Tänzerin Virginia Scudeletti fegt wie ein frischer Wirbelwind über die Bühne, Akkordeonist Christopher Preece antwortet musikalisch. Foto: Pad
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MAINZ - Fünf Performances in neun Tagen zeigen seltsame, lustige, provokative, unterhaltsame, wilde oder kontemplative Stücke zwischen Schauspielerei, Tanz, Pantomime, Verkleidung und Laptoppräsentation. Unorthodox, oft provokativ und mit Leidenschaft stellen die PAD-Macher Nic Schmitt und Peter Schulz alljährlich ihr in Rheinland-Pfalz einzigartiges Performancefestival mit Künstlern aus ganz Europa zusammen. 65 Produktionen aus 24 Ländern waren in den bisher zehn Festivals zu Gast und manche bleiben bis heute dem PAD verbunden, wie der Laptopkünstler Mamoru Iriguchi oder das bereits im Vorjahr gefeierte „El Cuco Projekt“.
Wilde Tiere und moderne Kommunikation
Auch in diesem Jahr ziehen Sonia Franken und ihr chilenischer Partner Gonzalo Barahona ihre Tiermasken über und mutieren zu Vogel und Katze. Ihr Bewegungsrepertoire ist exakt den Tieren abgeschaut. Während die Katze geschmeidig lauernd über die Bühne streicht, sind Bewegungen des Vogels hingegen nervös, eckig und unmittelbar. Eine Stimme aus dem Off erläutert, wie man auf einen Angriff wilder Tiere reagieren soll. Derweil nähern sich Katze und Vogel gefährlich den Zuschauerreihen an. Im Hintergrund ein Teppich, vorne rechts ein Sekretär mit Telefon, das öfter klingelt. Das Gleiche befindet sich in Miniaturausgabe auf der linken Seite der Bühne vor einem alten Foto. Erzählt wird eine rudimentäre Geschichte über wilde Tiere und Probleme moderner Kommunikation. Das Duo arbeitet dabei atmosphärisch mit Licht und Schatten und wortlos mit imitierten Tiergeräuschen. Die mit Handkamera abgefilmte Miniaturausgabe der echten Performance in düsterstem Schwarzweiß lässt gruseln und erinnert an Szenen aus Kubricks Film „The Shining“, wie etwa die Fahrt entlang des Teppichläufers, Gesichtsausschnitte oder das historische Foto mit Totenschädel am Rande und Katze und Vogel im Zentrum. Nicht weniger ambitioniert erscheinen an den Vortagen das spanische Duo „La (Sic)“ mit dem Stück „Aprés La Chronique“ über Einsamkeit im multimedialen Zeitalter und das gefeierte Performanceduo „The Mostly Everything People“ mit ihrer virtuosen Ego-Studie über die neun Stufen der Persönlichkeitsentwicklung. Tänzerin Virginia Scudeletti fegt wie ein frischer Wirbelwind gut gelaunt über die Bühne und ihrem Partner ins Konzept, während Akkordeonist Christopher Preece mühsam versucht, Jane Loevingers ambitionierte Theorie vom Ego musikalisch stimmig zu erläutern.
Wild, anarchisch und irrsinnig komisch bekämpfen und umgarnen sich die grundverschiedenen Akteure, denen eine durchaus überzeugende Darstellung menschlicher Entwicklungsstadien vom staunend in die Welt geworfenen Kleinkind über frühes Lernen und Anpassung, Egoismus und Sozialneid hin zu Individualismus, Autonomie und sozialem Handeln gelingt.
IN KÜRZE
El Cuco Projekt (Katze und Vogel!) mit „My Reputation Is Your Guarantee“