Durch drei Mainzer Stadtteile: Zugente fährt nun mit Elektromotor
Rosenmontagsstimmung an einem Samstag: Diese hat die Zugente des Mainzer Carneval-Vereins auf ihrer Jungfernfahrt mit neuem Motor auf einer Strecke von etwa zwölf Kilometern verbreitet.
Von Maike Hessedenz
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Rosenmontagsstimmung auf einer Strecke von etwa zwölf Kilometern quer durch drei Mainzer Stadtteile hat die Zugente am Samstag verbreitet.
(Fotos: Maike Hessedenz)
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MAINZ - Ente voraus in Mombach, Gonsenheim und Finthen! Dass an einem 18. Januar niemals schon Rosenmontag sein kann, dafür sorgt der Kalender. Dass aber trotzdem an einem Samstag im Januar Rosenmontagsstimmung auf einer Strecke von etwa zwölf Kilometern quer durch drei Mainzer Stadtteile aufkommt, das ist Ulrich H. Drechsler zu verdanken.
Der ist der Entenbeauftragte beim Mainzer Carneval-Verein (MCV) und hatte sich ein Ziel gesetzt: die Zugente muss fahren! Und das sollte idealerweise nicht ohne Generalprobe über die Bühne gehen. Die Ente hat nämlich ein neues Herz – eines, das elektrisch schlägt. Der neue Elektromotor hat sich in der Wagenhalle zwar schonmal in aufgebocktem Zustand warmgelaufen – auf der Gass aber sollte er sich außerdem bewähren.
Dieter Wenger, der Wagenbauer des MCV, machte das Entchen also schick, badete es natürlich vor seinem ersten nicht-närrischen Ausflug in die Zivilisation und schickte es schließlich mit vielen guten Wünschen in Richtung Flugplatz. Und damit das alles legal und logistisch einwandfrei funktioniert, darum hatte sich Ulrich H. Drechsler aus dem Web- und Marketingteam des MCV gekümmert. Er verhandelte mit Stadt, Polizei, TÜV und Mainzer Mobilität, damit das Entchen eine Tageszulassung und freie Fahrt auf den Straßen erhielt.
Ein solches Bild gab es in Mainz wohl noch nie und wird es vermutlich auch so schnell nicht wieder geben: Ein Konvoi aus mehreren Privatautos, dem Plakettenwagen des MCV, der lautstark Fastnachtslieder vor sich hin dröhnen ließ, und natürlich der gelbe Liebling schlängelten sich in Zeitlupengeschwindigkeit von Mombach nach Finthen zum Flugplatz. Die Mainzer Mobilität stoppte die Straßenbahnen, die Autos fuhren rechts ran, vom Straßenrand und aus den Fenstern erschallten Helau-Rufe von begeisterten Zaungästen.
Und das Entchen und seine Begleitfahrzeuge hupten fröhlich im Takt. Eine Stunde dauerte die Reise nach Finthen auf den Flugplatz – dort nämlich, das hatte Drechsler mit den Flugplatz-Verantwortlichen ausgekaspert, durfte das Kultgefährt zwischen parkenden Kleinflugzeugen und auf der Startbahn so richtig Gas geben und erste „Flugstunden“ nehmen.
Roland Venohr und Sebastian Lüft saßen als Piloten im Entchen, werteten währen der ganzen Fahrt per Computer die Daten des Motors aus, berechneten die Restkapazität der Batterie. „Wir haben in den vergangenen Jahren bereits einige 2CV umgerüstet“, berichtet Roland Venohr. „Da war die Ente natürlich für uns eine passende und ganz besondere Aufgabe.“ Unendlich reicht der Saft der Batterie dabei natürlich nicht, das zeigte sich in Finthen.
Die Zugente als Symbol des MCV
Bei Ankunft im „Bergdorf“ hatte der Akku gerade mal noch 35 Prozent, was laut den Ingenieuren aber daran lag, dass es auf dem Hinweg nur bergauf ging. Runter nach Mombach verbrauche man deutlich weniger. Trotzdem wurde der Stecker nochmal drangehängt, bevor‘s zurück Richtung Mombach ging. „Beim Rosenmontagszug fährt die Ente ja nur sechs Stundenkilometer, außerdem gibt es keine Steigungen“, erklärt Roland Venohr. „Wir sind optimistisch, dass sie die Strecke gut bewältigen kann.“
Beim MCV ist man glückselig, dass das Entchen frisch aufgemotzt in den Zug starten kann: „Die Zugente ist ein Symbol des MCV“, sagt Präsident Reinhard Urban. „Die Leute warten auf sie, sie muss endlich wieder das Ziel erreichen.“ Etwa 10.000 Euro hat die Umrüstung gekostet; das Geld war zum einen durch ein Benefiz-Minigolf-Turnier im Sommer und durch weitere Spenden zusammengekommen.
Für Ulrich H. Drechsler war der Enten-Samstag ein geglücktes Experiment – und wieder einmal ein Beweis dafür, was Mainzer Lebensart ausmacht: „Sowas wäre nirgendwo sonst denkbar“, meint er.
An der Wagenhalle in Mombach geht’s los Richtung Finther Flugplatz: