Das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz bereitet sich auf Umzug vor
Von Gerd Plachetka
Wie ein ganzes Museum umzieht, das konnten die Besucher beim Familiensonntag im Römisch-Germanischen Zentralmuseum ganz hautnah erfahren. Foto: hbz/Stefan Sämmer
( Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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MAINZ - Während bei einem klassischen Wohnungs- oder Hausumzug eher die Möbelpacker gefragt sind, besteht das Team, das einem ganzen Museum in neue Räumlichkeiten verhelfen möchte, zwangsläufig mehr aus Kuratoren, Restauratoren und Archivaren. „Ganz sicher sind natürlich auch einige Möbelpacker dabei“, erläutert die Museumsmitarbeiterin Jessica Ast der kleinen Johanna Siegmund auf ihre Frage. Die Neunjährige war mit ihren Eltern im Rahmen des musealen Familiensonntags in die Kinderwerkstatt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) gekommen.
200 000 Objekte und Exponate umzuziehen, die das Haus seit seiner Gründung im Jahr 1852 zusammengetragen hat, sind zwangsläufig eine enorme logistische Herausforderung bei dem in drei Jahren anstehenden Ortswechsel. 30 hauptamtliche Restauratoren sind bereits damit beschäftigt, sämtliche Exponate aus den Kellermagazinen zu holen, sie zu säubern, wissenschaftlich abzugleichen, einem gesicherten Status zuzuordnen und alles bis zum Umzug in säurefreien Kartons zwischenzulagern.
Bereits seit den Anfängen besteht das erklärte Ziel, in Mainz eine zentrale Referenzsammlung bedeutsamer und aussagekräftiger archäologischer Fundobjekte zu etablieren. Diese Chance – quasi alles unter einem Dach zu beherbergen – soll sich nun mit dem Neubau des Archäologischen Zentrums (AZ) neben dem hauseigenen Museum für Antike Schifffahrt in der südlichen Altstadt ergeben. Schließlich zählt das RGZM zu den größten archäologischen Forschungseinrichtungen in Europa und benötigt dringend eine neue Heimat mit mehr Platz. „Am neuen Standort wird künftig ein Viertel der Fläche für die Ausstellungen bereitstehen. Dem Museumsbesucher eröffnen sich dann mithilfe moderner Präsentationsmethoden völlig neue Einblicke in den Stand der Wissenschaft“, erzählt die Archäologin Antje Kluge-Pinsker den Besuchern an den verschiedenen Bildern und Gebäudegrundrissen des künftigen Neubaus im Erdgeschoss des Museumsflügels im Kurfürstlichen Schloss. Für das neue Museum ist eine große Präsenzbibliothek geplant. Damit hat jeder die Möglichkeit, individuell seine Forschungen anzustellen. Die Museumspädagogik wird zusammen mit der Dauerausstellung im zweiten Geschoss untergebracht sein. Im Stockwerk darüber wird ein großer Konferenzsaal entstehen, der die Wissenschaftler des Leibniz-Forschungsinstituts weltweit vernetzen soll.
Kluge-Pinsker hat sich mittlerweile Handschuhe übergestreift und schlägt vorsichtig eine Seite des aus dem späten 19. Jahrhundert stammenden Inventarbuchs auf. Das frühmittelalterliche Knickwandgefäß, ein Originalstück aus dem 6. Jahrhundert, ist im Buch zu finden. Beschrieben wird das Material, der Fundort Frankreich ist zu lesen und dass es sich bei dem Grabfund um einen Trinkbecher handelt. Was einst mühsam in Form eines Aquarells dazu illustriert wurde, wird künftig digitalisiert mit einem Barcode versehen und dreidimensional EDV-technisch inventarisiert.