Veranstaltungsreihe mit Lesungen, Spaziergängen und Theater widmet sich dem Heimatbegriff des aus Rheinhessen stammenden Dramatikers.
Von Michael Jacobs
Lokalredakteur Mainz
Carl Zuckmayers Besuche der alten Heimat führten ihn stets zum Mainzer Dom.
(Archivfoto: Klaus Benz)
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MAINZ - Nachdem Johannes Gutenberg im Unterhaus erste Musical-Meriten geerntet hat, wird nun auch einem weiteren Rheinhessen-Heroen verstärkt die Bühne bereitet. Unter der Ägide ihres neuen Präsidenten Günter Beck lädt die Carl-Zuckmayer-Gesellschaft erstmals von Mai bis Oktober zu Zuckmayer-Festspielen. Der kleine Reigen aus Vorträgen, szenischen Lesungen, Freilichttheater und Stadtspaziergängen ist eingebettet in das diesjährige Motto „Heimat(en)“ des Kultursommers Rheinland-Pfalz, der die Veranstaltungsreihe mit 5000 Euro fördert.
Carl Zuckmayer, 1896 in Nackenheim geboren, hatte viele Heimaten und Schaffensorte. Mainz, wo er aufwuchs und aufs Gymnasium ging. München und Berlin, wo der Dramatiker mit der Komödie „Der fröhliche Weinberg“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ den literarischen Durchbruch schaffte, ehe ihn die Nazis 1939 ins amerikanische Exil trieben. Während sich viele deutsche Emigranten in der lärmenden Filmindustrie Hollywoods als Drehbuchschreiber durchschlugen, ließ er sich mit seiner Familie für sieben Jahre auf einer abgeschiedenen Farm im Windsor County in Vermont nieder. „Mit Zuck in den grünen Bergen“ ist denn auch zum Festival-Auftakt am 12. Mai, 17 Uhr, ein Vortragsabend überschrieben, bei dem Christine Eckert und Günter Beck die Erlebnisse Zuckmayers und seiner Frau Alice als frischgebackene Ziegenfarmer wechselweise im zupackend-vitalen Erzählduktus des Dichters präsentieren. Auch der im Auftrag des US-Geheimdienstes 1944 im Exil verfasste „Geheimreport“ mit seinen lebendigen Charakterporträts von in NS-Deutschland gebliebenen Kulturschaffenden, wie etwa Heinz Rühmann oder Emil Jannings, ist ein Meisterwerk literarisch-psychologischer Menschenzeichnung. Der Schauspieler Klaus Köhler trägt die packendsten Passagen am 25. Mai, 18 Uhr, in der Staatstheater „Filiale“ vor (am 28. September im Nackenheimer Ortsmuseum Muxum).
Den komödiantischen Evergreen „Der fröhliche Weinberg“ führt das 25-köpfige Theaterensemble der Zuckmayer-Gesellschaft vom 13. bis 15. Juni vor dem Nackenheimer Rathaus auf. Das turbulente Lustspiel um den Winzerclan Gunderloch mit seinen Attacken auf tumbe Korpsstudenten und völkische Hohlköpfe werde in Originalkostümen in der historischen Fassung von 1925 über die Open-Air-Bühne gehen, sagt Regisseur Kurt Feyerabend. Für flüssige Umrahmung sorgen die Nackenheimer Winzer. Bei seiner Premiere im Mainzer Theater waren rheinhessische Weinbauern noch Sturm gegen das Stück gelaufen.
TICKETS
Kartenvorbestellungen per E-Mail an info@carl-zuckmayer.de oder telefonisch unter 06135-85 38.
Auch wenn Carl Zuckmayer nach 1945 nicht mehr dauerhaft nach Deutschland zurückkehrte und die letzten zwanzig Lebensjahre im Schweizer Saas-Fee verbrachte, hat seine rheinhessische Heimat doch Leben und Werk tief geprägt. Bei einem Spaziergang durch Mainz am 30. Juni, 11 Uhr, führt Michael Ebling-Metzenroth an die Stätten einer glücklichen Jugend, die jäh mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges endete. Zuckmayers Kindertage lässt die Literatur Werkstatt Rheinhessen bei einem Bummel durch Nackenheim und die Weinberge am 18. und 25. August, jeweils 11 Uhr, aufleben. Im Ortsmuseum Muxum, das eine kleine Ausstellung zu Carl Zuckmayer und seinem in die Türkei emigrierten Bruder Eduard beherbergt, spürt Michael Ebling-Metzenroth am 2. Juni, 11 Uhr, anhand von Szenen aus dem „Hauptmann von Köpenick“ und autobiografischen Texten dem „Sich-heimisch-Fühlen“ in Zuckmayers Werk nach.
Das Festival-Programm werde noch bis in den Herbst weitergeschrieben, sagt Günter Beck. In Planung seien etwa noch Kino-Abende im KUZ mit den Verfilmungen der „Fastnachtsbeichte“, „Der Hauptmann von Köpenick“ und „Des Teufels General“ mit anschließender Gesprächsrunde.