Für Frieden und Einheit: "Pulse of Europe" feiert die EU auf dem Mainzer Gutenbergplatz
Rund 500 Menschen haben sich am Sonntag auf dem Mainzer Gutenbergplatz versammelt. Gemeinsam wollen sie ein Zeichen für Europa setzen. "Wir brauchen mehr Europa, nicht weniger", meint einer der Teilnehmer.
Von Lisa Maucher
Politik-Professor Kai Arzheimer (vorne links) spricht bei der ersten „Pulse of Europe“-Kundgebung in Mainz über die Wahlen in Frankreich. Foto: hbz / Judith Wallerius
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MAINZ - Blau als Lieblingsfarbe. Blau, das ist die Farbe der Flagge der Europäischen Union, gelbe Sterne auf blauem Grund. Blau gehört zu den kalten Farben, soll aber eine beruhigend-angenehme Wirkung auf Menschen haben. Blau, das ist auch die Farbe der Alternative für Deutschland (AfD). Die einen wollen Teil der Union bleiben, die anderen sie verlassen. Die Menschen, die am Sonntag auf dem Gutenbergplatz mit blauen Fahnen wedelten, tun dies für die Europäische Union. Laut Polizei sollen es etwa 500 Leute sein, die den Weg zur Veranstaltung der Bürgerinitiative „Pulse of Europe“ gefunden haben.
Europa sei in seinen Grundfesten erschüttert. Europa werde bedroht. Engagement sei die Lösung. Das findet Wiebke Krüger, die im Organisationsteam von „Pulse of Europe“ arbeitet. Seit Jahrzehnten gebe es in Europa Frieden, dank der Union. Es gebe die Freizügigkeit, die einheitliche Währung, den zollfreien Warenverkehr, dank der Union. Es brauche mehr Europa, nicht weniger. Das findet Besucher Christopher Niederelz, der sich eine blaue Flagge um den Rücken gebunden hat.
"Wir brauchen mehr Europa, nicht weniger"
„Pulse of Europe“, das ist eine Bürgerinitiative, die der Draiser Josef Baumann nach Mainz geholt hat. Er war zuvor auf einer Veranstaltung in Wiesbaden, da sprang der Funke auf ihn über . Nun steht er auf der Treppe des Staatstheaters, erklärt, dass „Pulse of Europe“ überparteilich, überkonfessionell, jenseits aller Schranken sei. Baumann wurde vor dem Zweiten Weltkrieg geboren, hat die Entstehung der Europäischen Union in ihrem ganzen Prozess miterlebt, „als sie in den Kinderschuhen war bis jetzt“. Und er meint: „Es gab seit 72 Jahren keinen Krieg mehr. Und das soll so bleiben. Für meine Enkel und meine Urenkel“. Baumann betont, dass „Pulse of Europe“ die Menschen zusammenbringe, Jung und Alt. Ein Blick in die Menschenmenge zeigt: Er hat Recht.
TREFFEN
- Die Bürgerinitative „Pulse of Europe“ versammelt sich wöchentlich am Sonntag.
- Am Sonntag, 30. April, findet das Treffen ab 14 Uhr auf dem Jockel-Fuchs-Platz vor dem Mainzer Rathaus statt.
„Vive l’Europe“ steht in schwarzen Buchstaben auf der Wange einer jungen Frau. Ihre Begleitung hat sich die Trikolore aufgemalt. Auf die Wahlen in Frankreich kommt der Politikwissenschaftler an der Uni Mainz, Prof. Kai Arzheimer, zu sprechen. Er erklärt, dass die rechtsgerichtete Front National-Kandidatin Marine Le Pen den „Frexit“ anstrebt. Sein Kommentar dazu: „Ich weiß nicht, ob die Europäische Union diesen Schlag überstehen würde.“ Und er gibt den Anwesenden mit: „Macht Europa mit uns zu einem besseren Ort!“. Applaus.
Einer seiner Studenten, Marius Schlageter, erklimmt mit Pfadfinder-Jacke die Stufen. Er habe kürzlich einen Kommentar in der „Frankfurter Rundschau“ zu „Pulse of Europe“ gelesen, in dem der Autor zu denken gegeben habe, dass Gleichdenkende nur auf Gleichdenkende träfen und keine konkreten Ziele definiert würden. Dem setzt Schlageter entgegen: „Er hat uns nicht verstanden!“ Es sei jetzt Zeit, dass man sich nicht nur in die Masse stellt, sondern aktiv wird. „Sprecht darüber, verteilt positive Nachrichten!“, fordert er auf. Die blauen Fahnen flattern aufgeregt im Wind.
"Sprecht über die EU, verteilt positive Nachrichten!"
Um konkrete Beispiele für positive Nachrichten über die Union zu liefern, sprechen nicht-deutsche EU-Bürger über ihre Erfahrungen. Ein Franzose etwa, der in den Niederlanden studiert und davor in Mainz gelebt hat. Er sagt, dass in Frankreich die Europäische Union das Thema schlechthin sei im Moment, viele Leute stark pro oder stark anti seien. Er sei dankbar für all die Vorzüge der EU, für seine ganzen Freiheiten. Er entstammt einer Generation, die den Aufbau des Verbundes nicht miterlebt hat. „Pulse of Europe“ will jeden erreichen, egal mit welchem Erfahrungsspektrum, egal, aus welchem europäischen Land die Person kommt.
Blaue Luftballons, mit Gas befüllt, sind den Launen des Windes ausgesetzt, festgehalten von Händen der Europa-Befürworter. An den Händen sollen sie sich jetzt halten, die Besucher, und die Europahymne „An die Freude“ singen. Ab und zu kann sich ein Ballon befreien, aus Versehen, und findet den Weg in den blauen Himmel. Himmelblau, eine Farbe, die in der Symbolik Harmonie und Zufriedenheit bedeutet. Der Satz „Alle Menschen werden Brüder“ erklingt am stärksten.