Freitag,
17.05.2019 - 14:42
5 min. inkl. Video
Brand in Rheingoldhalle: Kripo untersucht Brandherd
Von Nicholas Matthias Steinberg und Maike Hessedenz
MAINZ - Am Tag nach dem schweren Brand auf dem Dach der Rheingoldhalle ist auf der Rheinstraße der Alltag eingekehrt. Dicht an dicht drängen am Freitagmorgen Autos über die Kreuzung zur Quintinsstraße. Vor 24 Stunden noch war an Verkehr an dieser Stelle nicht zu denken: Stattdessen bestimmten Polizeiabsperrband, Einsatzwagen, Drehleitern und Kräfte der Feuerwehr die Szenerie. Der Gehweg vor dem Gebäude war bedeckt von einer dichten Löschschaumdecke, die Straße übersät von Wasserschläuchen. In der Luft lag der beißende Geruch von Rauch.
Am Freitagmorgen rollte der Berufsverkehr wie gewohnt. Gegen 2.30 Uhr wurde die Rheinstraße wieder für den Verkehr freigegeben. Ursprünglich sollte sie bis 11 Uhr gesperrt bleiben. „Aber umso besser, dass die Achse für den Berufsverkehr wieder frei war“, sagt Polizeisprecher Rinaldo Roberto. Die Befürchtungen der Polizei, dass sich die Rheingoldhalle als „Gafferlocation“ herauskristallisieren und neugierige Autofahrer den Verkehr zum Erliegen bringen könnten, bewahrheiteten sich in diesem Fall nicht. Zumal der Blick aufs Dach von der Straße ohnehin kaum möglich ist.
Löscharbeiten dauerten bis zwei Uhr nachts an
Die Aufräum- und Löscharbeiten auf dem Seitenflachdach der Rheingoldhalle selbst dauerten etwa bis 2 Uhr an, berichtet Stadtsprecher Marc André Glöckner. Dann waren auch die letzten Glutnester auf der Innenstadt-Seite freigelegt und gelöscht. Bis 6.30 Uhr hielt die Feuerwehr am_Freitag Brandwache. Was bedeutet, dass sie den Ort des Geschehens auch nach Abschluss der Löscharbeiten noch überwachte.

Die Rheingoldhalle in Mainz am Morgen nach dem Brand. (Foto: Julia Sloboda)
Diese hatten sich zuvor gerade auf der Innenstadt-Seite des Flachdachs als aufwendig erwiesen, da dort Teile der zu großen Teilen aus Holz bestehenden Zwischendecke bis auf die Stahlbetondecke abgesackt waren. Die Feuerwehr hatte das Feuer am_Donnerstag bis 12.30 Uhr unter Kontrolle, bis 13.30 Uhr größtenteils gelöscht und bis 18 Uhr auch die meisten unter dem Flachdach versteckten Glutnester beseitigt. Zeitweise waren parallel sieben Drehleiterfahrzeuge rund um die Rheingoldhalle im Einsatz. Laut Markus Lunnebach, dem Einsatzleiter der Feuerwehr, bestand zwischenzeitlich „die akute Gefahr, dass das Feuer auch den bereits umgebauten Gebäudeteil mit dem Gutenbergsaal erreicht“. Ein dort geplanter Kongress war am Donnerstagmorgen in andere Räume verlegt worden.
Um auch die unwegsameren weil abgesackten Bereiche des Flachdachs zur Rheinstraße hin von Kies und Schutt zu befreien, entschied man sich, einen Spezialbagger anzufordern. Gegen 20 Uhr traf das 75 Tonnen schwere Gefährt auf einem Tieflader in Mainz ein. Zuvor musste eine spezielle Anfahrtroute ausbaldowert werden. „Es gibt einige Strecken und Brücken, die mit diesem Gewicht nicht befahren werden können“, berichtet Stadtsprecher Marc André Glöckner. Doch der Bagger kam sicher an. Und auch die Rheinstraße blieb unbeschadet. Mit seinem Greifarm trug er die restlichen Schutt-Überbleibsel ab. Während im nicht betroffenen Gutenbergsaal der Rheingoldhalle am Freitagmorgen wie geplant ein Kongress stattfand, begann die Kriminalpolizei vor Ort mit ihren Ermittlungen. Ein Brandmittelspürhund ging das Dach ab. Hinweise auf Brandbeschleuniger soll er laut Ermittlern allerdings nicht gefunden haben. Man gehe zurzeit nicht von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus.
Am Vormittag machten Brandermittler des zuständigen Kommissariats 1 im vorderen Bereich des Daches Richtung Hotel Hilton auf der Rhein-Seite die Stelle ausfindig, an der das Feuer ausgebrochen war. Von dort breitete es sich in der Zwischendecke des Seitenflachdachs u-förmig um die auffällige Hauptdachkonstruktion Richtung Rathaus aus. Vom Brand betroffen waren letztlich rund 50 Prozent des Seitenflachdachs, also etwa 5000 Quadratmeter.
Minipressenmesse findet statt
Die Mainzer Minipressenmesse wird wie geplant vom 30. Mai bis 2. Juni in der Rheingoldhalle stattfinden. Nach Aussagen von August Moderer sei der Ausstellungsbereich rund um den Gutenbergsaal, der durch eine Brandschutzwand hermetisch vom alten Teil der Halle abgetrennt ist, nicht von den Auswirkungen des Großbrandes betroffen.
Brandermittler und Gutachter prüfen Gebäude
Derweil ist die Brandursache weiter unklar. Im Raum steht jedoch, dass es im Zuge von Sanierungsarbeiten zu einem Schwelbrand gekommen sein könnte. Im Laufe des Vormittags trafen auch externe Sachverständige an der Rheingoldhalle ein. Es gehe nun auch darum, den Weg der Flammen über das Dach zu rekonstruieren, berichtet Polizeisprecher Roberto. Unabhängig von den Brandermittlern, die betroffene Gebäudeteile sowohl von innen als auch von außen in Augenschein nahmen, würden in den kommenden Wochen von verschiedenen Seiten beauftragte Gutachter den Zustand und die Substanz des Gebäudes prüfen.
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Im Fokus standen sowohl bei den Löscharbeiten selbst als auch danach die 150 Einsatzkräfte zahlreicher Feuerwehren aus Mainz, dem Landkreis Mainz-Bingen sowie aus Wiesbaden; zudem die Werksfeuerwehren von Schott und Boehringer Ingelheim und Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW). Vor allem in den sozialen Netzwerken bedankten sich viele Bürger für die unermüdliche Arbeit der Einsatzkräfte. Diese waren am Donnerstag gegen 6.20 Uhr wegen des Brandes alarmiert worden, Brandmeldeanlagen hatten ausgelöst. Zudem gingen ab diesem Zeitpunkt diverse Notrufe in den Leitstellen ein. 24 Stunden später war der Einsatz mit dem Auflösen der Brandwache beendet.
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Hier Fotos von unserem Bildredakteur Sascha Kopp: