Gesichter und Facetten der Reformation: Mainzer Rathaus-Ausstellung „Luther im Bild“ mit Skulpturen und Bildern von Harald Birck
Von Marianne Hoffmann
Erkennungszeichen Renaissance-Kappe: eine der Luther-Darstellungen im Rathaus. Foto: Torsten Boor
( Foto: Torsten Boor)
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MAINZ - Es ist nicht jedem Prominenten gegeben, dass er als Playmobil-Figur auf die Erde zurückkehrt. Martin Luther schon. Und es wird nicht jedem die Ehre zuteil, einen eigenen Wagen im Mainzer Fastnachtsumzug zu bekommen. Martin Luther schon und dazu einen Sechszeiler, der mit den Worten beginnt: „500 Jahr gibt’s Protestante, weil Luthers Worte Anklang fande”. Der Mann, der „eine Diskussion haben wollte und eine Revolution angezettelt hat“, wie der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) in seiner Begrüßungsrede zur Ausstellung „Luther im Bild“ im Rathaus feststellt, steht nun mit über 60 Abbildungen im Mittelpunkt – gezeichnet und g eformt aus Ton, gegossen in Bronze, mal groß, mal kleiner. Ebling freut sich, dass das Rathaus zum „Reformhaus“ wird, Pardon, zum Ausstellungshaus für den Reformator Martin Luther, den streitbaren Theologieprofessor der Augustiner Eremiten. „Hätte er auf seinen Vater gehört und Jura studiert, dann wäre er auf der sicheren Seite gewesen“, appelliert Ebling an die Abiturienten 2017. Die versammelte Prominenz an diesem Abend, darunter Monsignore Klaus Mayer, amüsiert sich. Der Berliner Künstler Harald Birck bekam 2009 den Auftrag, eine über zwei Meter große Lutherstatue für das Lutherhotel in Wittenberg zu gestalten. „Das war nicht leicht“, sagt der Mann, der mit Modelliermasse wie Ton ebenso schnell umgeht wie andere mit Bleistift oder Pinsel. 2010 im Dezember wurde die Statue an das Hotel übergeben, aber der Reformator hat den Künstler nicht mehr losgelassen. Man glaubt, dank Lukas Cranach und seiner Werkstatt, Luther gut zu kennen und zu wissen, wie er ausgesehen hat. Der junge Augustinermönch mit Kutte und Tonsur, der Gelehrte mit Doktorhut, der vogelfreie Junker Jörg mit Bart und krauser Stirn, der wütende Reformator, der mit mächtigem Schlag die Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg hämmert. „Hier stehe ich und kann nicht anders“, ist das wohl berühmteste Zitat des kleinen Augustinermönchs mit der hohen Fistelstimme, der das Tintenfass nach dem Teufel schleuderte. Harald Birck holt Luther in unser Gedächtnis zurück, indem er verschiedene Menschen castet, um aus ihnen einen neuen Luther zu bilden. Wichtigstes Utensil, eine Kappe im Renaissance-Stil, die er nachschneidern lässt und die auf vielen Modellen wie eine Eins sitzt.
Die Wanderausstellung „Luther im Bild“ hat Andreas Pitz kuratiert, der viele Prominente wie Malu Dreyer, Julia Klöckner, Margot Käßmann und Gundula Gause dazu bewegen konnte, Texte zu Luther für ein zur Ausstellung erschienenes Katalogbuch zu schreiben.
Luther ist auf seinem Weg nach Worms nicht über Mainz gekommen, was Ebling schmerzt, sondern über Oppenheim – und dort wird im Herbst die Wanderausstellung enden.