skrupellose Ex-Geliebte, ein technisch versierter Freund und die geniale Erfindung eines „Perpetuum Mobile“, ein Gerät, das ohne weitere Energiezufuhr ewig in Bewegung bleibt und dabei Strom erzeugt, erzählen die Geschichte, die in Frankfurt, Mainz, New York und Neuseeland spielt.
Die Stars von morgen fand man im Wettbewerb der mittellangen Filme, die Gewinner der Studenten-Oscars. Sie werden seit 1972 in Hollywood vergeben. „Sadakat“ von Ilker Catak erzählt von einer jungen Ärztin, die in einer spontanen Aktion einem politischen Aktivisten Schutz bietet. Ihre Familie gerät ins Visier der Polizei. „Dr. Illegal“ ist als Trailer für eine Serie entstanden, noch findet sich allerdings kein Sender, der das Genre Arztfilm im Asylantenwohnheim übernehmen möchte. Benno Fürmann war sofort als fieser Sozialarbeiter bei der Sache, der den illegal operierenden Arzt Omid Afarid im Auge behält.
Und noch mehr Prominenz im Capitol. Im Film „Ma Folie“, schon 2005 als bestes Drehbuch ausgezeichnet, spielen Alice Dwyer, bekannt aus mehreren Tatorten, und Sabin Tambrea ein Paar, das nicht miteinander und nicht ohneeinander kann. Der Film beginnt als Liebesgeschichte und wird zum Psychothriller, bei dem die Grenzen zwischen Vertrauen, Misstrauen, Realität und Illusion, Wahrheit und Lüge verschwimmen. Das Ende ist offen. Andrina Mracnikar, die Drehbuchautorin und Regisseurin, hat lange gebraucht, bis jemand bereit war, diesen Film zu produzieren. Im Publikumsgespräch mit ihr und den Schauspielern ist die subtile Brutalität des Films das Hauptthema. Erstaunlich, dass Dwyer und Tambrea seit den Dreharbeiten ein Paar sind.