Gesunde Luft an der BBS I? Kritik an Gutachten nach Verdachtsfällen
Zwei Krankheitsfälle haben zu mehreren Untersuchungen auf Schadstoffe an der BBS I in Mainz geführt. Ein Gutachten brachte nun Klarheit, sorgte aber gleichzeitig für Kritik.
Von Paul Lassay
Lokalredakteur Mainz
Nach zwei Vorfällen wurde die BBS I auf Schwermetalle im Staub und in der Luft untersucht.
(Foto: Harald Kaster)
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MAINZ - Es waren beunruhigende Indizien, die Anfang des Jahres im Umfeld der BBS I zu Tage traten: Erst ein Lehrer, der sich mit Beschwerden zum Arzt begibt und in dessen Blut auffällige Schwermetall-Werte festgestellt werden. Dann ein Schüler, der beim Betreten eines Klassenraums eine Art allergische Reaktion zeigt. Die Sorge, die Symptome hätten etwas mit den Räumlichkeiten der BBS I zu tun, waren schnell da – und konnten nun erst mit einem Gutachten des Instituts für Lehrergesundheit (IFL) beseitigt werden – an dem es aber auch Kritik gibt.
Nach dem Auftreten der beiden Fälle sei die BBS an die Stadt herangetreten und habe darum gebeten, Untersuchungen durchzuführen, berichtet Schuldezernent Dr. Eckart Lensch. Der Plan sei dann gewesen, Messungen durchzuführen, zu reinigen und anschließend wieder zu messen. Im Januar wurde die erste Messung durchgeführt. Der TÜV nahm den Hausstaub in sechs quer über die BBS-Gebäude verteilten Räumen vor allem im Hinblick auf Schwermetalle unter die Lupe. Das Ergebnis: erhöhte Werte für verschiedene Schwermetalle wie Aluminium, Antimon, Cobalt und Nickel.
Ziel- oder Immissionsgrenzwerte nicht überschritten
Anschließend seien die Räume geschlossen worden und die gesamte BBS I einer intensiven Reinigung unterzogen worden. Eine weitere Untersuchung des Staubs in den Räumen im April habe dann aber wieder erhöhte Konzentrationen ergeben. „Daraufhin haben wir uns beraten lassen“, sagt Lensch. Das Institut für Lehrergesundheit, das an der Unimedizin angesiedelt ist, habe dann dazu geraten, die Atemluft und nicht den Staub zu untersuchen. „Vom IFL hieß es, entscheidend sei allein, wie viel Schwermetall in der Luft sei, da es nur so aufgenommen werden könne“, erklärt Lensch. „Darauf verlassen wir uns.“ Bei der Messung, die dann im Juni vom Landesamt für Umwelt durchgeführt wurde, stand somit die Luft in den sechs Räumen im Fokus. In einer großen Konferenz sei das Vorgehen in der Schule vorgestellt worden, erzählt Lensch, genau so wie anschließend die Ergebnisse. Die besagen, „dass die Konzentrationen von Schwermetallen in der Luft in den Räumen der BBS I weitgehend der Konzentration in der Außenluft entspricht“, wie es in dem Gutachten des IFL vom 23. Oktober heißt. In keinem Fall seien Ziel- oder Immissionsgrenzwerte überschritten worden. Dies führe zu dem Schluss, dass die Befürchtung „gesundheitlicher Gefährdungen am Arbeitsplatz daher als glücklicherweise unbegründet eingestuft“ werden könne. „Die Räume können also unbedenklich wieder ihrer Nutzung zugeführt werden.“
Kritik an der Messung kommt von der Internetplattform Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene (EGGBI). In einer Stellungnahme betont die EGGBI, es fehle in dem Gutachten ein Hinweis auf eine normgerechte Prüfung mit einer „Nutzungssimulation“, also dem Aufwirbeln des Staubs durch verschiedene Maßnahmen. Dies kann man beim IFL allerdings nicht nachvollziehen: Nach Kenntnisstand des IFL würden die Messungen „normgerecht und auch in genutzten Räumen mit entsprechender Verwirbelung durchgeführt“, erklärt der Wissenschaftliche Leiter Prof. Dirk-Matthias Rose. Im Untersuchungsgutachten heißt es zur Bedeutung des Staubs, der Staubniederschlag bestehe im Gegensatz zum Feinstaub aus grobkörnigerem Staub, der schnell absinke und nicht in die Lunge gelange, da er bereits im Nasen- und Rachenraum abgelagert werde. „Somit ist er auch nicht so gesundheitsschädigend wie Feinstaub.“ Als Quellen für die gefundenen Schwermetalle im Staub kämen der Straßenverkehr, Industriebetriebe und Baustellen in Betracht.
Als Grund für die Beschwerden des Schülers sei dagegen die Verwendung falscher Reinigungsmittel auf Linoleum-Böden festgestellt worden, sagt Lensch. Dies habe man seitdem geändert.