Die Mainzer Museen und Galerien im August / Rares Slevogt-Gemälde neu im Landesmuseum / Nachkriegskunst im Weihergarten
Von Michael Jacobs
Lokalredakteur Mainz
Max Slevogts „Strandlandschaft“, 1908, Öl auf Malpappe, im Landesmuseum. Foto: Landesmuseum
( Foto: Landesmuseum)
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MAINZ - Wer trotz Urlaubszeit den „Summertime Blues“ verspürt, weil man sich ständig überfüllte Strände und architektonisch fragwürdige Sandburgen angucken muss, kann seine Kunst-Akkus problemlos im August in den Schauhäusern und Galerien der Stadt aufladen.
„Vorzeiten“ im Landesmuseum
Di 10-20, Mi-So 10-17 Uhr www.landesmuseum-mainz.de
Eine spektakuläre Zeitreise in die Vor- und Frühgeschichte des heutigen Rheinland-Pfalz ist beispielsweise für wenig Geld an der Kasse des Landesmuseums buchbar. Der Archäologie-Trip der „Vorzeiten“-Ausstellung beginnt mit fossilen Urformen des Lebens vor 400 Millionen Jahren, schwenkt rüber ins Reich der Neandertaler, was eine 170 000 Jahre alte Schädelkalotte bezeugt. Weitere Etappen zieren kostbare Kunstwerke eiszeitlicher Jäger, Metallfunde keltischer Prunkgräber oder Relikte der großen römischen Metropolen Mainz und Trier, wie etwa eine in Europa einzigartige kunstvolle Drachenstandarte. Die Schau flankiert ein umfangreiches Begleitprogramm, unter anderem mit einem Familien-Erlebniswochenende rund um Römer Kelten und Germanen am Samstag, 12. August, ab 10 Uhr. Das gesamte Angebot ist im Internet unter www.vorzeiten-ausstellung.de abrufbar (bis 29. Oktober).
Das Haus punktet aber auch mit einer Max Slevogt-Rarität. Erstmals ist das noch nie öffentlich gezeigte Gemälde „Strandlandschaft“ des impressionistischen Malers als Dauerleihgabe aus Privatbesitz in der Abteilung „Kunst um 1900“ zu bewundern. Das Bild zeigt den Strand von Noordwjik in den Niederlanden, wo Max Slevogt 1908 auf Einladung seines Berliner Verlegers Paul Cassirer und dessen Frau Tilla Durieux den Sommer verbrachte. Das Ehepaar besaß in der Kleinstadt ein Strandhaus, mitten in den Dünen. Während dieses einmaligen Besuchs von Slevogt in Noordwjik sind nur sehr wenige Gemälde und Aquarelle entstanden. Neben der „Strandlandschaft“ ergänzt die „Loreley“, ein Frühwerk Slevogts aus dem Jahr 1886, das das Museum kürzlich erwerben konnte, den umfangreichen Bestand an Slevogt-Werken.
Nachdem die Kunsthalle Mainz ihren artifiziellen „Biotopia“Garten am 30. Juli geschlossen hat, bereitet man sich in dem „Modern Art“-Gemäuer auf die kommende Gemeinschaftspräsentation von elf Künstlern unter dem griffigen Titel „Mit den Händen zu greifen und doch nicht zu fassen“ vor, die am Montag, 31. August, 19 Uhr, eröffnet.
Gutenberg-Museum
Di-Sa 9-17 Uhr, So 11-17 Uhr www.gutenberg-museum.de
Auch im Gutenberg-Museum, vor dessen Toren Bürgerinitiativen wechselweise für oder gegen den anvisierten „Bibelturm“ streiten, herrscht temporär Sonderschau-Sommerruhe. Die Dauerausstellung kann natürlich ganzjährig bewundert werden.
LAS VEGAS
Auch die „Gutleut“-Bar, Ludwigsstraße 4, ist künstlerisch aktiv: Die Ausstellungs-Lounge serviert ab 4. August (Vernissage 20 Uhr) staubtrockene Las Vegas-Impressionen der Fotografen Daniel Rettig und Hendrik Schneider (bis 18. August) Mo, Di 17-0 Uhr, Mi, Do 17-2 Uhr, Fr, Sa 17-4 Uhr.
las vegas
Auch die „Gutleut“-Bar, Ludwigsstraße 4, ist künstlerisch aktiv: Die Ausstellungs-Lounge serviert ab 4. August (Vernissage 20 Uhr) staubtrockene Las Vegas-Impressionen der Fotografen Daniel Rettig und Hendrik Schneider (bis 18. August) Mo, Di 17-0 Uhr, Mi, Do 17-2 Uhr, Fr, Sa 17-4 Uhr.
Das Dommuseum lockt in den Ferien mit einer Töpferwerkstatt für Kinder (11. August) während das Naturhistorische Museum in der Wanderausstellung „Wildlife Art“ künstlerisch auf Wildnis setzt und bis 1. Oktober Gemälde und Skulpturen von acht internationalen Künstlern zeigt (Di 10-20 Uhr, Mi 10-14 Uhr, Do-So 10-17 Uhr).
Mainzer Wein im Stadthistorischen Museum
Fr 14-17 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr,
Im Stadthistorischen Museum auf der Zitadelle, Bau D, kann man weiterhin bei einem historischen Streifzug in die Mainzer Winzer- und Weinwelt eintauchen (bis 10. September); derweil die Stadtbibliothek noch bis 2. September „Seitenweise Kunst“ als Liebeserklärung an das Buch und das Lesen aufblättert. Über 70 Buchobjekte, Künstlerbücher, Zeichnungen, Malerei, Grafiken, Fotografien und Skulpturen illustrieren vielfältige Anknüpfungspunkte, die das Sujet der zeitgenössischen Bildenden Kunst bietet. Der Eintritt ist frei. (Mo-Mi 10-18 Uhr, Fr, Sa 10-13 Uhr)
Arktis in der Akademie der Wissenschaften
Mo-Do 9-16, Fr 9-13 Uhr
Arbeiten aus der Arktis und Antarktis von Lutz Fritsch bringen Abkühlung an heißen Augusttagen. Unter dem Titel „Eis-Zeit-Raum“ zeigt die Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Geschwister-Scholl-Straße 2) ab 17. August, Vernissage 18 Uhr, Werke, die der Künstler während Expeditionen mit Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung anfertigte. Bis Freitag, 4. August, sind in der Akademie „Wälder und verwunschene Orte“ der die preisgekrönten Jugendbuch-Illustratorin Susanne Janssen zu sehen.
Künstlersommer in der Römerpassage
9.30 -19.30 Uhr
Wer Shopping mit Schaulust verbinden möchte, sollte den Blick durch die Römerpassage schweifen lassen. Im Rahmen des von Kulturdezernat und Citymanagement initiierten „Künstlersommers“ sind in dem Einkaufskomplex bis November Arbeiten von Kreativen aus Mainz und der Region zu sehen. Den Anfang machten Plastiken und Gemälde von Usch Quednau. Es folgen Einzelausstellungen von Carmen Stahlschmidt, Susanne Geel und Wolf Münninghoff.
Zagreb zu Gast im Rathaus
Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 9-14 Uhr
Das Rathaus widmet dem 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft mit der kroatischen Metropole Zagreb gleich drei Ausstellungen: „Von Budinjak nach Mainz“ illustriert die fruchtbare Zusammenarbeit des Römisch-Germanischen Zentralmuseums mit seinen kroatischen Kollegen anhand kostbarer archäologischer Funde aus der Hallsteinzeit, die im RGZM restauriert wurden. „Greetings from Zagreb“ zeigen Grafiken dreier kroatischer Künstler. Eine weitere Schau thematisiert Spitzenforschung an den Universitäten Mainz und Zagreb am Beispiel des medizinischen 3D-Drucks. Die Ausstellungen sind bis zum 31. August zu sehen.
Art-Genossen im Landtag
Mo-Fr 8-17 Uhr
Nach der Sommerpause trumpft „Kunst im Landtag“ mit der Dreier-Schau „art-genossen“ auf. Im Foyer des Abgeordnetenhauses treten ab 16. August (Vernissage 19.30 Uhr) Helga Hanischs Bildobjekte, Skulpturen von Christine Rowland und Malerei von Imke Stolle-d‘Silva in Dialog.
Cadoro zeigt Forum und Raum
Mi 10 - 16 Uhr, Sa 11 - 16 Uhr
Noch bis November präsentiert das Kunstzentrum Cadoro in Hechtsheim (August-Horch-Straße 14) die Ausstellung „Form und Raum – Concetti Spaziali“ als zweiten Teil der gleichnamigen Schau in Dorothea van der Koelens italienischer Dependance „La Galleria“ in Venedig. Beide Ausstellungen finden im Rahmen der 57. Kunstbiennale statt. Gezeigt werden Werke von acht internationalen Künstlern aus fünf Ländern: Lore Bert, Daniel Buren, Joseph Kosuth, François Morellet, Arne Quinze, Rene Rietmeyer, Vera Röhm und Turi Simeti. Ab 12. August sind im „Cadoro“ auch Werke des Künstlers Sebastian Dannenberg zu sehen.
Kunst nach 1945 Galerie Mainzer Kunst
Di-Fr 11-18, Sa 11-16 Uhr
Unter dem Titel „Abstrakt, Konkret & Informell“ würdigt die Galerie Mainzer Kunst, Weihergarten 11, ab 12. August (Vernissage 11 Uhr) in einer musealen Gruppenausstellung das Schaffen rheinland-pfälzischer Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotz Trümmern und Ruinen, Verlusten und Entbehrungen erwiesen sich die 1950er Jahre als künstlerisch äußerst produktiv. Zu sehen sind Werke von Werke von Alo Altripp, Emil Cimiotti, Fathwinter, K. O. Götz, Gerhard Hintschich, Hugo Jamin, Reinhold Petermann, Heinz Prüstel, Hans Roosen, Max Rupp, Bernard Schultze, Emil Schumacher, Gustl Stark und Conrad Wetteskind, die auch käuflich erworben werden können.
Nocture im Kunstverein Eisenturm
Sa/So 13-17, Mi 16-18 Uhr
„Nocturne“:Den dunklen, kreativen Schüben der Phantasie, die traumhaft hervorbrechen, wenn sich die Vernunft zurückzieht, hat sich die Mitgliederausstellung des Kunstvereins Eisenturm (Fritz Arens-Platz 1) verschrieben, die Vorsitzender Dietmar Gross am Freitag, 4. August, 19 Uhr, eröffnet. Einblicke in ihre Arbeiten geben die Aussteller am Mittwoch, 16. August, 19 Uhr.
Künstlerpaar im Peng
4. bis 12. August, täglich von 11 bis 18 Uhr
In seinem neuen Domizil auf dem Gelände des Alten Rohrlagers an der Weisenauer Straße 15 hat der Kulturverein Peng den Ausstellungsbetrieb wieder aufgenommen. Die ganze Palette seiner technisch und thematisch vielschichtigen Malerei präsentiert der Berliner Künstler Saeid Mojavari zusammen mit Werken seiner Frau Carolin vom 4. bis 12. August in der Galerie-Halle des ehemaligen Schalthauses. Die Ausstellung öffnet am 4. August, 16 Uhr, und kann täglich von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden.
Als eine Art Peng-Außenstelle hat sich die Philippus-Gemeinde (Hans-Böckler-Straße 3) etabliert, wo ab 19. August (Vernissage 19 Uhr) Arbeiten von Torsten Stier im Spannungsfeld von Mathematik, Kunst und Glaube zu sehen sind.