Eine Mundschutzpflicht könnte nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin eine trügerische Sicherheit vermitteln und dürfte nicht bestehende Hygieneregeln ersetzen.
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
(Archivfoto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will über Rheinland-Pfalz keine Mundschutzpflicht wegen der Corona-Pandemie verhängen. „Ich spreche mich nicht für eine Mundschutzpflicht aus“, sagte Dreyer am Dienstag in Mainz. „Dieser Schutz ist eine zusätzliche Ad-Hoc-Maßnahme.“ Er könne aber nicht die geltenden Abstands- und Hygieneregeln ersetzen.
In vielen Teilen Deutschlands werden derzeit Rufe nach einer Mundschutzpflicht im öffentlichen Raum laut, zum Beispiel in Geschäften und ÖPNV. Dreyer sagte, man werde dem Bedürfnis vieler Menschen, die sich mit Masken wohler fühlen, Rechnung tragen, indem die Landesregierung mit Textilfirmen über eine Ausweitung der Produktion spreche. „Eine einfache Maske kann dem Fremdschutz dienen“, sagte Dreyer. Dies gelte besonders für Tätigkeiten, bei denen Menschen trotz des Kontaktverbots in größerer Zahl zusammenkommen müssen. Die Maske dürfe aber kein trügerisches Sicherheitsgefühl beim Träger erzeugen: „Es wäre aber das absolut falsche Signal, wenn die Menschen glauben, der Mundschutz ist die Lösung für alle Probleme.“
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#maskeauf
Mit der Initiative #maskeauf soll auch im Netz dafür geworben werden, Schutzmasken in Deutschland gesellschaftsfähig zu machen wie in Asien. Unterstützt wird die Initiative von Prominenten wie Joy Denalane, Jan Böhmermann, Rezo oder Lena Meyer-Landrut. Tenor der Aktion: „Weil die medizinischen Masken in die Medizin gehören, basteln wir sie uns selbst.“ Auf der Seite maskeauf.de gibt es hierfür verschiedene Beispiele und Anleitungen – etwa wie man auch aus T-Shirt-Ärmeln eine Maske machen kann.
Dreyer betonte, der Zeitpunkt sei noch nicht gekommen, die drastischen Beschränkungen des öffentlichen Lebens zurückzunehmen: „Wir haben momentan keine Möglichkeit, die Maßnahmen zu lockern, sondern müssen sehr intensiv an ihnen festhalten.“
Gleichwohl gebe die Statistik Anlass zur Hoffnung, dass die Zahl der Neuinfektionen mit Corona in Rheinland-Pfalz in den kommenden Wochen gedrosselt werden kann. Am Dienstagmorgen wurden landesweit 2839 Infektionen und 22 Todesfälle gemeldet. „Man hat aber den Eindruck, dass sich etwas bewegt“, sagte der Mainzer Virologe Professor Bodo Plachter. „Die Zahlen scheinen auf einem sehr hohen Niveau etwas zurückzugehen.“ Dies sei aber nur ein Trend, der mit Vorsicht zu genießen sei.
Deshalb will das Land die Zahl von derzeit 5000 Corona-Tests am Tag in den kommenden Wochen noch einmal deutlich hochfahren. „Im Augenblick reichen unsere Testkapazitäten aus“, meinte Plachter. Getestet werde derzeit vor allem bei Patienten und medizinischem Personal. Wenn allerdings die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden, benötige man mehr Tests, die mit weniger apparativem und personellem Aufwand durchgeführt werden können, um neu aufflackernde Infektionsherde schnell zu entdecken und zu bekämpfen.