Fanfaren, Tusch und Elogen auf eine Mainzer Fastnachtsikone
Margit Sponheimers närrische Lebensleistung steht beim Generalappell der Ranzengarde im Zentrum der Darbietung. Die Laudatio hält der Publizist Harald Martenstein
Von Manuel Wenda
„Standing Ovations“ für Margit Sponheimer, die bei der Mainzer Ranzengarde gebührend mit Musik- und Redebeiträgen gefeiert wurde.
(Foto: Desiree Hansmann)
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MAINZ - Der musikalische Generalappell der Mainzer Ranzengarde wurde zu einer Manifestation der „Moguntophilie“: Diese Wortschöpfung stammt von Harald Martenstein, der die Laudatio auf Margit Sponheimer hielt. Die legendäre Fastnachterin und Schauspielerin erhielt den Orden „Mainzer Ranzengardisten“ in Gestalt eines Original-Bronzemodells des Ranzengardebrunnens von Liesel Metten, die Künstlerin war ebenfalls unter den Gästen.
Ein großer Fan der Hauptperson des Abends übernahm den Prolog, nachdem das Gardemusikcorps Kasteler Musikanten die Besucher eingestimmt hatte: Kadettin Priska Gerster bezeichnete Margit Sponheimer als ihr absolutes Vorbild. Einem Herrn im Saal erwies sie zudem die Ehre: Ihr Großvater, der Ranzengardist Johannes Gerster, feierte seinen Geburtstag.
Ranzengarde-Präsident Lothar Both sprach die Grußworte. Zünftige Musikeinlagen kamen von Spielmanns- und Fanfarenzug sowie dem Musik- und Trommlercorps.
Oberbürgermeister Michael Ebling schoss einige Pfeile in diverse politische Richtungen. Beispiele: „AKK kann heute nicht hier sein, sie muss noch das Handy von der Uschi suchen.“ Oder: „Bei den Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten ist es wie bei den SPD-Vorsitzenden, man kann sich keinen Namen merken.“
Generalfeldmarschall Thomas Thelen nannte Margit Sponheimer eine „Ikone der Mainzer Fastnacht“, derzeit steht sie wieder im Unterhaus in Frank Golischewskis Musical „Johannes Gutenberg“ auf der Bühne. Der Komponist setzte sich an den Flügel, Sponheimers Kollege Gunther Emmerlich sang „Wenn ich einmal reich wär’...“ aus „Anatevka“.
Erinnerungen an Ernst Neger und Toni Hämmerle
Harald Martenstein, Träger der Auszeichnung „Mainzer Ranzengardist“, bekannte, dass er eine einzige Autogrammkarte besitze: von Margit Sponheimer. Deren Auftritte habe er bereits bei seinen Großeltern in der Neustadt verfolgt: „Wenn meine Oma mich jetzt sehen könnte.“ Er ließ Sponheimers Anfänge Revue passieren: Als Ernst Neger (von Martenstein stets mit rheinhessischem „G“ ausgesprochen) wegen eines Unglücksfalls nicht auftreten konnte, sei die junge Margit Sponheimer zum Zuge gekommen – als „Ersatz-Neger“.
Mit ihrem Mentor Toni Hämmerle eroberte sie die Fastnacht im Sturm. Sponheimer habe, so Martenstein, auch dagegen gekämpft, dass Frauen in der Fastnacht lediglich eine dekorative Rolle zugebilligt wurde. So ganz sei diese Attitüde freilich noch nicht verschwunden, merkte Martenstein süffisant an. Er verwies auf ihre Vielseitigkeit und betonte ihre Integrität: „Sie ist immer ein liebenswerter Mensch geblieben.“
Sponheimer dankte allen Anwesenden herzlich: Amüsiert erzählte sie, wie sie als junges Mädchen ihr Leben in einer Bar besungen habe, ohne bereits je ein solches Etablissement besucht zu haben.
Jubel riefen ihre Fastnachtslieder im Schloss hervor. Thomas Neger und „die Humbas“ brachten eine rockige Dimension hinzu – „Wenn Margit singt“ wird von E-Gitarren angetrieben. Neger über Sponheimer: „Uns verbindet viel.“
Die so Geehrte wandte sich dann noch einmal an die Gäste: In Priska Gerster habe sie ihre Nachfolgerin gesehen.