Das Problem mit der perfekten Flugbahn: AZ-Redakteurin Lisa Maucher im Selbstversuch beim Ultimate Frisbee in Mainz
Von Lisa Maucher
Redakteurin Lisa Maucher versucht sich im Ultimate Frisbee. Ob das eine gute Idee war? Foto: hbz/Harry Braun
( Foto: hbz/Harry Braun)
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MAINZ - Da, da kommt sie, die Scheibe, renn! Schneller, los, renn! Ihre Route wird neu berechnet. Nach rechts, nach rechts! Ihre Route wird neu berechnet. Nach links! Oh. Ist sie doch nach rechts abgedriftet. Versteh ich nicht. Kann nicht einschätzen, wie die Flugbahn verläuft. Dabei wurde mir einmal attestiert, dass mein räumliches Denken überdurchschnittlich gut sei. Pustekuchen. Vielleicht in der Theorie. Ich fange diese doofe Frisbee-Scheibe kein einziges Mal. Obwohl ich renne wie eine Bekloppte. Das ist also Ultimate Frisbee. Eine Sportart, die es seit den 60ern gibt. Und die gerade total trendig ist. Das wissen nicht nur die Uni-Studenten, die auf dem Kunstrasen beim Hochschulsport trainieren.
In Deutschland gibt es um die 70 Vereine. Ultimate Frisbee ist eine Erfindung amerikanischer Studenten. In Amerika ist der Sport auch deutlich bekannter und beliebter als hier. Was besonders daran ist: Er wird ohne Schiedsrichter gespielt, eine gerechte Spielweise wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Klingt sympathisch. Ebenso nett sind die Leute, die da auf dem Kunstrasen trainieren. Eine Gruppe, in der ich mich schnell wohl fühle, gut aufgenommen werden. Ich habe das Gefühl, dass ich mich selten doof anstelle. Das Gegenteil wird mir attestiert. Das nenne ich Motivation.
Nun ist Ultimate Frisbee nicht einfach Frisbee spielen, werfen, fangen, werfen, fangen. Genauso wenig, wie Badminton mit Federball gleichzusetzen ist. Natürlich gibt es Regeln.
Am Anfang des Spiels stehen sich zwei Mannschaften gegenüber. Das Feld ist hundert Meter lang und 37 Meter breit. Gar nicht so ohne. Die defensive Mannschaft schmettert die Scheibe zur offensiven Mannschaft. Schnell positionieren sich die Spieler auf dem Feld, die Scheibe wird aufgehoben, und ab geht’s.
KONTAKT UND TRAINING
Anfänger: dienstags 19.30 bis 21.00 Uhr, für Frauen und Männer
Fortgeschrittene: dienstags 19.30 bis 21 Uhr, für Frauen und Männer; donnerstags 19.30 bis 21 Uhr, für Frauen
Ort: Kunstrasen-Feld der Uni, Dalheimer Weg
Ansprechpartner: Robin Jacoby, geschaeftsfuehrer@feld renner.de
www.feldrenner.de
Ziel: In die Endzone des Gegners kommen
Ziel des Spiels ist es, in die Endzone des Gegners zu kommen und die Scheibe dort zu fangen. Ist gar nicht so einfach, denn sobald man dieses weiße Ding in der Hand hat, darf man sich nicht mehr groß bewegen. Und man hat zehn Sekunden Zeit, das Teil wieder loszuwerden, zu werfen. Es geht also nicht nur um räumliches Denken. Es geht auch um Kondition, um Schnelligkeit, um Taktik.
Es dauert nicht lange, bis mir wirklich warm wird, der Puls nach oben schnellt, ich wie ein kopfloses Huhn hin und her renne. Der Trainer Robin Jacoby, der Bobby genannt werden mag, nimmt uns ganz schön ran, aber das ist okay. Besser wird man, indem man an Grenzen geht, spreche ich mir gut zu. Er erklärt mir, dass jede Körperberührung als Foul gewertet wird. Der Gefoulte sagt den Regelverstoß laut an, und wenn der Foulende sie anerkennt, wird das Spiel an der Stelle, wo der Fauxpas passiert ist, weitergeführt. Bobby sagt mir auch, dass es Ultimate Frisbee als Beach-Version gibt, also mit Sand unter den Füßen. Da wünsche ich mich hin, während er mir das erzählt. Ich höre das Meer rauschen und sehe stattdessen Schweißtropfen rollen.
Was mich ja am meisten fasziniert, sind diese absolut präzisen Würfe von Bobby. Wie an einer unsichtbaren Schnur fliegt die Scheibe dorthin, wo er sie sinken lassen wollte. Wahnsinn. Rückhandspielen krieg’ ich auch noch so ungefähr hin, aber Vorhand, was ist das denn, wie sieht das denn aus. Ich vergesse immer wieder, wie ich die Scheibe anfassen soll, damit sie gut in der Hand liegt. Die Finger zu einer Pistole ausstrecken, dann einfach in das Halbrund reinlegen. Ich frage bestimmt fünf Mal, wie das nochmal geht. Naturtalent.
Trotzdem: Ich glaube, dass Ultimate Frisbee ein Sport ist, in den man recht schnell reinkommt, wenn man sich ranhält. Und wenn sich eine Sportart so sehr über Fair Play definiert, dann kann sie doch nicht schlecht sein.