Der Herzkopierer: Unimedizin Mainz informiert bei Kongress und Nachtvorlesung über Stand und Potenziale der 3D-Druck-Technologie
Von Torben Schröder
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MAINZ - Sollte Professor Christian-Friedrich Vahls Prognose zutreffen, hätte dies eine grundlegende Veränderung unserer Gesellschaft zur Folge. „Ich bin davon überzeugt, dass man in 30 Jahren komplette Herzen aus dem 3D-Drucker generieren wird“, sagt der Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Mainzer Uni-Medizin anlässlich des zweiten Kongresses zum 3D-Druck in der Medizin. Dass dessen Eröffnung, die zugleich den Abschluss der Nachtvorlesungsreihe bildete, im Gutenberg-Museum stattfand, ist durchaus passend. „Durch den 3D-Druck ist es möglich, die Wissenschaft in die Hand sehr vieler zu legen“, hielt Professor Bernhard Dorweiler, Leiter der Sektion Gefäßchirurgie, fest.
Gutenbergs „2D-Druck“ und den 3D-Druck bezeichnete Mechthild Kern vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium gleichermaßen als „bahnbrechende Revolutionen“. Von Gelenkprothesen über Zahnimplantate bis zu ganzen Organen – die alternde Gesellschaft bringe einen „Riesen-Bedarf“ an Neuerungen im Bereich der künstlichen Fertigung mit sich.
Der Funktionsoberarzt Ahmed Ghazy schilderte, wie der 3D-Druck bei der Lungenspiegelung segensreich wirken kann. Allein durch Training an einem künstlich generierten Testmodell ließ sich die Behandlungsgeschwindigkeit deutlich beschleunigen. „Die Kollegen machen Erfahrungen, die sie sonst in Jahren sammeln“, betonte Ghazy.
Reproduktion von Körperteilen und Organen: Beim medizinischen Kongress im Mainzer Schloss ging es um den Entwicklungsstand der 3D-Technik. Foto: hbz/Harry Braun
( Foto: hbz/Harry Braun )
Doch wann wird man ganze Organe am 3D-Drucker entstehen lassen können? Vahl würde gerne vorangehen. „Lassen Sie uns aus Rheinland-Pfalz ein wunderbares 3D-Valley machen“, warb er. Seine Strategie, um eines Tages ganze Herzen „drucken“ zu können: Die „Tinte“ soll aus Stammzellen aus dem Beckenknochen gewonnen werden. „Daraus lassen sich alle Gewebearten gewinnen.“ Er fügt außerdem hinzu: „Adern und Klappen können bereits gedruckt werden, bei Muskeln glaube ich in den nächsten drei bis sechs Jahren daran, Nerven wären Pionierarbeit“. Das Herz sei nichts anderes „als ein großes, rotes Band, das kompliziert gefaltet ist. Mein Traum ist, dass es uns in ein paar Jahren gelingt, genau diesen Streifen zu drucken.“