Gegen das Plastik-Problem: Mainzer Gründer produziert Trinkhalme aus Glas
Robert Dehghan aus Mainz will Plastik-Trinkhalme durch Glashalme ersetzen. Mit anderen hat er ein Start-up gegründet, das bereits mehrere Tausend Trinkhalme pro Tag produziert.
Von Stephan Thalmann
Robert Dehghan ist Gründer des Start-ups „Pacific Straws“. Die Glastrinkhalme sollen helfen, Plastikmüll zu vermeiden.
(Foto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Ob im Glas Orangensaft beim Frühstück, im Latte Macchiato beim Mittagskaffee oder im Cocktail am Abend: Der Trinkhalm gehört für Gastronomie-Besucher ganz selbstverständlich dazu. In der Regel besteht ein solcher Halm aus Plastik und wird nach einmaliger Verwendung weggeschmissen. Robert Dehghan aus Mainz will das ändern. Deshalb hat der 22-Jährige ein Start-up gegründet: „Pacific Straws“ produziert Trinkhalme aus Glas.
„Trinkhalme sind nur eine Kleinigkeit, können aber dazu beitragen, dass wir mehr Bewusstsein für die Berge an Plastikmüll entwickeln, die wir produzieren“, sagt Dehghan. Im Juni hat er „Pacific Straws“ gemeinsam mit seiner Freundin Lara und ihrer Schwester Corinna Schnieders ins Leben gerufen.
Projekt gegen Plastikmüll im Pazifik
Der Name steht für die Tragweite der Idee: „Im Pazifik sammelt sich der Plastikmüll der Welt, teils in Flächen, viermal so groß wie Deutschland“, erzählt Dehghan. „Der englische Name soll zeigen, dass das ein weltweites Problem ist.“ In seinem Auslandssemester in Indien sah der Mannheimer Student die großen Mengen an Plastikmüll. Ähnlich erging es Lara Schnieders in Costa Rica und Corinna in der Gastronomie.
Also beschlossen die drei, ihre Idee, die Anfang des Jahres entstanden war, in die Tat umzusetzen. Über 20 Bars, Restaurants und „Unverpackt“-Läden in Deutschland führen die Halme bereits. Bei Besuchen in seiner Heimat Mainz versucht Dehghan, weitere Gastronomen von dem Konzept zu überzeugen. „Ich bin stolz, aus Mainz zu sein und freue mich, wenn ich mal in einer Bar mit Freunden aus den eigenen Halmen trinke“, sagt er. Unter anderem ist bereits das Gasthaus Willems dabei.
EU-Verbot "bestätigt unsere Idee"
Der gebürtige Mainzer machte 2015 am Gymnasium Theresianum sein Abitur. An der Universität Mannheim hat Dehghan gerade den Bachelor in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen. Auch dort engagierte er sich außerhalb des Studiums. Neben dem Amt als Vorsitzender der Fachschaft gründete er mit Freunden 2016 eine Konferenztagung mit Start-ups an der Uni, die inzwischen rund 700 Teilnehmer anlockt.
Zwei Jahre später folgt nun das eigene Start-up: „Während des Studiums lernt man viel Theorie, die in der Praxis kaum eine Rolle spielt“, erzählt Dehghan. „Ich wollte selbst Verantwortung übernehmen.“ Nach seinem Bachelor sah er den geeigneten Zeitpunkt dafür. Zudem wurde Ende Mai bekannt, dass die EU plant, Einwegkunststoffprodukte wie Plastikhalme zu verbieten. „Das bestätigt unsere Idee“, ist sich Dehghan sicher.
Neben dem Umweltschutz sieht Dehghan einen weiteren Mehrwert: „Plastik verfälscht den Geschmack. Glas macht das Getränk wertiger.“ Zudem verweist er auf den Hygieneaspekt im Vergleich zu Alternativen wie Edelstahl. „Beim Glas sieht man immer, ob es sauber ist.“ Um eine Mehrfachverwendung sicherzustellen, setzen Dehghan und seine Mitstreiter auf robustes, spülmaschinenfestes Schott-Glas. „So ist das Produkt haltbar und zahlt sich für Gastronomen schon nach ein paar Monaten aus.“
Start-up produziert täglich tausende Halme
Inzwischen produzieren er und seine Kolleginnen dank eines Partnernetzwerks im Hunsrück, der Heimat der Schnieders-Geschwister, mehrere Tausend Glastrinkhalme am Tag. Bald sollen die Halme individuell mit Gastronomie-Name und -logo bedruckt werden können. Die Mannheimer Uni will „Pacific Straws“ durch eine Studentengruppe, die als Unternehmensberatung fungiert, unterstützen.
Seit Anfang September betreiben die Jungunternehmer eine Website mit Online-Shop, über den neben Geschäftskunden auch Privatleute die Halme in zwei Längen und im Set mit einer Reinigungsbürste bestellen können. „Alle Produktionsschritte und auch die Verpackung kommen ohne Plastik aus“, versichert Dehghan. Derzeit bauen die Gründer größere Vertriebsstrukturen auf.
Bis zum Management-Master im Herbst 2019 will sich Dehghan ganz auf sein Projekt konzentrieren. „Wir sind davon überzeugt, dass Glas die beste Alternative zu Plastikhalmen ist und wollen das Produkt allgegenwärtig machen“, sagt er. Er hofft, dass sich viele Konsumenten von dem Konzept überzeugen lassen und dass der Blick über die Halme hinaus geht: „Vielleicht geht man dann bewusster durch den Supermarkt.“