Bischof Peter Kohlgraf plaudert über seine neue Rolle, die Mainzer und den Markt
Ein Jahr voller intensiver Momente hat Bischof Peter Kohlgraf bislang in Mainz erlebt. Es sei auch ein Sprung ins kalte Wasser gewesen.
Von Maike Hessedenz und Alexandra Eisen
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Von der Hochschule in den Dom, vom Land in die Stadt, vom Schreibtisch ins Rampenlicht.
Ein Sprung ins kalte Wasser war es allemal, den Dr. Peter Kohlgraf mit der Übernahme des Mainzer Bischofsstuhls unternommen hat. "Es gibt ein Leben vor der Bischofsweihe und ein Leben nach der Bischofsweihe. Man bleibt als Person dieselbe, aber die öffentliche Wahrnehmung ist eine andere", sagt er selbst über seinen Rollenwechsel.
Es war ein Jahr voller intensiver Momente, voller großer Auftritte, die er zu absolvieren hatte – da war zunächst seine eigene Bischofsweihe, die mit großem Aufwand und enormer öffentlicher Anteilnahme gefeiert wurde, auch der Tag der Deutschen Einheit ging mit einem aufsehenerregenden Fernsehgottesdienst samt massiver Sicherheitsvorkehrungen über die Bühne.
Bewegender Moment
Und Bischof Peter Kohlgraf musste nur wenige Monate, nachdem er von ihm die Bischofsweihe empfangen hatte, seinen Amtsvorgänger Karl Kardinal Lehmann beerdigen – auch für ihn ein bewegender Moment, wie er sagt.
Bischof Peter Kohlgraf beim Rundgang um den Dom.
(Foto: Sascha Kopp)
Ein Jahr lang ist Peter Kohlgraf, am 27. August, im Amt. Gemeinsam mit der Allgemeinen Zeitung hat er zu diesem Anlass einen Spaziergang rund um "seinen Dom" unternommen. Ein Stadtgespräch der besonderen Art: Wie ist es ihm in diesem Jahr in Mainz ergangen, welche Ereignisse sind ihm besonders in Erinnerung geblieben?
Sympathie von der ganzen Diözese
Viele schöne Gespräche mit den Mainzern habe er geführt; von Anfang an habe er in Mainz und in der ganzen Diözese Sympathie gespürt, die ihm entgegengebracht wurde, daran habe sich auch ein Jahr nach der Bischofsweihe nichts geändert.
Er fühlt sich wohl und heimisch in Mainz, kauft gerne auf dem Markt ein, hat die Mainzer Gastronomieszene bereits kennen und lieben gelernt – lediglich ans Fahrradfahren in der Stadt muss er sich noch gewöhnen. "Das ist in Mainz ein Abenteuer", sagt er – und schließlich wolle er sich ja auch als Bischof an die Verkehrsregeln halten.
Vom Bischof vervollständigt:
Gemüse, Obst, Blumen und ganz wichtig: Eier.
Mein Lieblingsort im Dom ist: ... die Gotthardkapelle, es ist ein eigener, fast intimer Raum, in dem ich regelmäßig Gottesdienste habe, der Raum hat für mich sehr viel an Gebetsatmosphäre.
In meiner privaten Küche kochen ich: ... auf jeden Fall Kaffee.
Das erste Mainzer Fastnachtslied, das ich auf dem Klavier spielen konnte, war: ... ich muss gestehen, dass ich tatsächlich noch kein Mainzer Fastnachtslied auf dem Klavier gespielt habe. Ich werde es ändern!
Weck, Worscht und Woi sind für mich: ... hoffentlich nicht zu viel Alltag. Denn die Kombination schmeckt hervorragend, man sollte damit aber maßvoll umgehen.
Mein liebstes Mainzer Wort ist: ... Woi.
Was die Mainzer besser können als die Kölner ist: ... Fußball spielen.
Die erste Johannisnacht vor meiner Haustür war: ... gar nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt habe. Hier in der Domstraße lebe ich relativ ruhig. Ich war dort und habe mir das angeschaut und versucht, mich durch die Menge zu kämpfen.
Meinen Vorsatz, mit dem Fahrrad zu fahren, habe ich: ... zu selten verwirklicht, aber es gab Augenblicke und Tage.
Mainz ist für mich schon ein Stück Heimat geworden, weil: ... ich hier lebe, viele nette Menschen kennengelernt habe, auch mittlerweile meine Netzwerke in die Stadt habe, ich erkenne viele Menschen auf der Straße, viele erkennen mich. Mainz bekommt viele Gesichter, mit denen ich etwas verbinde und ich glaube, dass das zu Heimat dazugehört.
Bischof Peter Kohlgraf gibt sich volksnah, ist in sozialen Medien aktiv, macht auch mal ein Selfie oder lässt sich von den Ministranten, mit denen er gerade bei der Wallfahrt in Rom war, auf Händen tragen.
Jahr des Kennenlernens
Ein arbeitsreiches erstes Jahr war es, eines in dem er zum einen durch personelle Veränderungen in der Verwaltung des Bistums erste Duftmarken gesetzt hat; zum anderen war es auch ein Jahr des Kennenlernens. Alle Dekanate des Bistums hat er besucht, hat sich ein Bild von der Situation der Pfarreien und der Gläubigen vor Ort gemacht. Fingerspitzengefühl ist gefragt, wenn er das Bistum zukunftsfähig aufstellen will. Strukturanpassungen, die Priestermangel, demografische Entwicklung und knappe Kassen mit sich bringen, werden sich nicht vermeiden lassen.
Seit 25 Jahren ist der gebürtige Kölner Peter Kohlgraf Priester, seit einem Jahr ist er Chef des Bistums Mainz. Er ist immer noch dabei, in diese Rolle hineinzuwachsen, sagt er. Aber eines weiß er sicher, wie er bei der Feier zu seinem silbernen Priesterjubiläum im Juni betonte: "Ich bin gerne Bischof von Mainz."