Der Anziehungsmann: Christian Schneider organisiert „Physik am Samstag“ an der Uni Mainz
Von Lisa Maucher
Christian Schneider liebt die Physik und will seine Begeisterung an Schüler weitergeben, um sie zu späteren Studenten an der JGU zu machen. Hier posiert er mit einer Fresnel-Linse. Foto: Harald Kaster
( Foto: Harald Kaster)
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MAINZ - Das mit der Physik ist so eine Sache. Manche denken, sie sei gar nicht zu verstehen, viel zu kompliziert, schlichtweg „zu hoch“ für einen. Schade drum, findet Dr. Christian Schneider. Seit vier Jahren organisiert er für die Johannes Gutenberg-Universität (JGU) die Veranstaltung „Physik am Samstag“ – mit dem langfristigen Ziel, Schüler zu späteren Studenten der Physik zu machen. Im besten Fall an der JGU selbst. Schneider selbst liebt die Physik, hat in dem Fach promoviert. Und er ist ein Mann, der andere für Dinge begeistern kann.
Seit 20 Jahren gibt es „Physik am Samstag“. Sie soll Oberstufenschülern die Naturwissenschaft an alltäglichen Phänomenen erklären. Vermeintlich schwierige Fragen wie „Was ist der Treibhauseffekt?“ kann schon die Schulphysik beantworten. So schwer ist das alles nicht. Schneider organisiert die Vortragenden. Das kann, wie bei der kommenden Veranstaltung, der Uni-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch sein, oder, wie bei einer anderen, Prof. Dr. Thomas Vilgis vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung. Die meisten Referenten arbeiten für die JGU.
Schneider selbst trägt nicht vor, obwohl er dafür wie gemacht zu sein scheint. Offen, freundlich, nahbar. Er lacht viel, nimmt sich geduldig Zeit, Physikalisches zu erklären, und er findet die richtigen, heißt, die einfachsten Worte dafür. Dieses Talent kann er sich aber an anderer Stelle zunutze machen. Schneider besucht Schulen, wenn sie ihn anfragen, und fasziniert dort für die Physik.
TERMINAUSWAHL
17. März: Von Kaugummis und Babywindeln – Physikalische Einblicke in die Welt der Kunststoffe.
24. März: Physik der Weichen Materie - Von der Küche in den Mund.
7. April: Von der Atmosphärenforschung zur Wettervorhersage.
14. April: MESA - der neue Teilchenbeschleuniger an der Uni Mainz.
21. April: Schwergewichte in die Falle gegangen – Untersuchung superschwerer Elemente mit Ionenfallen.
Im Hörsaal des Instituts für molekulare Biologie (IMB), Ackermannweg 4, immer von 10 bis 13 Uhr.
Kindheit mit technikaffinem Vater, später „Jugend forscht“
Er war zehn Jahre alt, als er zwischen Bäumen im heimischen Garten eine Oberleitung gespannt hat. Einfach so. „Mir wurde das in die Wiege gelegt“, sagt der heute 34-Jährige dazu und verweist auf seinen technikaffinen Vater. Frühförderung. In der Schule hat Schneider bei „Jugend forscht“ teilgenommen, ist bis zum Bundeswettbewerb gekommen, wo er einen Sonderpreis bekommen hat. Der gebürtige Kaiserslauterner hat an der dortigen Uni Physik studiert, nachdem er sich gegen Informatik entschieden hatte. Er arbeitete während des Studiums als wissenschaftliche Hilfskraft und promovierte. Wissenschaftler wollte Schneider nie werden, Publikationen generieren, sich von einer Befristung zur nächsten hangeln. Nach Mainz führte ihn dann eine freigewordene Stelle.
Neben der Physik hat Schneider ein Faible für das Filmen und für Filme. An der Uni Kaiserslautern hat Schneider das Campus TV etabliert. Schon damals wollte er Wissenschaft für jeden begreifbar machen. Da erinnert er sich an eine Aktion, die sein Wesen ganz gut beschreibt. An seiner Uni war ein Symposium, das den Astronauten Thomas Reiter eingeladen hatte. Reiter war 1995 für die Mission Euromir ausgewählt worden, führte als erster Deutscher einen Außenbordeinsatz auf der Raumstation durch. Die Medien liebten ihn. Aber es war Schneider, der ihn beim Symposium abgriff, bevor ihn überhaupt die großen Sender vor die Linse bekommen konnten. Schneider lacht, sagt: „Man erfüllt sich die kleinen Träume.“ Und: „Was hat man zu verlieren?“
Diese innere Freude zeigt sich auch bei ihm, wenn er über die Physik spricht. Er scheint nicht müde geworden zu sein, zum x-ten Mal grundsätzliche Dinge zu erklären. Schneider ist bei jeder „Physik am Samstag“-Veranstaltung dabei, moderiert an. Er personifiziert den Funken, der auf andere überspringen soll. Der Verdacht liegt nahe, dass das recht oft klappt.