MAINZ - Sie ist rund und weiblich und anziehend, dezent gekleidet in sanftes Gelb gehüllt, wäre da nur nicht ein offenes Sicherheitsschloss am Ausschnitt hängend und ebenso am Rücken. Es handelt sich um keine Frau, es handelt sich um einen von der Keramikerin Susanne Ott gestalteten Torso. Die Zukunft – mit Schlössern verhängt oder aber gesichert? Der „Spannungsbogen Gegenwart” daneben ist ebenfalls eine üppige Keramik, nur das Grau, das sie trägt, zeugt von Langeweile im Bogen. Susanne Ott ist eine von drei Künstlerinnen, die Dietmar Gross, der Kurator und Leiter des Kunstvereins Eisenturm, zusammengefügt hat.
Neben Susanne Ott zeigen die Malerinnen Barbara Spannring und Monika Geisbüsch, wie spannend unterschiedliche Kunstpositionen sein können. Zu den Skulpturen sagt Susanne Ott: „Wirklichkeit und Fiktion fallen in der Plastik zusammen. Die subjektive Darstellung, gesehen in der Zeit, mutiert während des Schaffensprozesses zum zeitlosen, unwiederholbaren Objekt des Betrachters”. Ganz anders Monika Geisbüsch. Die Malerin zeigt in ihrer realistischen Malerei, die sie aber nicht dem Fotorealismus zugeordnet wissen will, Menschen, die, obwohl oft paarweise gezeigt, eine spürbare Einsamkeit ausstrahlen. Oft sitzen sie an Bahnhöfen, vorzugsweise in Mainz, und daneben lädt ein Plakat nach Acapulco ein. Natürlich heißt dieses Werk nicht „Mainz HBF”, sondern „Wo bist Du, Acapulco?” Die beiden „Strandläufer” sind zwei Frauen, die in kurzen Hosen über einen Strand direkt auf den Betrachter zulaufen, diesen kritisch ansehen oder doch vorbei? Auch diese beiden schlanken, durchtrainierten Frauen scheinen nicht zu zweit, sondern allein am Strand zu sein. Eine jede ist mit ihren Gedanken beschäftigt. Das „Alleinsein”, die Existenz des Individuums in einer vielfarbbunten Welt, beschreibt die Künstlerin in einer farbgewaltigen und doch zurückgenommenen Bildsprache. Ganz anders als Barbara Spannring, die zwar ebenfalls den Menschen als Modell genommen hat, sich aber auf das Portrait beschränkt. Sie orientiert sich an dem Barockmaler Diego Velázquez, der im 16. Jahrhundert als Hofmaler des spanischen Könings Philipp IV arbeitete. Sie zeichnet auf dunklem Papier mit weißem Stift Portraits von Freunden, aber auch „Bacchus 1629” nach Velázquez. Alle Portraits tragen die Anmutung altmeisterlicher Gemälde in sich, über die sich die sanfte Patina von Jahrhunderten gelegt hat.